Die Entdeckung der Erde
wohl gesäet, doch entweder war wegen Mangels an Regen nichts davon aufgegangen, oder was etwa gedieh, wurde von Indianern und wilden Thieren geplündert. Entfernten sich Jäger von dem Lager, so wurden sie von Indianern ermordet, während die von der Entmuthigung, dem Kummer und manchen Entbehrungen erschöpften Ansiedler Krankheiten leicht zur Beute fielen. Binnen kurzer Zeit waren die Kolonisten auf siebenunddreißig Köpfe zusammengeschmolzen. Endlich raffte sich La Sale zu einer letzten Anstrengung auf, den Mississippi zu finden und längs dieses Stromes bei den ihm von früher verbündeten Völkern Hilfe zu suchen. Am 12. Januar 1687 brach er mit seinem Bruder, zwei Neffen, zwei Missionären und zwölf Kolonisten auf. Schon näherte er sich dem Lande der Conis, als, in Folge eines Streites zwischen einem seiner Neffen und drei Kolonisten, Letztere den jungen Mann nebst seinem Diener im Schlafe ermordeten und auch den Chef der Expedition umzubringen beschlossen. Beunruhigt über das Verschwinden seines Neffen, ging de La Sale am 19. des Morgens mit dem Pater Anastasius zur Aufsuchung desselben aus. Als die Mörder ihn näher herankommen sahen, verbargen sie sich hinter einem Busche und einer gab auf den Kopf des Chefs einen Flintenschuß ab, der ihn sofort todt niederstreckte. So endete Robert Cavelier de La Sale, nach Pater Charlevoix »ein Mann von solchen Fähigkeiten, umfassendem Geiste, einem Muthe und einer Festigkeit des Charakters, daß er gewiß noch Großes zu vollbringen vermocht hätte, hätte er nur seine düstere, »gallige« Gemüthsstimmung zu beherrschen und die Strenge oder vielmehr Härte seiner Natur einigermaßen zu mildern verstanden….« Unzählige Verleumdungen wurden auf ihn gehäuft, doch muß man sich wohl hüten, solch’ übelwollender Nachrede zu viel Gewicht beizulegen, »denn es ist eine zu gewöhnliche Erscheinung, die Fehler Derjenigen, welche Unglück hatten, zu übertreiben, ihnen selbst solche anzudichten, die sie gar nicht besaßen, vorzüglich, wenn sie ihre Mißerfolge nur irgendwie selbst verschuldeten und sich nicht beliebt zu machen wußten. Was die Erinnerung an diesen berühmten Mann noch trauriger erscheinen läßt, ist die Erfahrung, daß ihn wirklich nur Wenige bedauerten und daß der ungünstige Ausgang seiner Unternehmungen – wenigstens der letzten – ihm unter Denen, welche nur oberflächlich urtheilen, den Stempel eines Abenteurers aufdrückten. Das thun aber leider die Meisten und einigermaßen also auch – die öffentliche Meinung.«
Den letzten, so lobenswerthen Worten haben wir nur wenig hinzuzufügen. La Sale verstand es nicht, den Neid über seinen ersten Erfolg zu ersticken. Wir haben oben dargelegt, in Folge welcher Umstände sein zweites Unternehmen scheiterte. Er fiel sozusagen als Opfer der Eifersucht und des bösen Willens de Beaujeu’s. Dieser kleinlichen Ursache ist es zuzuschreiben, daß es Frankreich nicht gelang, in Amerika eine mächtige Kolonie zu begründen, welche sonst wohl bald im Stande gewesen wäre, den Kampf mit den englischen Niederlassungen aufzunehmen.
Wir schilderten schon den Anfang der englischen Kolonien. Die Ereignisse in England waren ihnen ausnehmend günstig. Die religiösen Verfolgungen nebst den Revolutionen von 1648 und 1688 führten ihnen eine Menge Ansiedler zu, welche von bestem Geiste beseelt an die Arbeit gingen und nach jenseits des Atlantischen Meeres sowohl die Künste und die Industrie als auch in kurzer Zeit die Blüthe und den Wohlstand des Mutterlandes verpflanzten.
Meuchelmord des La Sale. (S. 552)
Bald sanken die grenzenlosen Wälder Virginiens, Pennsylvaniens und Carolinas unter der Axt des »Squatters« und wurde der gewonnene Boden urbar gemacht, während die »Waldläufer« sowohl die Indianer zurückdrängten, als auch das Innere des Landes erschlossen und der Civilisation die Wege ebneten.
In Mexico, dem ganzen Central-Amerika, wie in Peru, Chili und am Gestade des Atlantischen Oceans lagen die Verhältnisse anders. Wohl hatten die Spanier verstanden, weite Gebiete zu erobern; statt aber selbst zu arbeiten wie die Engländer, beugten sie nur die Indianer unter das Joch der Sklaverei. Statt sich der, den verschiedenen Klimaten und Landstrichen angepaßten Kultur des Bodens zuzuwenden, suchten sie nur in den Bergwerken die Schätze und Reichthümer, welche sie dem fruchtbaren Erdreich hätten abgewinnen sollen. Gelangt ein Land unerwartet schnell zu so unermeßlichem Reichthum, so
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