Die Entdeckung der Erde
aufzufinden hoffte. Auch hier besuchte er die durch die größten Schlachten der Griechen gegen die Perser berühmten Punkte. Von dem Engpaß bei Thermopylä liefert er eine sehr genaue Beschreibung; dann besuchte er die Ebene von Marathon, das Schlachtfeld von Platää und kehrte nach Kleinasien zurück, dessen Küste, auf der die Griechen viele Kolonien gegründet hatten, er noch weithin bereiste.
Als er nach Halikarnassus in Carien heimkam, zählte der berühmte Reisende erst 28 Jahre, denn zu der Zeit, im Jahre der ersten Olympiade, oder 456 v. Chr., las er sein Geschichtswerk bei den Olympischen Spielen vor. Sein Vaterland war damals von Lygdamis unterdrückt und er selbst mußte sich nach Samos zurückziehen. Bald darauf glückte es ihm, jenen Tyrannen zu stürzen; doch der Undank seiner Mitbürger nöthigte ihn noch einmal, in’s Exil zu wandern. Im Jahre 445 wohnte er dem Feste der Panathenäen bei, las sein jetzt völlig vollendetes Werk vor, erregte damit einen allgemeinen Enthusiasmus und zog sich endlich, gegen das Ende seines Lebens, nach Thurium in Italien zurück, woselbst er, unter Hinterlassung des Ruhmes als größter Reisender und berühmtester Historiker des Alterthums, im Jahre 406 v. Chr. verschied.
Nach Herodot überspringen wir anderthalb Jahrhundert, erwähnen nur beiläufig des Arztes Ctesias, eines Zeitgenossen Xenophon’s, der den Bericht über eine Reise durch Indien veröffentlichte, welche er allem Anscheine nach gar nicht ausgeführt hat, und begegnen dann, der chronologischen Ordnung nach, Pytheas aus Massilia (Marseille), der als Reisender Geograph und Astronom einen Glanzpunkt seiner Epoche bildet Etwa im Jahre 340 war es, da Pytheas sich mit einem einzigen Schiffe über die Säulen des Herkules hinauswagte; statt aber der afrikanischen Küste zu folgen, wie es seine Vorläufer, die Karthager, gethan, wandte er sich nach Norden, segelte längs der Küsten Iberiens und des Keltenlandes bis zu den entlegensten Spitzen, welche jetzt zum Departement Finistère (Nieder-Bretagne) gehören; von hier aus lief er in den Canal ein und landete in England, jener Insel Albion, deren erster Erforscher er werden sollte. An mehreren Punkten betrat er dessen Küste und trat in Verbindung mit deren einfachen, ehrbaren, nüchternen, gelehrigen und fleißigen Bewohnern, welche einen umfänglichen Handel mit Zinn trieben.
Der gallische Reisende drang immer weiter nach Norden vor, segelte über die Orcaden an der Nordspitze Schottlands hinaus und erreichte eine so hohe Breite, daß die Nacht zur Mitsommerszeit nur noch zwei Stunden lang währte. Nach sechstägiger Seefahrt traf er auf ein Land, Namens Thule, wahrscheinlich Norwegen oder Jütland, an dem er nicht vorbeikommen konnte.
Nearchus ermuthigte die Matrosen gegen diese Ungeheuer (S. 19.)
»Darüber hinaus,« sagt er, »giebt es weder Meer, noch Land oder Luft mehr.« Er kehrte also um, veränderte aber seinen Kurs und erreichte die Mündungen des Rheins, wo die Ostfriesen und hinter diesen die Germanen wohnten. Von hier aus lief er die Mündung des Tanaïs (wahrscheinlich der Weser oder Elbe) an und segelte dann nach Massilia zurück, wo er ein Jahr nach seiner Abreise aus der Vaterstadt wieder anlangte. Pytheas war nicht nur ein beherzter Seefahrer, sondern auch ein hervorragender Gelehrter; er beobachtete zuerst den Einfluß des Mondes auf die Gezeiten und erkannte, daß der Polarstern nicht genau jene Stelle des Himmels einnimmt, welche die verlängert gedachte Erdachse treffen würde.
Einige Jahre nach Pytheas, gegen 326 v. Chr., erwarb sich ein griechisch-macedonischer Reisender neue Lorbeeren als Entdecker. Es war das Nearchus aus Kreta, der Admiral Alexander’s des Großen, welcher von diesem den Auftrag erhielt, die ganze Küstenstrecke zwischen dem Indus und dem Euphrat aufzunehmen.
Als dem Eroberer der Gedanke kam, eine Entdeckungsreise vornehmen zu lassen, um die Verbindung zwischen Indien und Egypten zu sichern befand er sich mit seinem Heere 800 (englische) Meilen im Innern des Continents am oberen Laufe des Indus. Er gab Nearchus eine Flotte die wahrscheinlich 33 Galeeren, lauter zweideckigen Schiffen, und eine ungeheure Anzahl Transport-Fahrzeuge. Zweitausend Mann besetzten diese Flotte welche gegen 800 Segel zählen mochte. Nearchus schiffte, an beiden Ufern des Stromes von Alexander’s Armeen begleitet, binnen vier Monaten des Indus hinab. An der Mündung des mächtigen Wasserlaufes angelangt verwendete der
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