Die Entfuehrung der Wochentage
wollte sich Gehör verschaffen, aber der Ermittler winkte ab. »Wir treffen uns in zwei Tagen in unserer Stammkneipe, bis dahin sollte ich alle Beweise gesichtet haben. Aber solange verschwindest du in deiner Wohnung, okay?«
Sie kam sich wie ein kleines, gescholtenes Schuldmädchen vor und es erzürnte sie, wie er mit ihr umsprang.
»Mal sehen«, entgegnete sie ihm schnippisch und wollte sich zum Gehen abwenden, aber er hielt sie am Handgelenk fest. »Bitte«, mahnte er sie eindringlich. »Ich meine es ernst.«
Seine grauen Augen drangen tief in ihre Seele vor und verursachten ein ungeahntes Herzklopfen. Sie musste zugeben, sie hatte sich ein wenig in den Mann verliebt, der so verschlossen und geheimnisvoll wirkte.
»Sofia«, hakte er ungeduldig nach, als sie nicht sofort reagierte, »hältst du dich an die Abmachung?«
Sie ließ sich von seiner Sorge breitschlagen. »Ja«, bestätigte sie missmutig seinen Wunsch. »Ich bleibe zu Hause. Wir sehen uns dann im Lokal.«
Erleichterung spiegelte sich auf seinem harten Ausdruck wider. »Danke«, raunte er und löste seinen Griff um ihr Handgelenk.
Sie nickte ihm zu und stapfte nach Hause. Obwohl sie nach Außen gefasst wirkte, brodelte es in ihr. Wie konnte Leon es wagen, sie wie ein schutzloses Mädchen zu behandeln? Sie würde ihm in zwei Tagen ordentlich die Meinung geigen. Schließlich hatte sie die Informationen beschafft. Es war ihr Fall und er würde sie nicht einfach herausdrängen können.
Schimpfend ging sie die Straße zu ihrem Wohnhaus entlang.
Absprache
Leon schloss die Wohnungstür zu dem kleinen Apartment auf, das er zusammen mit seinem Kollegen bewohnte. Wütend pfefferte er den Mantel samt den Beweismitteln auf den Boden. Er musste die Dokumente kein zweites Mal durchsehen, um zu wissen, dass Sofia in Schwierigkeiten war. Aber die Gefahr kam aus einer Richtung, mit der sie sicherlich nicht rechnete.
Rene, der junge Ermittler, sprang vom Sofa auf, als er seinen Chef mit dieser Grabesmiene eintreten sah.
»Oha«, kommentierte er Leons Verfassung. »Schlechte Nachrichten?«
»Wie man’s nimmt und vor allem aus welchem Blickwinkel man es betrachtet.«
Rene zog fragend seine Augenbrauen hoch, aber der ältere Mann hatte keine Lust, die Geschehnisse zusammenzufassen, und befahl daher nur seufzend: »Benachrichtige Tristan, ich habe einen Auftrag für ihn.«
Der Angesprochene sah verwirrt zu seinem Boss, der in dem Zimmer rastlos auf und ab tigerte.
»Tristan?«, überprüfte er das Gehörte und fing sich damit einen bitterbösen Blick des Ermittlers ein. »Muss ich denn alles wiederholen? Jetzt ruf ihn gefälligst an. Ich brauche ihn.«
Ein Verdacht schien Rene zu beschleichen, denn er fragte alarmiert: »Geht es um Sofia? Ist etwas passiert?«
»Ja«, kam die Antwort prompt und Leon stellte sich ans Fenster, wo er melancholisch die grauen Schneewolken musterte: »Sie hat rumgeschnüffelt.«
»Und was hat sie herausgefunden?«, wollte der Jüngere wissen.
Die ersten, weißen Flocken rieselten auf die Erde hinab und klebten sich an das Glas. Leon wandte seine Augen von der Landschaft ab und schnaubte: »Zuviel.«
»Okay«, antworte der Junge leise. »Wie sieht dein Plan aus?«
Leon murmelte müde: »Mir bleibt nichts anderes übrig, als sie verschwinden zu lassen. Die Gefahr, dass sie Tom van Darkson verrät, ist zu groß.« Er lehnte seinen Oberkörper gegen das Fenster. »Aber zuvor muss ich herausfinden, ob sie uns wirklich alle Informationen gegeben hat.«
Rene nickte mitfühlend. »Verstehe. Ich helfe dir.«
»Danke.«
Die Falle
Sofia wartete aufgeregt in ihrer gemeinsamen Stammkneipe auf Leon und Rene. Sie hatte die letzten Nächte miserabel geschlafen und blinzelte träge im schummrigen Licht der Spelunke. Trotz der inneren Anspannung konnte sie ein Gähnen nicht unterdrücken.
»Na, na«, kam es tadelnd hinter ihr und ein verschmitztes, jugendliches Gesicht tauchte neben ihr auf.
»Rene«, entfuhr es ihr freudig und sie umarmte den schlanken Mann.
»Mir sind ja ganz unglaubliche Sachen zu Ohren gekommen, Sofia. Ich habe gehört, du hättest dich in Lebensgefahr begeben. Leon war alles andere als erfreut, das kann ich dir sagen.«
»Ach«, schnaufte Sofia, »der übertreibt.«
Rene lachte. »Er hätte mir gestern beinahe den Kopf abgerissen, nur weil ich es gewagt habe, dich in Schutz zu nehmen.«
»Schön«, grinste Sofia und winkte dem Kellner. »Dann lade ich dich jetzt auf einen Drink ein. Ich mag es, wenn man Partei
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