Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
bedenken, dass die Agrarflächen in den gemäßigten Zonen der Erde für den Getreideanbau am besten geeignet sind, so dass eine Steigerung der global produzierten Getreidemengen am ehesten im westlichen Eurasien, im östlichen Nordamerika und auf kleineren Flächen in Südamerika und Australien möglich sein wird, weniger aber in den Ländern der Erde, in denen der Hunger noch immer weit verbreitet ist, in Afrika und Südasien.
Nachwachsende Rohstoffe ließen sich auch auf ehemaligen Industrie- und Bergbauflächen sowie früheren Verkehrsanlagen anbauen. Solche Brachflächen, deren Böden in vielen Fällen verunreinigt oder gar verseucht sind, können ohne eine teure Bodensanierung nicht erneut für eine Industrieansiedlung, eine Wohnbebauung oder die Anlage von Erholungsgebieten genutzt werden. Daher bleiben viele von ihnen ungenutzt liegen; im Stadtgebiet von Dortmund haben sie inzwischen eine Ausdehnung von mehr als zehn Quadratkilometern angenommen.
Mit der Nutzung von Pflanzen von Industriebrachen kann ein wichtiger Nebeneffekt verbunden sein: Pflanzen entziehen dem Boden im Lauf der Zeit Schadstoffe, so dass sich nach einer längeren Phase, in der Pflanzenmaterial von den Standorten regelmäßig entfernt wird, eine teure Bodensanierung erübrigen könnte. Wenn das bei einer sogenannten «Phytosanierung» auf Industriebrachen gewonnene Pflanzenmaterial zur Biogasherstellung genutzt werden soll, muss man aber zunächst prüfen, ob die darin enthaltenen Schwermetalle oder andere Schadstoffe das Wachstum der fermentierenden Bakterien nicht einschränken. Ferner muss geklärtwerden, wie mit den Rückständen der genutzten Biomasse umzugehen ist. Auf jeden Fall ist die Menge dieser Rückstände erheblich kleiner als die Erdmenge, die bei einem kompletten Bodenabtrag zur Deponierung ansteht.
Brachflächen könnten auch stärker für die Windkraftnutzung herangezogen werden. Windkraftanlagen sollten nicht nur für die Gewinnung großer Mengen an Strom konzipiert werden; interessant wäre auch die Installation kleinerer Anlagen für den lokalen Verbrauch, die das Bild von Landschaften nicht derart stark prägen wie Großanlagen. An alten Mühlwehren ließe sich erneut Energie aus Wasserkraft gewinnen. Sicher: Diese Anlagen haben nicht den gleichen Wirkungsgrad wie andere moderne Kraftwerke. Sie reichen aber aus, um lokal benötigte kleine Energiemengen bereitzustellen. Auf diese Weise wird es keineswegs möglich sein, künftige Energieversorgungsprobleme komplett zu lösen. Doch entlegene Gebiete mit geringer Bevölkerungsdichte könnten durch derartige Maßnahmen der Energiegewinnung neue Entwicklungsmöglichkeiten bekommen. Es entstehen dort einige Arbeitsplätze für die Personen, die sich mit der Gewinnung von nachwachsenden Rohstoffen befassen, und es lässt sich anstreben, die gesamte, wenn auch wenig zahlreiche Bevölkerung aus lokalen Quellen mit Energie zu versorgen. Abgelegene Gebiete gewinnen erneut an Attraktivität; auf diese Weise könnten, was für viele Menschen aus emotionaler Sicht wichtig ist, auch traditionelle Dörfer eine neue Entwicklungschance erhalten. Dies wäre ein kleiner Beitrag zur Energieversorgung der Zukunft und zum Aufbau eines neuen Systems der Landnutzung, in dem auf fossile Energierohstoffe mehr und mehr verzichtet werden muss.
Die Erfassung von Ressourcen für die Energieversorgung in einer Landschaft sollte in jedem Fall der technischen Konzeption von Anlagen zur Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen vorausgehen. Darin unterscheidet sich der hier vorgeschlagene Weg von vielen ähnlichen Projekten zur Gewinnung von Energie aus nachwachsenden Rohstoffen.
Landschaftswissenschaft und Pädagogik
Besonders wichtig sind pädagogisch orientierte Darstellungen der Grundzüge und besonderen Charakteristika von Landschaften. Dabei geht es einerseits um die Vermittlung eines modernen und umfassenden Bildes zum Umgang mit Natur und Landschaft, andererseits um die Darstellung einzelner Regionen. [163] Spezielle Darstellungen dazu werden für Kinder und Jugendliche gebraucht. [164] Moderne landschaftskundliche Darstellungen sollten sich von heimatkundlichen Werken früherer Zeit unterscheiden. In ihnen sollte weniger die Aneinanderreihung von Fakten eine Rolle spielen; vielmehr sollten sie eine Anleitung geben, wie man Zusammenhänge in einer Landschaft erkennt, und zwar durch den Vergleich einer Anschauung im Gelände mit interpretierenden Darstellungen. Diese Zusammenhänge machen
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