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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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hat, wenn sie, sagen wir, im Cockpit im Logbuch nachgesehen haben, um festzustellen, in welcher Sprache es geschrieben war, dann müssten sie doch haufenweise Hinweise darauf gefunden haben, wo wir herkamen. Und das steht doch sicher in ihren Unterlagen und . . .«
    »Du vergisst, was ich gesagt habe«, korrigierte ihn Angela eisern. »Das Flugzeug ist verschwunden.«
    »Vielleicht ist es gar nicht richtig verschwunden«, sagte Chip. »Vielleicht hat man es einfach abgeschleppt und Sie haben gedacht – äh . . .«
    Er brach ab, weil ihn beide, Angela und Katherine, mit Blicken förmlich aufspießten.
    »Ich habe dir gleich gesagt, dass du es nicht glauben wirst«, sagte Angela und klang dabei so traurig, dass Jonas sich für Chip schämte. Er wusste selbst nicht, was er von Angelas Geschichte halten sollte, aber das würde er ihr nicht sagen.
    »Soll ich weitermachen?«, fragte Angela.
    Die drei nickten kleinlaut.
    »Ehe ich mich versah, waren überall FB I-Agenten , Polizisten, Vertreter vom Flughafen und der Fluggesellschaft und alle möglichen anderen Offiziellen, die ich nicht einmal zuordnen konnte«, sagte Angela. »Sie behandelten das Flugzeug, als wäre es der Schauplatz eines Verbrechens. Ein Rätsel, das es zu lösen gilt. Aberda waren all diese Babys, und als eines von ihnen zu weinen begann, fingen sie alle an. Man konnte förmlich sehen, dass es diese Behördentypen wahnsinnig machte. Also organisierten sie eine Babybrigade und eine Menge Leute schleppten die Babys aus dem Flugzeug. Wir mussten genau aufpassen, welches Baby auf welchem Platz gesessen hatte, für den Fall, dass es wichtig sein sollte. Wir hatten keine Kinderwagen oder Buggys oder sonst etwas, also sperrten wir einfach das komplette Gate ab und legten die Babys nebeneinander auf den Boden. Wir konnten froh sein, dass sie noch nicht im Krabbelalter waren.«
    Jonas war schon ein-, zweimal am Flughafen gewesen: Einmal, in der dritten Klasse, hatte er mit der Wölflingstruppe der Pfadfinder einen Ausflug gemacht, um etwas über Flugzeuge zu lernen. Und ein andermal war er mit seiner Familie nach Florida geflogen, um Disneyworld zu besuchen, weil Dad nicht mit dem Auto fahren wollte. Jonas konnte sich das Chaos gut vorstellen, wenn man sechsunddreißig Babys gleichzeitig aus einem Flugzeug holen musste. Es war doch sicher ein Riesentrubel gewesen. Bestimmt hatten es jede Menge Leute mit angesehen.
    Angela erzählte immer weiter.
    »In dem Moment, als sämtliche Babys aus dem Flugzeug waren, und auch alle Agenten, Offiziellen und Flughafenangestellten, die sich um die Babys kümmerten, genau in dem Moment habe ich mich umgedreht.Ich konnte das Flugzeug sehen, ganz normal, so wie ich den Teppich unter meinen Füßen, die Gummidichtung an der Tür oder die Hand vor meinen Augen sehen konnte. Es war da! Und im nächsten Moment war es weg und stattdessen war da nichts als Luft. Ich hatte freie Sicht auf die Pistenbefeuerung, die Satellitenschüsseln und den Highway.«
    Selbst jetzt, dreizehn Jahre später, klang Angela noch erstaunt. Es war, als sei sie immer noch verblüfft, immer noch fassungslos.
    »Und Sie waren wieder die Einzige, die das gesehen hat?«, fragte Chip und gab sich keine Mühe, seine Skepsis zu verbergen.
    Angela wandte abrupt den Kopf.
    »Nein«, sagte sie. »Monique hat das Flugzeug auch verschwinden sehen. Monique Waters, meine Chefin. Aber später, als sie sah, wie sich die Dinge entwickelten, hat sie alles abgestritten.
Sie
war diejenige, die meine Invaliditätserklärung ausgefüllt und behauptet hat, ich würde unter Hirngespinsten und Halluzinationen leiden und sei für die Arbeit bei Sky Trails ungeeignet.«
    »Woher wissen Sie, dass Monique es ebenfalls gesehen hat?«, fragte Chip.
    »Weil sie geschrien hat: ›Verdammte Hacke! Wo ist das Flugzeug hin?‹«, sagte Angela mit einem leichten Grinsen.
    Jonas versuchte, das alles aufzunehmen. Irgendwiewollte er Angela glauben. Jedenfalls war er sicher, dass
sie
glaubte, was sie ihnen erzählte. Aber es war einfach zu unwahrscheinlich.
    »Was war mit den anderen Leuten?«, nahm Katherine Anlauf. »Hat von ihnen jemand . . .?«
    »Es war dunkel draußen«, sagte Angela. »Und wir hatten alle Babys auf dem Arm. Versuch mal, dich um sechsunddreißig Babys gleichzeitig zu kümmern und immer noch klar zu denken! Es kann schon sein, dass einige gesehen haben, wie das Flugzeug verschwand, aber dann hat dieser Typ, James Reardon . . .«
    »Der, mit dem wir gesprochen haben«,

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