Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
angeboten. Er konnte nach eigenem Ermessen patrouillieren und den Feind nach seiner eigenen Methode suchen, selbstverständlich unter der Voraussetzung, daß seine Bemühungen von Erfolg gekrönt waren.
    Bolitho lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte an die Kajütdecke. Wieder ging ihm das Wort Glück durch den Kopf.
    Maulby hatte über diese Erklärung gespottet. Er hatte einmal gesagt: »Du bist erfolgreich, weil du dich dazu erzogen hast, wie der Feind zu denken. Verdammt, Dick, ich habe einen mit Konterbande vollgeladenen Lugger aufgebracht, der vom Süden aus Trinidad kam, und sogar dieser elende Kerl hatte von dir und der Sparrow gehört!« Bolitho gab zu, daß ganz gewiß eines stimmte: sie waren erfolgreich gewesen. Allein in den vergangenen achtzehn Monaten hatten sie zwölf Prisen aufgebracht und zwei kleine Freibeuter versenkt, mit einem Verlust von zwanzig Toten und Verletzten und geringem Schaden am Schiff.
    Er ließ seine Augen durch die Kajüte schweifen, die jetzt weniger elegant gestrichen war, fast sogar schäbig nach dem Dienst in so vielen Wettern. Es war eine seltsame Feststellung, daß abgesehen von der unerwarteten Beförderung, die durch den Uniformrock mit den weißen Aufschlägen und goldenen Besätzen symbolisiert wurde, äußerlich fast nichts darauf hindeutete. Und doch war er ein reicher Mann und zum erstenmal in seinem Leben unabhängig von seinem Zuhause und dem Besitz in Falmouth. Er lächelte traurig. Fast mußte man sich schämen, verhältnismäßig reich zu werden, nur weil man tat, was einem Spaß machte.
    Er runzelte die Stirn und versuchte sich auszudenken, was er sich kaufen würde, wenn sie die Erlaubnis bekommen sollten, einen Hafen anzulaufen. Und dies war längst fällig.
    Trotz ihres mit Kupferblech beschlagenen Rumpfes war die Geschwindigkeit der Sparrow bei sonst einwandfreien Segelbedingungen um einen vollen Knoten herabgesetzt durch Bewuchs auf dem Unterwasserschiff, der dem Kupfer und allen Bemühungen trotzte.
    Vielleicht würde er etwas Wein kaufen. Wirklich guten Wein, nicht das saure Zeug, das normalerweise als die einzige Alternative zu fauligem Trinkwasser verwendet wurde. Ein Dutzend Hemden oder mehr. Er spielte mit dem Gedanken eines solchen Luxus. Augenblicklich besaß er nur zwei Hemden, die näherer Betrachtung standhalten konnten. Vielleicht war es auch möglich, irgendwo einen guten Degen zu finden. Nicht wie jenen, der an Bord des Freibeuters zerbrach, auch keinen kurzen Säbel, wie er ihn seitdem benutzte, sondern etwas Besseres, Dauerhaftes.
    Er hörte leise Tritte hinter der Tür und wußte, daß es Tyrell war. Er hätte es auch zu jeder anderen Zeit gewußt, bei einer anderen Wache. Denn seit seiner Verwundung hinkte Tyrell und mußte einige Schmerzen ertragen.
    In anderer Beziehung hatte sich der Erste Leutnant nicht sehr verändert. Vielleicht hatten auch die vergangenen drei Jahre sie einander so nahegebracht, daß er es nicht bemerkte.
    Anders Graves, der sich immer mehr zurückzuziehen schien und nach jedem Gefecht oder Scharmützel merklich nervöser wurde.
    Auf Grund seiner Beförderung zum Kapitän stand Bolitho ein weiterer Leutnant zu, und diese Stellung wurde gerade an dem Tag frei, an dem die beiden Fähnriche das Schiff verließen, um sich der Prüfungskommission zu stellen. Heyward hatte mit fliegenden Fahnen bestanden, und rückschauend war es geradezu schwierig, sich ihn noch als Fähnrich vorzustellen.
    Bethune hatte seine Prüfung nicht bestanden, und zwar nicht nur einmal, sondern gleich dreimal. Bolitho hatte sich schon wiederholt gefragt, wie er ihn loswerden könnte.
    Er hatte Bethune sehr ins Herz geschlossen, wußte aber, daß er gegen dessen verbleibende, wenn auch schwindende Chancen handelte, indem er ihn auf der Sparrow zurückhielt. Seine Navigationskenntnisse waren hoffnungslos, und seine Anstrengungen, das Achterdeck zu übernehmen und die Leute beim Segelsetzen zu leiten, waren traurig anzusehen. Als Offizier der Seesoldaten oder sogar als Infanterist wäre er ganz annehmbar gewesen. Er konnte Befehlen gehorchen, wenn es ihm auch schwerfiel, diese zu formulieren. Im Geschützfeuer hatte er sehr viel Mut gezeigt und einen jugendlichen Stoizismus, an den nicht einmal die erfahrenen Seeleute so leicht herankamen. Jetzt, im Alter von zwanzig Jahren und ohne Hoffnung, die Prüfung zu bestehen, was er sich sehnlichst wünschte, fühlte er sich als fünftes Rad am Wagen. Heyward hatte versucht, ihm zu helfen, sogar

Weitere Kostenlose Bücher