Die Entscheidung
Kleingedruckten nachlesen.
Sie wusste nicht, wann Zoey zurückkam, oder wie er aussehen würde. Sie wusste nur, dass er kommen würde, denn Dämonen und das Pack, das mit Saetan unter einer Decke steckte, konnte man nur mit dem Recaller endgültig vom Erdboden tilgen. Und das nächste Mal würde es für Zoey keine Rückfahrkarte geben, das stand mal fest.
„Wusstest du, dass Enzo Polizeischutz genießt?“
Beinahe hätte sie sich an ihrem Lungo verschluckt. Wie war das?
„Es ist wahr“, bestätigte er. „Offiziell, weil seine Immobilien bisher am stärksten betroffen waren.“
Und inoffiziell, weil die Bullen ihn im Auge behalten wollten, schon klar. Enzo bedeutete Ärger, und obwohl er bisher die Stadt sauber gehalten hatte, zögerten die Behörden nicht, ihm jetzt, nachdem alles den Bach runterging, die Schuld in die Schuhe zu schieben. Nach dem Motto: Kontrolliere deinen Zoo aus Kriminellen, sonst bist du unser Sündenbock.
Enzo war jedoch nur für den italienischen Teil der Mafia verantwortlich, was die anderen trieben, ging ihn nichts an, zumindest, solange sie sich aus seinen Bezirken hielten. Enzo war einer der Wenigen, der wusste, dass dieser Krieg auf Saetans Kappe ging. Aber mal ehrlich, wem hätte er es erzählen können? Blanche und Leo waren ebenfalls eingeweiht, zum Teufel, sie stand praktisch im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung, schließlich war sie der Grund für Saetans Zorn.
Bevor sie ihr Gespräch fortsetzen konnten, stöckelte Nella in den Laden. Zierlich, schlank, und frisch wie ein Apfel sah sie zum anbeißen aus. Sie trug eine Pflanze im rechten Arm und führte mit ihrer freien Hand einen Köter an der Leine, der so abartig hässlich war, dass es einen Rapper gebraucht hätte, ihn zu beschreiben. Irgendeine Bullterrier-Sorte mit zu breit geratenem Brustkorb, zerfetzten Ohren und bösartig funkelnden Augen.
Nachdem sie ihren Tisch erreicht hatte, strahlte sie wie ein Honigkuchenpferd, und setzte das Gestrüpp auf einem freien Stuhl ab.
„Hallo ihr zwei“, sagte sie lächelnd, beugte sich zu Leo und küsste ihn, ganz Parisienne, dreimal links und rechts auf die unrasierte Wange.
Leo brummte etwas Unverständliches und half ihr aus dem Mantel. „Wo ist Ernesto?“, fragte er, nachdem er sich wieder gesetzt hatte.
Ernesto war Nellas Chauffeur und Bodyguard.
„Hab ihm freigegeben, nachdem er mich abgesetzt hat.“
„Das wird Enzo nicht gefallen.“
Nella ergriff Blanches Hand und drückte sie kurz. Blanche musste sich zusammenreißen, bei dieser spontanen Sympathiebekundung nicht zusammenzuzucken.
„Ich bin doch mit ihr zusammen, was kann mir schon passieren?“, zwitscherte sie vergnügt.
Wo sie recht hatte. Leo schien zum selben Schluss zu kommen, denn er bestand nicht darauf, den Leibwächter einzubestellen. Auch wenn er es nicht zugeben würde, in gewisser Weise fühlte er sich für Nella verantwortlich. Sie und seine ermordete Frau waren befreundet gewesen, was in diesem Gewerbe keine Kleinigkeit war. Wie Nella kam Renée aus dem Rotlichtmilieu, und wie sie hatte sie gerade noch den Absprung von der Straße geschafft. Ein Leben ohne Gewalt, Drogen und Prostitution. Die Meisten hatten nicht so viel Glück.
„Und was habt ihr vor?“
Nella schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. „Wir gehen shoppen!“
Leo verschluckte sich an seinem Whiskey, während Blanche tiefer in ihren Stuhl sank. Nachdem er sich erholt hatte, warf sie ihm einen warnenden Blick zu, der besagte: Eine blöde Bemerkung, und du kannst deinen Whiskey in Zukunft durch einen Strohhalm schlürfen.
In einem Moment der Schwäche hatte sie Nella versprochen, zusammen mit ihr einkaufen zu gehen. Seitdem vertröstete sie sie von Woche zu Woche, doch als sie die wachsende Enttäuschung in Nellas Augen gesehen hatte, konnte sie sich nicht länger davor drücken. Ein Deal war ein Deal, oder? Wobei sie sich fragte, wie sie sich in diesen Bullshit reingeritten hatte. Shoppen, herrje! Wenn sie Klamotten brauchte, bestellte sie den Kram online im Armeeshop. Sie trug genau zwei Arten von Hosen, olivfarbene oder schwarze Cargos. Bei den Pullis war die Auswahl sogar noch kleiner. Im Sommer schwarze T-Shirts, im Winter schwarze Rollis. Ihr Angebot an Schuhen beschränkte sich auf ein Paar schwarze Dockers . Ende der Shoppingtour.
Sie wusste nicht, was sie heute erwarten würde. Da sie jedoch seit Wochen nichts weiter getan hatte, als in ihren Kaffee zu heulen und Beliar zu verfluchen, konnte dieser Tag nicht
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