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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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so verblüfft, dass er fast die Tür losgelassen hätte.
    Der Angreifer war der »Hausmeister« vom FBI, der Mann, der ihm geraten hatte, in die Akte auf Mr Reardons Schreibtisch zu schauen.
    »Jonas! Chip! Lauft weg!«, rief der Angreifer drängend und rang mit dem gestiefelten Mann.
    Was sollte das nützen? Sie konnten nirgendwohin rennen außer dorthin, wo die beiden Männer kämpften. Der gestiefelte Mann richtete sich auf und wäre dem Griff des Angreifers fast entkommen.
    Katherine schrie auf.
    »Das Fenster!«, sagte Angela.
    Sie eilte zur Außenwand und begann am Fenstergriff zu ziehen. Chip sprang auf und half ihr. Das Fenster ging nach innen auf und bildete mit der Wand eine schmale v-förmige Öffnung. Chip schob sich durch den schmalen Zwischenraum nach draußen und wäre um ein Haar in einer Stechpalme gelandet.
    Katherine folgte ihm und kam mit einer fast akrobatischen Rolle wieder auf die Füße.
    »Komm schon, Jonas!«, schrie sie durchs offene Fenster.
    Jonas wandte sich zu den beiden kämpfenden Männern am Boden um. Was würde geschehen, wenn er die Tür losließ?
    »Geh!«, rief ihm der Angreifer über die Schulter zu.
    Jonas rannte um den Tisch herum zum Fenster. Er drehte sich noch einmal um und sah, dass die Männer nun in den Konferenzraum gerollt waren. Das Gesicht des gestiefelten Mannes konnte er immer noch nicht sehen, dafür aber jede Menge Masse und Muskeln. Erwar sich nicht sicher, ob der Angreifer ihn wirklich würde aufhalten können.
    »Gehen Sie zuerst, Angela«, sagte Jonas.
    Der Name schien bei dem Angreifer etwas auszulösen. Er hob den Kopf und sah über den Konferenztisch.
    »Angela DuPre«, rief er. »Wir haben Ihnen Unrecht zugefügt mit der Zeit. Wir sind Ihnen etwas schuldig.«
    Abrupt verschwand der Kopf des Angreifers unter dem Tisch. Der gestiefelte Mann musste ihn nach unten gezogen haben. Es gab ein Geräusch, als knalle jemand mit dem Kopf auf den Boden, und der Tisch ruckte zur Seite.
    »Angela?«, drängte Jonas.
    Er streckte die Hand aus, um ihr aus dem Fenster zu helfen. Sie trug einen Rock; wahrscheinlich würde sie nicht mit dem Kopf voran springen wollen.
    Angela trat einen Schritt zurück.
    »Geh du zuerst«, sagte sie. »Ich habe dreizehn Jahre darauf gewartet, dass so etwas passiert. Ich bleibe hier und hole mir ein paar Antworten.«
    »Aber sie sind gefährlich!«, widersprach Jonas. Er konnte die Männer jetzt nicht mehr sehen, aber er hörte ihr Stöhnen, die Schläge und das Gepolter, mit dem sie gegen Tisch und Stühle stießen.
    »Wahrscheinlich. Genau deshalb musst du von hier verschwinden«, sagte Angela. Sie schob ihn zum Fenster. Mit der einen Hand packte er den Rahmen, mit der anderen stützte er sich mit gespreizten Fingern an derGlaswand ab, während er die Füße nach draußen schwang.
    »Lauf, Jonas!«, rief ihm der Angreifer unter dem Tisch zu. »Beeil dich! Und Jonas – ich habe deine Nachricht gesehen! Du musst vorsichtig sein! Pass auf, wo du Dinge hinterlässt, die man später finden kann . . . alles, was sich überwachen lässt . . .«
    Mehr hörte Jonas nicht, denn er stand bereits draußen vor dem Fenster und der Angreifer sprach immer noch mit dieser leisen, eindringlichen Stimme. Als er sich umdrehte, konnte Jonas den Angreifer unter dem Tisch deutlich sehen. Mit der einen Hand hatte er den Mann an den Haaren gepackt, um seinen Kopf nach unten zu ziehen. Mit der anderen gab er Jonas ein Zeichen zu verschwinden. »Geh! Geh! Los!«, formten seine Lippen. Richtig hören konnte Jonas ihn nicht.
    Er drehte sich um und rannte los. Chip und Katherine hatte er schnell eingeholt. Wortlos rannten die drei zu den Fahrradständern, rissen die Räder heraus und traten wie verrückt in die Pedale.
    Sie hatten den Radweg schon zur Hälfte hinter sich, ehe Jonas’ Verstand einsetzte und er wieder zu denken begann, statt einfach nur reflexartig zu handeln.
    Er trat augenblicklich auf die Bremse.

Zwanzig
    Katherine bemerkte als Erste, dass Jonas nicht mehr dabei war, dass er nicht neben ihr und Chip wild strampelnd nach Hause raste.
    »Jonas!«, schrie sie, mehrere Fahrradlängen voraus, über die Schulter. »Was machst du da?«
    »Ich muss zurück!«, keuchte er. »Wir können Angela nicht einfach dalassen!«
    »Aber – sie ist erwachsen! Sie hat gesagt, dass wir abhauen sollen!« Jetzt mischte sich auch Chip ein.
    »Sie . . .«
    Jonas beschloss, dass er keine Zeit hatte, herumzustehen und zu debattieren. Er wirbelte herum und begann genauso

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