Die Entdeckung der Erde
händigte jenem eine Vollmacht aus, welche Franzosen und Wilde vom Fort St. Louis in Illinois bis zum Meere unter seinen Befehl stellte. Gleichzeitig sollte der Kapitän des zu seiner Ueberführung nach Amerika bestimmten Geschwaders nach geschehener Landung von ihm abhängen und jede verlangte Unterstützung leisten, so lange nichts zum Nachtheile der Krone geschähe. Bier Fahrzeuge, darunter eine von de Beaujeu befehligte Fregatte mit vierzig Kanonen, waren bestimmt, zweihundertachtzig Personen, mit Inbegriff der Schiffsbesatzungen, nach den Mündungen des Mississippi zu bringen, welche hier den Kern einer neuen Kolonie bilden sollten. Leider traf man, was Soldaten und Handwerker betrifft, eine sehr schlechte Wahl, denn keiner leistete etwas Tüchtiges in seinem Fache, was man leider erst zu spät gewahr wurde. Am 24. Juli 1684 von La Rochelle aus abgefahren, mußte das kleine Geschwader fast unmittelbar darauf in den Hafen zurückkehren, da bei dem herrlichsten Wetter das Bugspriet der Fregatte plötzlich gebrochen war. Dieser unerklärliche Unfall wurde zum Ausgangspunkte einer zwischen de Beaujeu und de La Sale aufkeimenden Mißstimmung. Der Erste konnte seine Unterordnung unter einen gewöhnlichen Privatmann nicht vertragen und ließ dies Cavelier de La Sale unverhüllt fühlen. In dieser Lage hätte er ja die Uebernahme des Commandos einfach ablehnen können. Auch der zweite Officier besaß nicht die Milde der Sitten und die nöthige Urbanität, seinen Vorgesetzten auf andere Anschauungen zu bringen. Die Zänkereien gewannen während der Ueberfahrt nur an Schärfe, weil de Beaujeu jene verzögerte und überhaupt nur seinem Kopfe folgen wollte. De La Sale griff der fortwährende Aerger so sehr an, daß er bei der Ankunft in St. Domingo erkrankte. Er genas jedoch wieder und die Expedition ging am 25. November auf’s Neue unter Segel. Einen Monat später befand sie sich etwa in der Höhe von Florida. Da man La Sale aber versicherte, »daß alle Strömungen des mexicanischen Meerbusens eine östliche Richtung hätten, so zweifelte er nicht daran, daß die Mündung des Mississippi ihm immer noch im Westen liege; ein Irrthum, der noch zur Ursache mancher Unfälle werden sollte«.
La Sale ließ also nach Westen steuern und fuhr, ohne sie zu bemerken und selbst verschiedene Anzeichen, auf die man ihn hinwies, zu beachten, an der Mündung des Mississippi vorüber. Als er seinen Fehler bemerkte und de Beaujeu bat, wieder wenden zu lassen, wollte dieser nicht darauf eingehen. Da La Sale einsah, daß er den Widerspruch seines Schiffsführers nicht zu besiegen vermöge, beschloß er, seine Leute und Provisionen in der St. Bernhards-Bai an’s Land zu setzen. Aber auch hierbei folgte Beaujeu noch seinem bösen Willen und handelte in einer Weise, die weder seinem Verstande noch seinem Patriotismus Ehre machte. So verweigerte er nicht nur die Ausschiffung des gesammten Proviantvorrathes unter dem Vorwande er könne einen Theil desselben, der im Raume verstaut lag, nicht herausholen, sondern nahm auch noch den Führer und die Besatzung eines mit Munition, Werkzeugen und Geräthschaften zur Gründung einer neuen Kolonie beladen gewesenen Begleitschiffes an Bord auf, Leute, welche allem Anscheine nach ihr Fahrzeug absichtlich hatten auf den Strand laufen lassen. Sofort machten sich eine Menge Indianer die durch das Scheitern des Transportschiffes entstandene Verwirrung zunutze und raubten von demselben, was nur in ihre Hände fiel. Trotz alldem traf La Sale, der sich nun einmal von keinem Unfall entmuthigen ließ und unter allen gegebenen Umständen sich aus der Noth zu helfen wußte, die ersten Vorbereitungen zur Begründung einer Kolonie. Um seine Leute zu ermuthigen, legte er wiederholt selbst Hand an’s Werk; bei der Unkenntniß der Handwerker schritten die Arbeiten selbst aber doch nur langsam fort. Betroffen von der Aehnlichkeit der Sprache und Lebensgewohnheiten der hier umherschweifenden Indianer mit denen von der Gegend des Mississippi, kam La Sale zu dem Glauben, daß er sich nicht weit davon entfernt befinden könne, und unternahm mehrere Ausflüge, um sich hierüber Auskunft zu verschaffen. Fand er aber auch ein schönes und fruchtbares Land, so zeigte sich doch keine Spur von dem, was er suchte. Allemal kam er düsterer und unzugänglicher nach dem Fort zurück, was natürlich nicht besonders zur Beruhigung der durch Entbehrungen und die Fruchtlosigkeit ihrer Bemühungen erregten Gemüther diente. So hatte man
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