Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
gesamten Raum, sie ist nicht nur ein materielles, sondern auch ein immaterielles Gut. Landschaft ist ein wesentlicher Teil des kulturellen Erbes der Menschheit, für das man sich mit Enthusiasmus einsetzen kann. Landschaft lässt sich bestimmtnicht überall in ihrem Status quo bewahren, doch braucht sie einen adäquaten Platz in unserem Bewusstsein, so dass klar ist, welche «Essenz» von ihr unbedingt bewahrt bleiben muss. Günstig dafür ist es, wenn möglichst viele Landschaften auch in ein künftiges System von Landnutzung eingebettet sind.
Schutz von Landschaft in intensiv genutzten Gebieten
Gegen eine Intensivierung der Nutzung, auch eine Vergrößerung von Feldern ist nicht generell etwas einzuwenden. Allerdings sollte alles unternommen werden, um Bodenerosion zu unterbinden. Der erste Schritt dazu könnte eine Erfassung aller Lokalitäten, an denen Bodenerosion droht, durch einen Landschaftswissenschaftler sein. Das ist dort der Fall, wo bei lange dauernder trockener Witterung Sand verweht oder bei Starkregen die Bodenkrume abgeschwemmt wird. Gegen Winderosion helfen Hecken. Sie brauchen nicht wie zu früheren Zeiten das gesamte Feld zu umgeben, auch Reihen von Gehölzpflanzen an sensiblen Stellen reichen aus. Die Gehölze können so gesetzt werden, dass der Einsatz von modernen Agrargeräten nicht behindert wird. Wo Boden bei Gewitterregen abgetragen wird, sollten nur Kulturpflanzen angebaut werden, die den Boden schon früh im Jahr abdecken, beispielsweise Gerste oder Roggen. Mais sollte auf Feldern, die von solcher Erosion bedroht sind, nicht angepflanzt werden.
Diese Ziele dienen keineswegs nur dem Schutz von Landschaft, sondern auch der Bewahrung der Bodenfruchtbarkeit, die für Landwirte von elementarer Bedeutung ist. Erosion ist ein Problem in der Agrarlandschaft, das ständige Beachtung durch Landschaftswissenschaftler erfordern sollte.
Wiederaufnahme der Landnutzung nach Nutzungsaufgabe
Wenn – womit zu rechnen – ist fossile Rohstoffe in Zukunft knapper und teurer werden, könnten mehr Flächen, auf denen die Nutzungsintensität in den letzten Jahrzehnten geringer geworden ist, für die Gewinnung nachwachsender Rohstoffe herangezogen werden, und zwar durch Fortsetzung oder Wiederaufnahme einer traditionellen Nutzung: Streuobstwiesen, Hecken, Nieder- und Mittelwälder, terrassierte kleine Äcker oder Grünland in abgelegenen Bachtälern. Aber auch auf nicht mehr genutzten Eisenbahntrassen, Güterbahnhöfen und ehemaligem Industriegelände laufen natürliche Sekundärsukzessionen ab, die schließlich zur Bildung geschlossener Wälder führen. Kleinere oder größere Holzbestände, die bisher nicht in traditionelle Forsten einbezogen sind, könnten damit sinnvoll genutzt werden.
Mit der Gewinnung von Rohstoffen für die Energiegewinnung in Nieder- und Mittelwäldern lässt sich in idealer Weise das Ziel verbinden, die Identität von Landschaft sowie die darin vorkommenden Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Holz, das sich zu Hackschnitzeln verarbeiten lässt, kann man auch in Gärten und Parks von Schlössern und Landhäusern gewinnen; auf diese Weise würde der in Parkanlagen regelmäßig notwendige Pflegehieb von Holz zugleich zur Gewinnung von zusätzlichen Rohstoffen für die Energiegewinnung führen. Mähgut, mit dem eine Biogasanlage betrieben werden kann, muss nicht vom Acker kommen, sondern könnte auch auf ehemals genutzten und nun verwildernden Wiesen gewonnen werden. Solche Wiesen bräuchten nicht so intensiv gedüngt zu werden wie anderes Wirtschaftsgrünland, so dass etwa auf Feuchtwiesen die für sie charakteristischen Tier- und Pflanzenarten weiterhin vorkommen könnten. Plaggen, die man einer Heidefläche entnimmt, um die Mineralstoffarmut von traditionellen Heidestandorten zu wahren, kämen als ein weiterer Rohstoff für Biogasanlagen in Betracht. Auf schmalen Terrassenäckernan Berghängen, wo zuvor die Landwirtschaft aufgegeben worden war, ließen sich nun wieder Pflanzen anbauen, die keine intensive Pflege benötigen, sondern nur geerntet werden, um in der Biogasanlage weiterverarbeitet zu werden. Würde man nachwachsende Rohstoffe zum Betrieb von Biogasanlagen an solchen Orten gewinnen, bräuchte man dafür nicht – wie derzeit –Flächen zu verwenden, die auch für den Anbau von Nahrungsgetreide genutzt werden könnten. Das kann wichtig werden: In Zukunft wird auf dem Weltmarkt immer mehr Getreide gebraucht, weil die Weltbevölkerung weiterhin wächst. Dabei ist zu
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