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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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er das Gaspedal bis aufs Bodenblech durch, als sie die asphaltierte Autobahn erreichten, die die nördlichen Wastelands mit ihrer Heimat verband. Kim ließ sich auf der breiten Straße zurückfallen und ging neben dem Pick-up in Formation.
    »Wie sieht‘s bei euch aus?«, rief Johnny herüber, der aufgrund der hohen Geschwindigkeit aus seinen Träumen gerissen worden war.
    »Diesmal wird es wirklich eng! Angel hält das nicht mehr lange durch und Cassidy fallen auch schon die Augen zu!«, brüllte Butch zurück und hoffte, dass die anderen ihn bei dem kräftigen Wind überhaupt verstehen konnten. Die alte Hauptverkehrsader war in erstaunlich gutem Zustand. Eine volle Stunde verlief die Fahrt ausgesprochen ruhig und, von den Verletzungen abgesehen, beinahe angenehm. Nur Kim kauerte sich immer stärker hinter ihrem Steuer zusammen. Der mächtige Fahrtwind machte ihr arg zu schaffen und die Übermüdung ließ sie zusätzlich frösteln. Johnny zog seine graue Armeejacke aus und wickelte Kim vorsichtig darin ein. Seine Freundin warf ihm einen dankbaren Blick zu, klammerte aber weiterhin nahezu regungslos an ihrem Lenkrad.
    Eine weitere Stunde ging es auf der Asphaltstraße fast nur geradeaus; mit regelmäßig auftauchenden Strommasten als einzige Begleitkulisse. Sie war eine beliebte Route für Ranger und Gangs gleichermaßen und daher nicht ganz ungefährlich. Da die einen jedoch lieber am Tage reisten und die anderen die Nacht bevorzugten, blieben ernsthafte Zusammenstöße die Ausnahme. Außerdem galt das Interesse der Banden eher leicht bewaffneten Reisenden auf dem Weg nach Silver Valley. Sie boten kaum Widerstand und ihre Ladungen bestanden häufig aus dem kompletten Familienbesitz oder wertvollen Tauschgütern wie Getreide, Treibstoff und Wasser. Die Ausrüstung der Ranger bot einen ebenso verlockenden Köder, allerdings wussten die sich zu verteidigen und, anders als religiöse Fanatiker, besaßen die meisten Gangs einen gesunden Selbsterhaltungstrieb. Nichtsdestotrotz stellte jeder Engpass, jeder Hügel und jede Ansammlung von Bäumen, Sträuchern oder Steinen eine potentielle Falle dar, die von Victor am Heckgeschütz des Pick-ups argwöhnisch begutachtet wurden.
    Cassidy stand die Müdigkeit ins staubige Gesicht geschrieben. Sie sorgte sich um Angels Verband. Er war blutgetränkt und musste dringend gewechselt werden. Mehrfach versuchte sie sich erfolglos Gehör zu verschaffen, bis Butch ihre Rufe endlich bemerkte. Er deutete auf die vierzehn Kilometer lange Autobahnbrücke, die über das Tal einer zerstörten Großstadt führte. Ein paar Minuten später versteckte er seinen Transporter zwischen den unzähligen Elektroautowracks, die seit der Abschaltung der Kraftwerke keinen Meter mehr gefahren waren. Im Gegensatz zu einigen paranoiden Weltuntergangspropheten, die große Mengen Treibstoff in ihren privaten Kellern gelagert hatten, verließen sich die meisten Menschen auf die in den Highways eingelassenen Induktionsspulen, um ihre angeblich umweltschonenden Elektrofahrzeuge am Laufen zu halten. Nachdem die als selbstverständlich erachtete Stromversorgung von einem Tag zum anderen versagte, verwandelten sich Millionen von Fahrern in verzweifelte Fußgänger, die Gangs und Naturgewalten gleichermaßen zu entkommen versuchten. Ihre Hinterlassenschaften sah man heute an jeder größeren Straße, auf der sie gehofft hatten, noch etwas Saft aus dem Boden zapfen zu können.
    So ganz wohl war Butch nicht, mitten über den unheimlichen Großstadtruinen zu halten. Sie galten gemeinhin als Todeszonen, gefüllt mit meuchelmordendem Abschaum, den keine organisierte Gang in ihre Reihen aufnehmen wollte. Obwohl das Maschinengewehr auf dem Heck seines orangefarbenen Pick-ups mit beruhigender Wahrscheinlichkeit jeden waghalsigen Übergriff zurückschlagen konnte, mahnte er seine Passagiere zur Wachsamkeit. Die halb verhungerten Gestalten, die sich in den Schatten der alten Wolkenkratzer von Kakerlaken und ähnlichem Ungeziefer ernährten, waren unberechenbar. Zur selben Zeit kam auch Kims Jeep schnaufend neben dem Transporter zum stehen. Langsam und äußerst behutsam zwängte sie sich aus ihrem kleinen Geländewagen heraus. Ihr schlanker, steif gefrorener Körper wehrte sich gegen die Anweisung, den Wagen zu verlassen, doch die Sonne brannte inzwischen heiß vom Himmel und ließ sie bereits nach wenigen Minuten so sehr schwitzen, dass sie sich aus Johnnys übergroßer Jacke pellte und sie ihm zurückgab.
    Victor demontierte

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