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Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engel warten nicht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Versendaal
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erfolgreich gegen die Offerten seines Schulfreundes Blöke gewehrt, der ihn als Mitglied des Mulsumer Heimatvereins anzuwerben suchte. Abrupt war Kallweit von seinem Platz aufgestanden, hatte seinen Mantel aus der Garderobe gefischt und war grußlos entschwunden.
    Ich bin total knülle, dachte er jetzt, als er mit Tempo vierzig durch Böen und Regenschauer über die Landstraße fuhr, die an dieser Stelle den Namen Niedersächsische Milchstraße führte. Zwischen Ritschermoor und Bützflehter Moor wurde ihm der Drang sich zu erleichtern übermächtig. Das Bier schlug fürchterlich auf die Blase.
    Als er einen geeigneten Gehölzstreifen ausmachte, bremste er mit Bedacht, stieg sachte aus dem Wagen und über Grasbüschel und Maulwurfshügel zu einer dichten Reihe von Haselnusssträuchern. Er öffnete seinen Hosenschlitz und pinkelte. Weil das ungebührlich lang dauerte, ließ er seine Blicke durch das Geflecht der kahlen Zweige schweifen und sah, wie Rauch am Rande des Feldes aufstieg. Hier, am Bützflehter Moor, war das ein seltsamer Anblick. Weitab jeder menschlichen Siedlung, wo es derart nicht mehr gequalmt hatte, seit vor hundertundfünfzig Jahren seine Vorväter Torfkohle gebrannt hatten, um ihre windschiefen Blockhütten damit einzuheizen.
    Kallweit bereute seine Neugier. Nicht, weil der nasse, laubbedeckte Boden sich mit jedem seiner Schritte in einen lehmigen Schlamm verwandelte, der wie Blei an seinen Schuhsohlen klebte, sondern weil der rauchende Haufen die Form eines menschlichen Leibes hatte. Was da plötzlich in seine Nase stieg, roch nach verbranntem Fleisch. Er erbrach sich und ließ eine kaum verdaute Ladung Dithmarscher Fassbier auf den Acker schwappen.
    Weil keine Leiche der Welt es wert war, dass man ihretwegen den Führerschein verlor, stolperte Kallweit zu seinem Wagen, raste nach Dösenbockel, stürmte den heimischen Klinkerbau, riss seine Frau aus dem Schlaf und herrschte sie an, die Polizeiinspektion in Stade anzurufen, zwischen Asseler Schleusenfleth und dem Hof der Willascheks liege ein Toter auf dem Acker und kokele vor sich hin.
    Keine dreißig Minuten später war der diensthabende Polizeimeister der Polizeistation Himmelpforten an der Fundstelle der Leiche eingetroffen und hatte umgehend Verstärkung erbeten. Gegen fünf Uhr früh trafen die Einsatzkräfte von der Stader Mordbereitschaft und die Feuerwehrleute aus Bützfleht und Drochtersen ein und beugten sich abwechselnd über den Leichnam. »Ein Mann«, konstatierte der Ortsbrandmeister nüchtern, zuckte aber begleitend mit den Schultern. Das sollte heißen: Mehr habe er vorerst nicht zu sagen, alles Weitere sei Sache des Gerichtsmediziners.
    Die eilige wie vorläufige Untersuchung des Toten ergab: Dem Mann waren die Hände offenbar mit Industriedraht auf den Rücken gefesselt worden, man hatte seine Oberschenkel mit einer Schraubzwinge zusammengepresst und beide Oberarme gebrochen. Vermutlich mit einem Hammer waren zwei Zimmermannsnägel in die linke Kniescheibe getrieben worden. Man hatte den Mann ausgekleidet, mit reichlich Heizöl und Benzin übergossen, Holzscheite unter ihn gelegt und angezündet. Ob er da bereits tot war oder noch am Leben, vermochte der forensische Experte zum gegenwärtigen Stand der Ermittlung nicht mit Sicherheit zu sagen. – Nach gründlicher Profiarbeit sieht das nicht aus, bemerkte der Oberkommissar der Kriminalpolizei Stade.
    – Nach Impulsivtat aber auch nicht, hielt der Erste Polizeihauptkommissar dagegen. Was dort vor ihm lag, war nicht das Ergebnis eines Eifersuchtsdramas, eines Totschlags im Affekt. Mit derlei kannte er sich aus, mit derlei hatte er zu leben gelernt. Nicht aber mit dieser fürchterlich zugerichteten nackten Leiche. Mit der Brutalität, die ihr widerfahren war.
    Als am östlichen Horizont ein erster Lichtstreif über dem platten Land aufstieg, hatte die Polizei mithilfe der Kollegen aus Buxtehude und Jork ein blaues Zelt über der Unglücksstelle aufgeschlagen und einen Transporter der Spurensicherung an dessen Seite abgestellt. Männer in weißen Schutzanzügen, mit Kapuzen und Plastiküberzügen über den Schuhen, suchten das Feld und Weidezäune nach verwertbaren Spuren ab. Die entdeckten Fußabdrücke und deren Anordnung legten die Vermutung nahe, dass die Leiche auf das Feld geschleppt worden war, in einer Kiste oder einem großen Koffer. Um das bewerkstelligen zu können, waren dem Toten dem Anschein nach die Arme an ihren Gelenken ausgekugelt worden.
    Die

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