Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
versammelten sich die Fliegen um ihn. Wie dichter Rauch umgaben sie ihn. Der Sprecher schrie. Allerdings nur ein einziges Mal. Oblon lächelte gehässig. Es war kein guter Einfall, seinen Mund zu öffnen, wenn man von so vielen Fliegen umschwirrt wurde.
Unbeirrt vom Schicksal ihres Sprechers rückten die Trolle weiter vor und drängten ihn zurück, bis er dicht neben Falrach mit dem Rücken zu seiner Hütte stand. Der Riese setzte sich mit Fußtritten zur Wehr, gegen die sich die Trolle auch mit ihren großen Schilden nicht schützen konnten.
Sie attackierten ihn auch mit Wurfspeeren, doch er schlug sie einfach aus der Luft, als seien sie von kraftlosen Greisen geschleudert worden. Plötzlich schlug sich Falrach auf die Wange, als wolle er ein Insekt verscheuchen. Ein feiner Blutstropfen rann über seine blasse Haut. Ein vergifteter Blasrohrpfeil musste ihn getroffen haben.
Der Riese ging in die Knie. Mit beiden Händen packte er den nächststehenden Trollkrieger und schleuderte ihn in die Schlachtreihe seiner Gefährten.
Eine Wurfkeule traf Oblon seitlich am Kopf. Benommen torkelt er gegen den knienden Riesen. »Werden die uns fressen?«, fragte Falrach merkwürdig gedehnt, als müsse er jedes Wort mit Gewalt über die Lippen zwingen.
»Dich fressen sie. Für mich werden sie sich etwas Schlimmeres ausdenken.« Falrach fasste sich mit der Hand an die Stirn. Seine Augenlider flatterten. Sein Gesicht hatte die Farbe von gebranntem Kalk. Oblon kannte die Anzeichen. Jetzt begann er keuchend zu atmen. Das Gift lähmte ihn. Er würde ersticken. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
Die Trolle wichen zurück. Sie wussten, dass der Kampf entschieden war. Überall hob Jammern und Wehklagen an. Er konnte verstehen, dass sein Volk es nicht wagte, gegen die Grauhäute zu kämpfen. Wer vermochte schon Trolle zu besiegen! Wenn die andere Riesin auch hier gewesen wäre, hätte die Schlacht vielleicht einen anderen Verlauf genommen. Nun aber war alles verloren.
Falrach stieß sich von der Lehmmauer ab und sprang mit ausgebreiteten Armen den Trollen entgegen. Zwei Krieger verschwanden schreiend unter dem massigen Körper des Riesen. Fünf oder sechs andere stürzten beim Versuch, dem Verhängnis auszuweichen. Falrachs Rechte schloss sich um die Kehle eines Trolls. Die Übrigen hieben mit Keulen und Speeren auf den Riesen ein.
Oblon nutzte die Verwirrung unter den Feinden, um selbst einen letzten, verzweifelten Angriff zu unternehmen. Zwei Schritt hinter ihm ruhten die Ahnen vieler Generationen. Sie sollten sehen, wie er als Held die Reise zu ihnen antrat.
VOM BLUTRECHT
Ich will mit der Königin sprechen!«, rief der Anführer der Trolle mit einer Stimme, die wie Donner von den Bergen widerhallte. Sie waren vielleicht zehn Schritt vor ihm stehen geblieben.
»Sie hat Fieber. Sie liegt in tiefem Schlaf. Und selbst wenn sie wach wäre, würde sie nicht klar reden können. Ich spreche für sie.«
»Du wirst mir die eine, alles entscheidende Frage nicht beantworten können. Das kann nur sie. Lass mich zu ihr, Elf, oder du stirbst!«
Melvyn lachte auf. Es war ein freudloser Laut, geboren aus Wut und Verzweiflung. »Du rückst nicht mit Heeresmacht an, um mit ihr zu reden, Troll. Für wie dumm hältst du mich?«
»Da du ein Maurawan zu sein scheinst, für ziemlich dumm. Dumm und gefährlich.« Er winkte seinen Leibwachen. Seine berststeinfarbenen Augen glühten im Morgenlicht wie Katzenaugen, die bei Nacht ein Fackellicht einfingen. »Tötet ihn!«
Die Trolle der Leibwache gehorchten umgehend. Krachend schlugen ihre schweren Schilde gegeneinander, so dass eine Wand aus Holz entstand. Melvyn begriff, dass sie ihn einfach an der Felswand zerquetschen konnten. Statt einen guten Platz zur Verteidigung zu wählen, hatte er sich in eine tödliche Falle manövriert.
Er stürmte vor, warf sich, kurz bevor er auf die hölzerne Wand traf, in den Schnee und versuchte mit seinen Krallenhänden unter den Schilden hindurch die Beine eines seiner Gegner zu attackieren.
»Die Schilde nieder!«, gellte die Stimme Orgrims.
Der Troll konnte ihn nicht sehen, das war völlig unmöglich. Er musste erraten haben, was er tun würde. Knirschend fuhren die Holzschilde in den überfrorenen Schnee. Ein Speerstoß, der über die Schildmauer geführt wurde, verfehlte Melvyn knapp. Er sprang auf und wich bis ganz an den Felsen zurück. Sofort begannen die Trolle wieder vorzurücken.
Es gab nur noch eine letzte, verzweifelte Möglichkeit zu entkommen. Wenn
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