Die Entscheidung
Das Haus sah wieder genau so aus wie vor dem dramatischen Ereignis, bei dem es durch Bombenexplosionen und Feuer teilweise zerstört worden war.
Warch wusste, woran Rapp dachte. »Es ist schon erstaunlich, was?«, meinte er.
Rapp blickte den Gang zur Messe des Weißen Hauses hinunter. »Ja, das kann man wohl sagen.«
»Es war aber nicht ganz so schlimm, wie man vielleicht meinen könnte. Die Feuerwehr war so schnell zur Stelle, dass der Brand gelöscht werden konnte, bevor er allzu großen Schaden anrichtete.«
»Trotzdem ist es ein kleines Wunder.«
Die beiden Männer blieben vor der Tür zum Situation Room stehen. »Mitch«, fragte Warch, »haben Sie eine Waffe bei sich?«
»Was glauben Sie?«
»Ich weiß, dass Sie eine dabeihaben, aber ich wollte eben höflich fragen.«
Rapp wollte schon eine flapsige Bemerkung machen – doch er wusste, dass der Secret Service in solchen Dingen keinen Spaß verstand. »Würden Sie meine Pistole für mich aufbewahren?«, fragte er.
»Sehr gern.«
Rapp zog seine Beretta aus dem Schulterholster und vergewisserte sich, dass sie gesichert war. Warch nahm die Waffe an sich und tippte an der Tür einen Code ein. Das Türschloss klickte, und der Secret-Service-Agent öffnete die Tür. Auf der linken Seite befand sich die Tür zum Konferenzzimmer. Warch klopfte zweimal und öffnete dann die Tür. Er ließ Rapp eintreten und schloss die Tür hinter ihm.
Rapp stand einen Moment lang etwas unschlüssig da; er war überrascht, auch Irene Kennedy und Direktor Stansfield hier zu sehen. Aus irgendeinem Grund hatte Irene ihm das Gefühl vermittelt, dass er sich allein mit dem Präsidenten treffen würde. Präsident Hayes drehte sich mit seinem großen Lederstuhl und wandte sich ihm zu.
»Danke, dass Sie gekommen sind, Mitch. Würden Sie sich bitte setzen?«
Rapp nahm schweigend auf dem erstbesten Stuhl Platz, sodass er neben Stansfield saß. Er blickte kurz zu Irene Kennedy hinüber, die auf der anderen Seite des Tisches saß.
»Wie geht es Anna?«, fragte der Präsident.
Rapp wusste nicht recht, was er sagen sollte. Anna lebte und war wahrscheinlich nicht mehr in Gefahr – aber abgesehen davon war er sich nicht so sicher, ob es ihr besonders gut ging. Rapp beschloss, gegenüber dem Präsidenten nicht davon zu sprechen. »Es geht ihr recht gut, Sir. Sie macht sich Sorgen, aber sonst ist alles okay.«
»Sie ist eine starke Frau. Es tut mir Leid, dass sie in die Sache hineingezogen wurde.«
»Das ist ja nicht Ihre Schuld, Sir.«
Hayes war sich da nicht so sicher. Er beugte sich vor und stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch. »Mitch, das war eine ziemlich schlimme Woche.«
»Ja, das kann man wohl sagen.«
»Irene hat mir gesagt, dass Sie aussteigen wollen.«
Darauf war Rapp nicht vorbereitet. »Ich möchte ein neues Leben anfangen, Sir.«
Der Präsident sah Rapp direkt in die Augen. »Und wenn ich Ihnen sagen würde, dass es sich dieses Land nicht leisten kann, Sie zu verlieren?«
»Dann würde ich sagen, dass ich schon genug für mein Land getan habe.«
Der Präsident lächelte. »Ja, das haben Sie in der Tat. Aber ich würde Sie trotzdem ersuchen, sich zu überlegen, ob Sie nicht noch eine Weile weitermachen könnten.«
Rapp hatte das Gefühl, in einen Albtraum hineingezogen zu werden. »Es tut mir Leid, Sir, aber ich habe mich bereits entschieden. Ich will ein normales Leben führen. Ich habe eine Frau gefunden, die mir viel bedeutet, und ich will sie nicht verlieren, nur weil ich mit einem Job weitermache, den ich nicht mehr ausüben will.«
»Sind Sie sich da ganz sicher?«
»Worüber?« Rapp wusste nicht genau, ob der Präsident von der Frau sprach, die er gefunden hatte, oder von dem Job, den er nicht mehr ausüben wollte.
Präsident Hayes faltete die Hände. »Mitch, ein Mann Ihres Kalibers kann nicht von einem Tag auf den anderen alles hinter sich lassen.«
»Vielleicht … vielleicht auch nicht. Ich werde es jedenfalls versuchen.«
»Na gut«, sagte der Präsident mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. »Ich glaube, wir haben da einen guten Kompromiss gefunden.« Er wandte sich dem CIA-Direktor zu. »Thomas.«
»Mitchell«, sagte Stansfield mit müder und leicht lallender Stimme. »Ich möchte vorausschicken, dass ich jetzt über fünfzig Jahre in dem Geschäft bin, und ich weiß nicht, ob ich jemals jemanden gesehen habe, der so fähig und couragiert war wie Sie.«
Rapp sah Stansfield an und nickte schweigend. Diese Worte aus dem Mund dieser
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