Die Elfen von New York
bedrängten die Parkfeen Rhona und Seonaid MacLeod, die als Abgesandte der 4. Straße in den Park gekommen waren. Die MacLeods hatten keine Ahnung. Ihre Clans mußten mittlerweile längst den Atlantik überquert haben, aber sie waren nirgends zu sehen.
»Macht nichts«, sagte Maeve und klopfte einigen ihrer irischen Kameraden kräftig auf den Rücken. »Denen bereiten wir auch allein einen prächtigen Empfang.«
Die Iren murmelten zustimmend, wirkten aber nicht sehr überzeugt.
Nach ihrem neuesten Streit mit Morag saß Heather an der Ecke 4. Straße und Bowery auf Johnny Thunders Schoß. Sie hatte ihn gerade kennengelernt, wußte jedoch von Morag bereits von Johnnys vergeblicher Suche nach seiner Tiger Top.
Johnny nickte in Richtung Bowery, wo der CBGB-Club lag, und erzählte Heather von den tollen Auftritten, die er dort gehabt hatte.
»Ich glaube, ich muß allmählich meine Rückkehr in den Himmel planen«, sagte er. »Das Fest der Hungrigen Geister geht bald zu Ende, und ich will hier nicht vergessen werden.«
Magenta kam auf sie zu geschlendert. Sie sah gesund und munter aus. Seit sie so oft mit Feen zusammentraf und ihren Fitzroy Cocktail wieder aufgefüllt hatte, konnte sie ohne Schwierigkeiten Wesen sehen, die für den Rest der Menschheit unsichtbar waren. Da ihr im Moment offenbar keine Perser auf den Fersen waren und auch keine Angriffe ihrer eifersüchtigen griechischen Landsleute drohten, ließ sie sich zu einem Schwätzchen nieder. Dank ihrer zahlreichen und aufregenden Erlebnisse in letzter Zeit, hatten die drei sich eine Menge zu erzählen.
Ein Stück die Straße hinab taten ein paar Penner das gleiche, saßen einfach nur da und schwatzten, weil sie sonst nichts zu tun hatten.
»Danke, Magenta«, sagte Johnny. Magenta hielt ihm die Fitzroy-Flasche hin, und er nahm einen Schluck. »Vielleicht ein kleines bißchen zu viel Stiefelwichse, aber sonst nicht übel.« Er betastete die alte Gitarre, die er sich irrtümlicherweise von der Pennerin eingehandelt hatte. Der Meisterhandwerker Hwui-Yin hatte sie zwar repariert, aber sie war und blieb ein schreckliches Instrument.
»Wie dem auch sei – wer hat denn nun die Blume, die meinem Fan Kerry noch fehlt?«
Die kleine Gruppe englischer Rebellen eilte über den Mondbogen, voller Furcht, von den Söldnern verfolgt zu werden und so von zwei Seiten von Talas Streitkräften eingekeilt zu sein. Sie hatten keine Ahnung, wohin sie gingen, was sie erwartete und woher die nächste Mahlzeit kommen sollte.
Aelis schleppte immer noch ihre Tasche voll Flugblätter mit. Totale Zeitverschwendung und sehr hinderlich, aber da sie nun schon mal das Drucken bei den Feen eingeführt hatte, dachte sie nicht daran, diese Meisterwerke der Druckkunst einfach in den Ozean zu kippen.
Cals Schauspielertruppe hatte sich am späten Abend zur Generalprobe versammelt. Alles lief glatt, obwohl in letzter Minute eine Katastrophe gedroht hatte: Wieder war Titania von der Bühne gestürmt, hatte eine Weile draußen auf der Straße geschmollt, war dann aber mit einer schönen Blume in der Hand wieder zurückgekehrt. Die sei ein Geschenk der Feen, behauptete sie, eine Geschichte, die Cal gefiel, denn sie zeigte, wie sehr sich Titania in ihre Rolle eingefühlt hatte. Morgen war Premiere und der Tag der Preisverleihung.
Theseus, der Herzog von Athen, und Hippolyta, die ihm versprochen war, betraten die Bühne.
»Nun rückt, Hippolyta, die Hochzeitsstunde mit Eil heran«, begann Theseus.
»Was wird denn hier für ein Spektakel aufgeführt?« rief Magenta, die durch die offene Bühnentür gefegt kam. »So haben sich doch die alten Griechen nicht angezogen!« verkündete sie. »Der da, der könnte alles sein, aber beileibe kein Athener! Ich muß es ja schließlich wissen. Und wer soll die da sein?«
»Hippolyta«, sagte Cal kläglich.
»Hippolyta«, quietschte Magenta und baute ihr muskulöses Ich vor der unglücklichen Schauspielerin auf. »Was hat die denn hier zu suchen? Amazonenköniginnen dachten nicht im Traum daran, sich mit Athener Edelmännern einzulassen. Das wäre für die das allerletzte gewesen. Einfach lächerlich! Warum machst du nicht, daß du nach Hause kommst und ordentlich Männer massakrierst, wie sich das für dich gehört?«
Hippolyta zuckte zusammen und machte Anstalten zu fliehen. Die zornentbrannte Magenta war ein furchterregender Anblick.
Die anderen Schauspieler kamen aus den Kulissen auf die Bühne gestürmt, um zu sehen, was da los war. Cal, verzweifelt
Weitere Kostenlose Bücher