Die Entdeckung des Lichts
vorgesessen und sich lustig gemacht über die Abhandlung, wie er sich immer über den Äther lustig gemacht hat. Er meinte, wenn sie richtig wäre, dann würde in der Mitte des Schattens einer runden Scheibe ein heller Fleck sein.«
»Und?«
»Arago war auch in der Jury. Er hat nachgesehen. Erst in der Bibliothek, der Fleck war schon früher bekannt gewesen, dann hat er es selbst geprüft: Es war nicht nur der Fleck da, wenn man die richtigen Dimensionen nimmt bei der Lichtquelle und der Scheibe, sondern noch viele schöne runde Kreise um ihn herum.« Brande überschlug sich vor Freude: »Er heißt jetzt Poisson’scher Fleck.«
Alle Grundlagen der Wellenüberlagerungen stammten von Davys Freund Thomas Young, den seit zwanzig Jahren kaum jemand beachtet hatte. Er hatte auch eine gute Erklärung für den doppelt brechenden Calcit, den Davy damals gezeigt hatte, als Faraday das erste Mal zuhören durfte: Young hatte erkannt, dass Lichtwellen anders als Schallwellen waren. Schall stauchte sein Medium, die Luft, in der Richtung seiner Ausbreitung: longitudinal. Licht dagegen war wie Wellen auf der Wasseroberfläche oder die Schwingung auf einer Saite, auf der die Auslenkung quer zur Ausbreitungsrichtung war: transversal. Wenn diese Querbewegung nur in einer Ebene stattfand, die Saite also nicht rundherum schwang, sondern nur auf und nieder, sprach man von Polarisation. Der Calcit nun brach zwei senkrecht aufeinander stehende Polarisationen unterschiedlich stark und zerlegte so einen Lichtstrahl in zwei. Daher das doppelte Bild.
»Gar keine kleine Leistung von Young«, sagte Brande, »gar nicht.«
Für Newton, dachte Faraday, wurde es eng, auch wenn er bislang tatsächlich immer noch eine Erklärung geliefert hatte, wenn man ihn nur so genau las wie die Sandemanier am Sonntag ihre Bibel.
»Helligkeit im Schatten kann man mit Anziehungskräften für das Lichtteilchen an den Rändern des Objekts vielleicht noch erklären«, meinte Brande auch, »beim Haar mag das angehen, aber den größten Fleck in der Mitte hinter einer Scheibe und die Ringe bekommt man nur bei Wellen, wo sich laut Young zwei Wellenberge addieren und ein Berg und ein Tal auslöschen. Komisch nur, dass die Franzosen uns auf unsere eigene englische Theorie bringen müssen.«
»Ja«, entgegnete Faraday nachdenklich und dachte: »Komisch.« Jetzt würde es sich an der Brechung beweisen müssen: Newton brauchte das Licht in dichteren Medien wie Glas und Wasser schneller als in Luft, Young brauchte es langsamer.
Davy schickte Grüße und allerhand Anweisungen aus Rokeby, Newcastle, Howick und Harwood House. Aus Market Harborough schrieb er, dass die zukünftige Ehefrau seines ehemaligen Reisedieners wahrscheinlich einziehen dürfe in die Institution .
Faraday schrieb ihr einen Katalog von Fragen, die sich um Übertreibungen und Liebesbeweise drehten, die er erbringen wollte: »Kann ich oder kann die Wahrheit mehr sagen, als dass für diese Welt ich Dein bin?«
Einen Monat später meinte er, es sei erstaunlich, wie sehr die Verfassung des Körpers die Kräfte des Geistes beeinflusse: »Ich habe den ganzen Morgen an den vergnügten und interessanten Brief gedacht, den ich Dir heute Abend schicken wollte, und nun bin ich so müde und habe noch so viel zu tun, dass meine Gedanken taumeln und um das Bild von Dir laufen, ohne eigene Kraft zu haben, anzuhalten und das Bild zu bewundern. Ich möchte Dir tausend schöne und, glaube mir, innige Dinge sagen, aber ich bin kein Meister der Worte für diese Dinge, und wo ich grüble und an Dich denke, schwimmen Chloride, Verfahren, Öl, Davy, Stahl, Miszellaneen, Quecksilber und fünfzig andere berufliche Fantastereien durch meine Sinne und treiben mich tiefer und tiefer in meine verlegene Dummheit.«
Sarah Barnard und Michael Faraday heirateten kurz nach dem plötzlichen Tod von Benjamin Abbotts Bruder Robert ohne jede Großartigkeit im Juni 1821. Einen Monat später gab Faraday überraschend sein Glaubenbekenntnis ab. Es war, meinte er, eine Sache »nur zwischen meinem Gott und mir«.
4 Die erste Erfüllung
Davy, mittlerweile Baronet Sir Humphry und Träger der Rumford-Medaille, war im Herbst vor der Hochzeit gerade aus Europa zurück, als eine Entdeckung des Latein schreibenden Dänen Hans Christian Ørsted die Runde machte, nachdem sein Artikel ins Englische übersetzt worden war. Ørsted hatte bei einer Demonstration entdeckt, dass die Kompassnadel auf elektrischen Strom reagiert.
Er hatte wie nachfolgend
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