Die Entdeckung der Erde
fruchtbarer; überall wogten Saatfelder, grünten Weiden und gediehen vielerlei Fruchtbäume. Nearchus ankerte in Ba dem heutigen Jask, umschiffte das Vorgebirge von Maceta oder Mussen und gelangte dann nach dem Persischen Meerbusen, dem er, in Uebereinstimmung mit den arabischen Geographen, fälschlich den Namen »Rotes Meer« beilegt.
Nearchus drang in den Meerbusen ein und kam nach einer einzigen Unterbrechung an einem Flecken mit Namen Harmozia an, von dem später die kleine Insel Ormuz ihren Namen erhielt. Dort vernahm er, daß die Armee Alexander’s nur fünf Tagemärsche entfernt stehe. Er beeilte deshalb seine Ausschiffung, um mit dem großen Eroberer zusammen zu treffen. Letzterer, welcher einundzwanzig Wochen lang ohne jede Nachricht von der Flotte war, hoffte kaum, diese wieder zu sehen. Seine freudige Ueberraschung als der Admiral, freilich durch die langen Strapazen herabgekommen und kaum wieder erkennbar, sich ihm vorstellte, erscheint daher sehr begreiflich. Zur Feier seiner Wiederkehr ließ Alexander gymnastische Spiele veranstalten und dankte den Göttern durch reichliche Opfer. Darauf begab sich Nearchus um das Commando der Flotte zu übernehmen und diese nach Susa zu führen wieder nach Harmozia und ging nach frommer Anrufung des Jupiter-So von Neuem unter Segel.
Die Flotte besuchte nun verschiedene Inseln, wahrscheinlich Arek und Kismis; bald darauf strandeten auch einmal viele Schiffe derselben, wurden durch die steigende Fluth jedoch wieder flott und liefen dann, nach Umseglung des Vorgebirges von Bestion, Keisch, eine dem Merkur und der Venus geheiligte Insel, an. Hier verlief die Grenze von Carmanien, auf der anderer Seite Persien anfing. Die Schiffe folgten nun der persischen Küste besuchten verschiedene Punkte, wie Gillam, Inderabia, Schevou, Konkru, Sita-Reghiau, wo Nearchus einen ihm von Alexander entgegen gesendeten Proviant-Transport in Empfang nahm.
Nach mehrtägiger Fahrt erreichte die Flotte die Mündung des Endic Stromes, welcher Persien von dem Gebiete Susa’s trennte. Von da an traf sie auf den Ausfluß eines großen fischreichen Sees, Namens Cataderb welcher in der jetzt Dorghestan benannten Gegend zu suchen ist. Endlich ankerte sie vor dem babylonischen Dorfe Degela am Euphrat, nachdem sie die ganze Küste zwischen diesem Punkte und dem Indus besucht hatte. Zum zweiten Male traf Nearchus nun mit Alexander zusammen, der ihn reich belohnte und als Befehlshaber für seine Flotte beibehielt. Alexander wollte auch die gesammte Küste Arabiens bis zum Rothen Meere aufnehmen lassen, doch blieben diese Projecte unausgeführt, da ihn inzwischen der Tod ereilte.
Man nimmt an, daß Nearchus in der Folge Gouverneur von Lycien und Pamphilien geworden sei. In den Mußestunden verfaßte er einen Bericht über seine Reisen, der leider verloren gegangen ist, von dem Arrien aber in seiner
Historia Indica
glücklicher Weise einen Auszug gemacht hat. Es scheint, als sei Nearchus in der Schlacht bei Ipsus gefallen unter Hinterlassung des ungetrübten Rufes eines erfahrenen Seehelden, dessen Reise ein hervorragendes Ereigniß in der Geschichte der See-Schifffahrt darstellt.
Wir haben hier noch ein kühnes Unternehmen jener Zeit zu erwähnen, das von Eudoxus von Cyzique, einem Geographen, der im Jahre 146 v. Chr. am Hofe Evergetes II. lebte, ausgeführt wurde. Nach einem Besuche Egyptens und der Ufer des Indus kam diesem wagehalsigen Abenteurer der Gedanke, Afrika zu umschiffen, ein Versuch, der doch erst sechzehn Jahrhunderte später durch Vasco de Gama wirklich ausgeführt werden sollte. Eudoxus miethete ein großes Schiff nebst zwei Barkassen und wagte sich damit hinaus auf die Wasserwüste des Atlantischen Oceans. Wie weit mögen diese Fahrzeuge gekommen sein? Das ist nur schwierig festzustellen. Jedenfalls kehrte er nach einem kurzen Zusammentreffen mit Eingebornen, die er für Aethiopier hielt, nach Mauretanien zurück. Von da aus wandte er sich nach Iberien und rüstete sich zu einem zweiten Versuche einer Rundreise um Afrika. Ob diese zweite Fahrt überhaupt unternommen ward, läßt sich nicht sagen; wohl aber müssen wir hinzufügen, daß eben jener Eudoxus, Alles in Allem ein mehr kühner als verläßlicher Mann, von nicht wenigen Gelehrten nur für einen unglaubwürdigen Flausenmacher gehalten wird.
Noch sind zwei Namen von Reisenden übrig, welche sich in der vorchristlichen Aera auszeichneten, nämlich Cäsar und Strabo. Cäsar, geboren im Jahre 100 v. Chr., war freilich im Grunde
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