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Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Versendaal
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Plastikplane Schimmel ansetzte und mich von Kioskfraß ernährte, habt ihr euch in der Sommerruhe eingerichtet wie die Kurpatienten. Unerträglich. Zum Kotzen.
    Raschke hatte sie also seit Wochen beobachtet. Er war durch Nynäshamn spaziert, an einer Straßenecke wären sie fast zusammengestoßen. Er hatte sich nächtens in ihr Haus geschlichen und ihre Schränke und Koffer durchwühlt, er war in den Vorratskeller unter der Toilette eingestiegen. Hatte sich im Zimmer der gefesselten Heidi verborgen und einen blutigen Kaninchenkopf auf der Frisierkommode abgestellt. Er hatte sich auf dem Zeltplatz im Norden der Insel einquartiert und auf die Lauer gelegt.
    – Denkst du gerade nach?, fragte ihn Raschke. Es klang gemein.
    Myrbäck nickte. Es war sein gutes Recht, nach Worten zu suchen, fand er. Er fragte:
    – Bist du in Hamburg in meine Wohnung eingebrochen?
    – Nö. Das waren wohl die Blondschöpfe. Dafür aber habe ich deinem Sohn einen Nasenstüber verpasst. Zack! Auf seine kleine Fresse. Weil er dir so verdammt ähnlich sieht, Myrbäck.
    Raschke sah müde aus, kein Wunder. Er hatte an Gewicht verloren, Wangen und Kinn waren unrasiert, sein Haar fettig, und in dem schmalen Gesicht kamen Myrbäck der rote Mund und die großen grüngrauen Augen auf einmal vor wie eine Kriegsbemalung. Panik stieg in ihm auf. So beherrscht es ihm möglich war, fragte er:
    – Was hast du mit dem Blonden gemacht?
    – Er hat eine Holzlatte auf den Kopf bekommen. Da hat er sich dann nicht mehr gerührt.
    Jählings sprang Raschke los.
    Mit drei Schritten war er bei Sassie und schlug ihr den Schaft seiner Waffe auf das Rückgrat. Sie unternahm einen stolpernden Versuch, von Raschke wegzukommen, doch er fing sie ein, schleuderte sie auf der Stelle herum und haute ihr mit der Faust gegen den Mund. Sie fiel auf die Knie.
    – Rühr dich nicht vom Fleck!, schrie er sie an.
    Myrbäck wollte ihr zu Hilfe eilen, Raschke aber hatte das Gewehr schon wieder auf seinen Kopf gerichtet.
    Myrbäck blieb nichts übrig, als ihr dabei zuzusehen, wie sie ihre aufgesprungenen Lippen mit zitternden Händen abtastete. Erschrocken blickte sie auf ihre ausgestreckten Beine. Die aufgeschlagenen Kniescheiben hüpften auf und ab, rhythmisch und synchron, als säße ein Haufen Käfer unter den Knochenplatten und versuche den Ausbruch.
    – Glotz hier nicht so rum. Raschke richtete den Lauf seines Gewehrs auf Myrbäck. Es reicht mir. Also: Wo?
    – Im Haus ist sie! Sassie brüllte ihn an. Kleine Bluttropfen sprühten aus ihrem Mund. Deine beschissene Kiste. Hol sie dir!
    Raschke nickte.
    – Hoch mit euch. Zeit für einen Ausflug.
    Er trieb sie zu seinem Mietwagen. Als Jana Anstalten machte, zu dem noch immer ohnmächtigen Holzapfel auf die Rückbank zu steigen, stieß er sie zu Boden und trat ihr einmal gegen den Kopf. Regungslos, das Gesicht im Unkraut, blieb sie liegen.
    – Dich kann ich nicht gebrauchen. Raschke sagte es in einem beinah kindlichen Singsang.
    Es war Myrbäck, der Platz am Steuer des Fiat nehmen musste, das Gewehr Raschkes an seinem Ohr. Als er den Motor anließ, stieß der Lauf hart gegen seine Schläfe. Zwar verlor er kurz jedes Gefühl für oben und unten, doch mit einer nie gekannten Geistesschärfe schloss er, dass der Moment, auf den er sein ganzes Leben bang gewartet hatte, gekommen war. Die blauen Wunder stürzten nieder auf sein Haupt, eines nach dem anderen.

W olken schimmerten wie altes, rotes Gold, und die Schatten waren endlos, als sie die Landstraße verließen, in die Auffahrt bogen und neben dem umgewälzten Wohnmobil der Classens zum Stehen kamen.
    Erleichtert darüber, dass ihren Kniescheiben das nervöse Hüpfen vergangen war, schwenkte sie ihre Beine aus dem Wagen heraus. Sofort gaben sie nach. Kaum kam sie hinkend wieder hoch, riss Raschke ihr die Arme auf den Rücken und stieß sie in Richtung des Hauses. Er zog den liegenden Holzapfel an den Schultern vom Rücksitz und ließ ihn, den Kopf voran, auf die Grasmatte gleiten. Der benommene Jan antwortete mit einem Stöhnen. Seine verdreckte Pyjamahose rutschte ihm auf die Knie, und jetzt hing sein Glied schlaff und brav auf dem Oberschenkel, so ganz anders, als sie es in Erinnerung hatte.
    – Zieh ihm die Hose hoch, sagte sie.
    Er machte eine Bewegung, die ein Kopfschütteln sein konnte.
    – Zieh ihm die Hosen hoch, bitte.
    – Leck mich, fuhr er sie an und wandte sich Myrbäck zu.
    Sie fragte sich, wo die vierköpfige Familie aus Deutschland stecken mochte? Die Heckscheibe

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