Die englische Rebellin: Historischer Roman (German Edition)
wird.«
»Ich würde meinen Mann nicht mit Fett bewerfen«, versicherte sie ihm.
»Es freut mich, das zu hören«, erwiderte er mit leicht gepresster
Stimme. »Geh jetzt, und wasch dir die Hände, dann rösten wir Brot über dem Feuer.«
Erleichtert, so glimpflich davongekommen zu sein, sprang Mahelt von der Bank. Außerdem hatte sie furchtbaren Hunger.
»Sie ist noch so jung«, murmelte William Marshal später, als er und seine Frau vor dem Zubettgehen ihre schlafende Tochter betrachteten. Im Kerzenschein schimmerten rötliche Lichter in ihrem dichten braunen Haar. Sie hielt ihre Puppe fest an sich gepresst.
Isabelle zog ihn weiter, bevor das Licht Mahelt wecken konnte.
»Du musstest eine Entscheidung treffen, und es war die richtige.«
Er setzte sich auf die Kante ihres Bettes und rieb sich das Gesicht.
»Roger Bigod ist ein Freund, ja, aber für ihn haben seine eigenen Interessen stets Vorrang – wie für mich auch.«
»Natürlich«, stimmte Isabelle zu, als sie die Kerze in eine Nische stellte. »Aber ich gehe davon aus, dass er dein Angebot dankbar annehmen und es nicht als zweite Wahl betrachten wird.«
»Das will ich auch hoffen«, entrüstete sich William. »Mahelt ist eine der besten Partien im Land.«
Isabelle legte ihm beruhigend eine Hand auf den Nacken. »Sicher ist sie das, und du hättest keinen besseren Mann für sie wählen können als Hugh Bigod.« Sie beugte sich vor, um ihn zu küssen, denn sie erkannte, dass ihn der bevorstehende Verlust schmerzte. Ihre anderen Töchter waren noch klein, Mahelt war bei der Geburt ihrer ersten Schwester schon sieben und daher lange Zeit Williams einzige Tochter gewesen. Sie war ihm so ähnlich; sie hatte seine unerschöpfliche Energie,
seine Bedingungslosigkeit und sein starkes Ehr- und Pflichtgefühl, aber leider nicht seine Geduld und seinen Takt geerbt. Sie kannte ihren Platz in der Welt – den Platz als geliebte älteste Tochter des Earl of Pembroke. Isabelle liebte Mahelt sehr, wusste aber auch, dass Hugh Bigod mit ihr eine harte Nuss zu knacken hatte.
»Norfolk und Yorkshire liegen weitab jeder Gefahr«, meinte William, aber seine Stimme klang besorgt.
Isabelle kaute auf ihrer Lippe. Ihre Beziehung zu König John stand auf unsicheren Füßen. Weder mochte John William, noch traute er ihm, was auf Gegenseitigkeit beruhte, aber ein Treueeid war bindend, und John hatte ihm als Gegenleistung für diesen Eid die Grafschaft Pembroke zugesprochen. Williams Stärke hatte immer in seiner bedingungslosen Loyalität gelegen, aber er diente einem Mann, der dem Ehrgefühl anderer nicht traute und diese Tugend selbst kaum besaß. In der Normandie brodelte es unter der ruhig erscheinenden Oberfläche. Ostanglien jedoch war ein sicherer Hafen und sein Earl ein vorsichtiger Mann, der seine Landsitze fest in der Hand hatte.
William schüttelte den Kopf.
»Vor zehn Jahren habe ich sie zu ihrer Taufe getragen. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, und jetzt arrangiere ich ihre Hochzeit. Die Zeit ist wie ein Pferd in vollem Galopp, das nicht auf die Zügel reagiert.«
»Dein Pferd reagiert vielleicht nicht auf die Zügel, aber wenn du im Voraus planst, läufst du nicht so schnell Gefahr, aus dem Sattel zu stürzen.«
William grunzte belustigt, streifte sich die Tunika über den Kopf und legte sich rücklings auf das Bett.
»Ich bin froh, dass du ›nicht so schnell‹ gesagt hast, Liebes.« Er sah zu, wie sie ihren Schleier abnahm und ihr Haar löste, sodass ihr die schweren goldenen Zöpfe über den Rücken
fielen. »Gott weiß, es gibt genug Hindernisse, die auch den geschicktesten Reiter zu Fall bringen. Morgen weise ich den Schreiber an, einen Brief an die Bigods aufzusetzen, und dann sehen wir weiter.«
2
Settrington, Yorkshire, Februar 1204
Hugh Bigod stieg von seinem Pferd, um die Wölfin zu inspizieren, die er gerade getötet hatte, und wischte seinen Speer an dem struppigen Wintergras ab. Silbergraues Fell sträubte sich im Wind. Ihre Zähne waren gefletscht, und noch im Tod glitzerten ihre bernsteinfarbenen Augen böse. Sie hätte dieses Jahr Junge gehabt, aber ihr geschwollener Bauch war kein Zeichen von Fruchtbarkeit, sondern rührte von dem trächtigen Mutterschaf her, das sie und ihr Gefährte am Tag zuvor gerissen und verzehrt hatten. Während der Zeit des Lammens stellten Wölfe ein ständiges Problem dar. Grau wie das Zwielicht schlichen sie um die Schafpferche herum und warteten den günstigsten Zeitpunkt ab. Die
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