Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
Überraschung gut. Wenngleich ich die heutige Überraschung, nicht allein in Emerelles Schloss zu sein, nicht schätze. Was soll dieser Lutin hier? Ich bin auf Lutin nicht gut zu sprechen! Jag ihn davon!«
Elijas Aura hatte eine eigenartige Farbe angenommen. Es war das kalte Blau der Angst, aber durchzogen von einem milchigen Unterton. Er gab der Aura etwas beinahe Körperliches. So etwas hatte Skanga noch nie gesehen. Der Lutin hatte zweifellos große Angst, doch nicht um sich.
»Darf ich das Buch einmal sehen?« Elija sprach mit tonloser Stimme.
»Er starrt auf das Buch«, flüsterte Birga, als habe sie erraten, was sie dachte. »Ist dieser Lutin von irgendeiner Bedeutung?«
»Elija. Geh!«, befahl Skanga in einem Tonfall, der jeden Troll hätte die Flucht ergreifen lassen.
»Dieses Buch. Ich kenne es. Die Prägung im Leder. Ich habe ihr dieses Buch zum Geschenk gemacht. Die Flecken … Ist das …«
»Geh, Elija! Zwinge mich nicht, es dir noch einmal zu befehlen. Was nun in diesen Mauern geschieht, ist nicht für deine Augen oder Ohren bestimmt. Versuche nicht, mich zu hintergehen.« Sie flüsterte ein Wort der Macht. Es war erstaunlich, wie viel Widerstand der kleine Lutin leistete. Seine Körpergröße ließ nicht ahnen, welch machtvollen Willen er besaß. Doch schließlich zerbrach er. Linkisch drehte er sich um und verließ mit steifen Schritten den Thronsaal.
»Ist das der Geist der neuen Herrschaft, dass Kobolde keinen Befehlen meh gehorchen?«
»Sie lächelt unverschämt«, flüsterte Birga.
»Du möchtest einen Zauber von mir erlernen, Alathaia. Du solltest höflicher sein.« »Und du brauchst etwas von mir, das du nirgendwo anders bekommen kannst.« »Ich habe schon einmal Elfen gegen Emerelle ausgesandt. Ich werde es auch ein zweites Mal ohne deine Hilfe schaffen«, entgegnete die Schamanin ruhig. Sie tastete nach ihren Amuletten. Als sie den Albenstein fand, rieb sie ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. Die Macht des Steins löschte den Schmerz in ihren entzündeten Gelenken. »Seitdem hat sich alles geändert. Solange Emerelle herrschte, war es nicht schwer, Elfen zu finden, die ihren Untergang wollten. Doch nun wünschen sich fast alle ein schnelles Ende deines Königs Gilmarak. Du brauchst meine Hilfe. Du weißt das. Und deinen Zauber werde ich auch ohne dich erlernen. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
»Du würdest viel Zeit und viel Blut aufwenden müssen.« Skanga überlegte, wie viel Ärger ihr die Hilfe Alathaias wert war. Das Maß war bald voll! »Was ist das für ein Buch, das der Lutin so unbedingt sehen wollte?«
»Es ist der Schlüssel zu etwas, das mir vor kurzem verlorenging. Du weißt ja, dass diese schmeichlerischen, kleinen Lutin in Wahrheit alle Diebe sind. Du solltest sie vom Königshof vertreiben. Man kann ihnen nicht trauen.«
»Was suchst du?«
Statt sofort zu antworten, schlug die Fürstin das Buch auf.
»Sie sind dort verborgen, wo
Blätter, die der Wind nie davontrug, vom letzten Zeugnis einer alten Liebe behütet werden.
Das beschreibt einen Ort in dieser Burg.«
»Wer sind
sie?«
»Es ist die Rede von drei Karfunkelsteinen! Und nein, ich weiß nicht, welche Namen sie tragen. Sie sind mir gestohlen worden, und ich glaube, sie wurden hierhergebracht.«
Karfunkelsteine? Skanga erwartete nicht, eine ehrliche Antwort zu bekommen, wenn sie Alathaia fragte, was sie damit vorhabe. Es wäre dumm, mit ihr deshalb einen Streit anzufangen. Die Elfenfürstin hatte ärgerlicherweise Recht. Nur sie konnte ihr helfen zu finden, was sie brauchte, um Emerelle zu töten. »Karfunkelsteine«, sagte sie bedeutungsschwer und wusste doch nichts.
»Sie lächelt hochmütig«, flüsterte Birga. »Darf ich aus ihrem Gesicht eine Maske machen, wenn wir sie nicht mehr brauchen? Ich glaube, ich könnte dieses Lächeln für die Ewigkeit einfangen.«
Skanga überging das. Manchmal war Birga auch zu dumm! Sie hatte nicht das Zeug dazu, diese Elfe zu besiegen. Selbst Emerelle fürchtete Alathaia. Sich mit ihr einzulassen, war so, als lege man sich in ein Bett voller Vipern. »Und du glaubst, hier findest du die Blätter, die der Wind nie davontrug? Was haben sie mit deinen Karfunkelsteinen zu tun?«
»Diese Blätter sind belanglos. Ich glaube, es handelt sich um Gedichte von Blütenfeen. Die anderen Worte sind der Schlüssel. Das letzte Zeugnis einer alten Liebe. Ich habe dieses Büchlein immer und immer wieder gelesen in den letzten Tagen. Ich denke, ich weiß jetzt, wo ich suchen muss.
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