Die Entdeckung der Erde
Gründung von Städten und größeren Ansiedlungen zu versuchen. Es ist hier nicht der Ort, näher auf die Art und Weise einzugehen, wie Champlain seine Aufgabe als Kolonisator erfüllte, noch auf seine sonstigen großen Verdienste, die ihm wohl den Ehrennamen »der Vater von Canada« hätten erwerben können. Wir lassen also diese und wirklich nicht die wenigst verdienstvolle Seite seiner Thätigkeit außer Acht und beschäftigen uns allein mit den Entdeckungen, die er im Innern des Festlandes machte.
Von Honfleur am 13. März 1603 abgefahren, segelten die beiden Führer zuerst den St. Lorenzo bis zum Hafen von Tadoussar, achtzig Meilen von der Mündung des Stromes, empor. Sie fanden einen recht guten Empfang bei den benachbarten Völkerschaften, welche »weder Glauben, noch Gesetze kannten und wie wilde Thiere ohne einen Gott und eine Religion lebten«. Hier ließen sie die Schiffe, die nicht ohne Gefahr hätten weiter hinauf segeln können, zurück, gelangten auf einer Barke nach dem St. Louis-Fall, wo Jacques Cartier stehen geblieben war, drangen auch ein wenig in das Innere des Landes ein und kehrten nach Frankreich zurück, wo Champlain für den König einen Bericht seiner Reise drucken ließ.
Heinrich IV. beschloß, das Unternehmen fortzusetzen. Inzwischen war de Chastes mit Tod abgegangen, während seine Stellung auf Herrn de Monts mit dem Titel eines Viceadmirals und Statthalters von Acadien überging. Champlain begleitete de Monts nach Canada und verweilte drei volle Jahre, um bei den vorzunehmenden Niederlassungsversuchen mit Rath und That beizustehen, die Küsten Acadiens näher zu erforschen, indem er diese bis jenseits des Cap Cod besuchte, oder Fahrten in das Landesinnere vorzunehmen, wo er sich bemühte, die wilden Stämme für seine Sache zu gewinnen. Im Jahre 1607 kehrte Champlain nach einer neuen Reise in die Heimat, wo er Kolonisten anwarb, noch einmal nach Neu-Frankreich zurück und legte im Jahre 1608 den Grund zu einer Stadt, dem späteren Quebec. Die nächsten Jahre widmete er einer wiederholten Untersuchung des St. Lorenzo und der Feststellung der Hydrographie dieses Stromes. Auf einer Pirogue drang Champlain mit nur zwei Gefährten und einigen Aigonquins in das Land der Irokesen ein, wo er mit seiner geringen Macht in einem Gefechte am Ufer eines Sees, der davon seinen Namen erhielt, Sieger blieb; dann fuhr er wieder den Richelieu-Strom bis zum St. Lorenzo hinab. Im Jahre 1610 fällt er an der Spitze seiner Verbündeten, der Aigonquins, unter denen er nur mühsam etwas europäische Disciplin erhalten kann, bei den Irokesen ein. Bei diesem Zuge bediente er sich gewisser Kriegsmaschinen, welche die Wilden in Schrecken setzten und ihm den Sieg erleichterten. Für den Angriff eines Dorfes ließ er ein hölzernes Roß erbauen, das zweihundert der kräftigsten Männer »bis auf Lanzenlänge vor das Dorf trugen; drei Arquebusiere bestiegen dasselbe und waren so gegen Pfeile und Steine, welche man auf sie schießen oder schleudern konnte, vollständig geschützt«. Ein wenig später sehen wir ihn bei der Untersuchung des Ottava-Flusses, wobei er nach Norden in das Festland, bis auf fünfundsiebzig Meilen von der Hudsons-Bai, vordringt. Nach vollendeter Befestigung von Montreal im Jahre 1615, fährt er noch zweimal den Ottava-Fluß hinauf, besucht den Huron-See und gelangt zu Lande bis zum Ontario-See, den er überschreitet.
Es ist schwierig, Champlain’s so bewegtes Leben in zwei Abschnitte zu zerlegen. Alle seine Fahrten und Entdeckungen bezweckten nur die Weiterentwickelung des Werkes, dem er sich gänzlich gewidmet hatte. Entkleidet von dem, was ihm das eigentliche Interesse verleiht, erscheinen sie wirklich auch nur unbedeutend, wäre jedoch Ludwigs XIV., sowie seines Nachfolgers Kolonialpolitik eine entschiedenere gewesen, so besäße Frankreich in Amerika wahrscheinlich eine Kolonie, welche an Größe und Gedeihen den Vereinigten Staaten kaum nachstehen möchte. Obwohl Frankreich Canada wieder aufgab, so hat sich daselbst doch immer noch eine ausgesprochene Liebe zum Mutterlande erhalten.
Wir müssen nun vierzig Jahre überspringen, um mit unserer Schilderung zu Robert Cavelier de La Sale zu gelangen. Während dieses Zeitraumes hatten die französischen Kolonien in Canada schon eine mächtige Ausdehnung gewonnen und bedeckten einen großen Theil des Nordens von Amerika. Jäger und Trapper durchstreiften die Wälder, machten reiche Beute an Pelzthieren und trugen nicht unwesentlich zur
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