Die Entfuehrten
dem Flugzeug. Als die anderen das Flugzeug endlich bemerkten, sah es bereits aus wie jeder andere Regionalverkehrsflieger von Sky Trails. Aber als ich es das erste Mal sah, stand auf der Tür TACHYON TRAVEL. T-A-C-H-Y-O-N. Ihr seid alle noch zu jung, um viel von Physik zu verstehen, außerdem ist das ohnehin sehr theoretische Physik . . .«
»Also was ist ein Tachyon?«, fragte Katherine. Siekonnte es nicht ausstehen, wenn man von oben herab mit ihr sprach oder sagte, sie sei zu jung für etwas.
»Tachyonen sind Elementarteilchen, die sich schneller bewegen als das Licht«, sagte Angela.
Lichtgeschwindigkeit?, dachte Jonas. Was hat das denn damit zu tun?
»Ich dachte, es gibt nichts, das schneller ist als das Licht«, sagte Katherine, stolz darauf, wenigstens so viel zu wissen.
»Das weiß niemand genau«, sagte Angela. Sie sprach jetzt sehr vorsichtig und beobachtete ihre Reaktionen sorgfältig. »Zumindest weiß es
bisher
niemand genau. Es gibt Theorien, die besagen, wenn sich irgendetwas schneller bewegen könnte als das Licht, würden alle möglichen seltsamen Dinge passieren. Zeit und Raum hätten ein anderes Verhältnis zueinander. Der Alterungsprozess würde anders verlaufen. Und wenn ein Flugzeug mit dieser Geschwindigkeit fliegen könnte, würde es . . . zu einer Zeitmaschine werden.«
Alle starrten sie an.
Chip schüttelte bereits den Kopf.
»Wer würde denn einen Haufen Babys mit einer Zeitmaschine verschicken?«, fragte er spöttisch. »Was sollte das bringen?«
»Ich glaube nicht, dass jemand einen Haufen Babys mit einer Zeitmaschine verschickt hat«, sagte Angela und achtete auf jedes ihrer Worte. »Ich glaube, dass ein Haufen Erwachsener in eine Zeitmaschine gestiegenist und dass es sich um ein Experiment handelte, einen der ersten Versuche mit Zeitreisen. Sie kannten nicht alle Auswirkungen und wussten daher auch nicht, was passieren würde, wenn sie in unserer Zeit ankommen.« Sie machte eine Pause, um das Gesagte wirken zu lassen.
»Sie meinen . . .«, sagte Katherine.
Jonas war nicht klar, ob seine Schwester wirklich verstand oder Angela nur antreiben wollte.
»Ich meine, dass Chip und Jonas schon einmal viel älter waren, als sie es heute sind«, sagte Angela. »Ich glaube, dass sie bei einer Reise durch die Zeit verändert wurden. Ich glaube, dass sie – und alle anderen Babys – aus der Zukunft kamen.«
Neunzehn
Stille. Totenstille.
Jonas konnte nicht einmal richtig nachdenken über das, was Angela gesagt hatte. Es war einfach zu bizarr und unglaublich, um es überhaupt in Betracht zu ziehen. Es war, als würde sein Hirn völlig abschalten, so sehr sträubte es sich gegen ihre Theorie. Nach einer Weile kam er auf die Idee, Chip und Katherine anzusehen, um festzustellen, wie sie reagierten. Seine größte Sorge war, dass sie vielleicht grob, gemein oder spöttisch reagieren könnten, denn Angela war offensichtlich übergeschnappt. Sicher, anfangs hatte sie ziemlich vernünftig gewirkt, abgesehen davon, dass sie Angst hatte, sich am Telefon zu äußern. Aber an Zeitreisen zu glauben? Und daran, dass man sich in Babys rückverwandeln kann? Wahnsinn.
Chip und Katherine hatte beide bereits den Mund geöffnet, obwohl er Chip vielleicht auch einfach nur vor Schreck offen stand.
»Also dann, vielen Dank, dass Sie sich mit uns getroffen haben«, sagte Jonas hastig, weil er hoffte, denRückzug antreten zu können, ehe Katherine etwas sagte. »Ihre Vorstellungen sind, äh, wirklich interessant.« Er suchte nach Worten, irgendeiner höflichen Ausrede, um zu gehen. Sollte er vielleicht sagen:
Wo ist nur die Zeit geblieben!?
Plötzlich prallte etwas gegen die Glastür. Jonas griff unwillkürlich nach dem Türknauf, doch es war zu spät. Ein Mann schob einen schweren Stiefel zwischen die Tür und die Glaswand. Der Rest seines Körpers lag auf dem Boden, weil ihn ein anderer angegriffen zu haben schien.
»Das könnt ihr nicht machen!«, schrie der Angreifer. Nein, eigentlich war es gar kein Schrei. Seine Stimme war gedämpft, kaum mehr als ein Flüstern, aber dennoch voller Zorn. »Nicht jetzt und nicht hier. Macht keine Szene. Wollt ihr die Zeit komplett ruinieren?«
Jonas versuchte den Fuß des Mannes aus dem Türspalt zu schieben und mit der Schulter die Tür zuzudrücken. Das Gesicht des Mannes konnte er nicht erkennen, weil der Angreifer ihm den Blick versperrte. Dann drehte sich der Angreifer um und Jonas sah ihm direkt in die Augen. Die Erinnerung durchfuhr ihn wie ein Blitz. Er war
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