Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
können, dass sie sich hin und wieder daran versuchen, einen Troll zu töten. Doch wir beide wollen uns versprechen, dass wir nicht mehr die Waffen gegeneinander erheben. Und dass nie mehr ein feindliches Heer das Land des anderen betritt.« Er machte eine abrupte Bewegung mit der Hand, so dass Kadlin sein Blut ins Gesicht spritzte. Dann sah er sie erwartungsvoll an.
Seine Schwester blickte fragend zu ihm, doch auch Melvyn wusste nicht, was der Troll erwartete. Er war ernüchtert, fühlte sich vorgeführt und beschämt. Klackend ließ er die Krallen aus Silberstahl in seine Armschienen zurückfahren.
Orgrim kniete vor Kadlin nieder und nahm vorsichtig ihre blutende Hand. Er berührte damit sein Gesicht. Ja, er leckte nach dem Blut!
»Nun ist es mit Blut beeidet«, sagte er so laut, dass es auch die Krieger auf dem Hügel hören konnten. »Bringt ihren Vater.« Leise fügte er hinzu: »Eine letzte Bedingung stelle ich noch. Ich will, dass man mir dein Herz bringt, wenn du eines Tages stirbst, Menschentochter.« Er drehte sich zu Melvyn um. »Du wirst das tun!«
Er war sprachlos. Ihr Herz! Er wusste, dass Trolle besonders tapfere Gegner ehrten, indem sie ihr Herz verspeisten. Sie glaubten, deren Mut in sich aufzunehmen, wenn sie es taten. Aber die Vorstellung, eines Tages das Herz seiner Schwester aus deren Leib zu schneiden … Das war zu viel! »Ich denke nicht…«
» … dass dies ein Hindernis für unseren Frieden sein wird«, sagte Kadlin entschieden und ihr Blick gebot ihm erneut zu schweigen. Sie hatte ihre letzte Kraft in diesen Blick gelegt. Nun sank sie am Felsen in sich zusammen.
»Bringt ein Fell für sie«, rief Orgrim.
GERECHTIGKEIT
Wer si
ch des Wuchers mit Essbarem schuldig gemacht und seiner Herde auf diese Weise Schaden zugefügt hat, der ist einem Rudelführer auszuliefern. Der Rudelführer wird den Straftäter auf einem öffentlichen Platz vor den Augen der Geschädigten bei lebendigem Leib verspeisen.
Ein Händler, der mit falschen Gewichten auf seiner Waage betrogen hat, der ist einem Rudelführer auszuliefern. Auf einem öffentlichen Platze wird ihm das Hundertfache des Gewichtes, um das er betrogen hat, vor aller Augen aus seinem lebendigen Fleisch geschnitten.
Wer einen Viehdieb stellt, bevor jener sein eigenes Land erreicht, der darf den Dieb erschlagen und wird dafür nicht verfolgt werden.
Ein Viehdieb, der es schafft, das gestohlene Vieh auf sein eigenes Land zu treiben, gilt nicht weiterhin als Dieb und darf nicht mehr belangt werden. Wer gegen ihn die Hand erhebt, wird vom Gesetz verfolgt werden.
Ein Händler, der mehr als die Hälfte des Preises, um den er eine Ware eingekauft hat, auf den Weiterverkaufspreis aufschlägt, ist wie ein Dieb zu behandeln. Für den ersten Diebstahl wird er mit einem glühenden Eisen im Gesicht gebrandmarkt. Für den zweiten Diebstahl soll ihm eine Hand abgehackt werden. Wird er ein drittes Mal überführt, so ist sein Leben verwirkt. Wer zum Schaden der Herde Geschäfte mit dem Geld und Gut anderer macht, der muss den Schaden mit seinem eigenen Geld und Gut begleichen. Sollte dies nicht ausreichen, so wird auch aller Besitz seiner Blutsverwandten eingezogen. Ist auch das nicht genug, dürfen der Betrüger und all seine Verwandten in die Sklaverei verkauft werden. Dies Geld wird ebenfalls an die Geschädigten weitergegeben …«
DAS GESETZ, ABSCHRIFT DES TROLLKODEX, AUFGEFUNDEN IN DER STADT UTTIKA, S. 7 UND 8.
DAS BUCH
»Wer in betrunkenem Zustand einen anderen tottrampelt oder verletzt, der wird dafür in aller Öffentlichkeit streng gescholten werden. Er fällt jedoch nicht unter die Blutsgerichtsbarkeit, da er im Augenblick des Unglücks nicht Herr seiner Sinne war.«
Der stets so beherrschte und überhebliche Elija Glops vermochte seine Stimme kaum im Zaum zu halten, während er die Worte vorlas. »Das ist kein Gesetz! Das ist eine ganz unverhüllte Beleidigung aller Kobolde. Es wird zu Aufständen kommen, wenn dieses Gesetz öffentlich verlesen wird.« »Warum? Es könnte doch auch ein betrunkener Kobold auf eine Blütenfee treten?«, entgegnete Skanga lustlos. Am liebsten hätte sie Elija aus dem Thronsaal geworfen, aber bald würde sich im Albenstern vor ihnen ein Tor öffnen, und die Schamanin wollte, dass der Lutin beobachtete, ob dabei alles mit rechten Dingen vor sich ging. Ihr Besuch bei Alathaia, der Elfenfürstin von Langollion, war ein einziges Ärgernis gewesen. Diese aufsässige Elfenschlampe hatte unverschämte Forderungen
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