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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Saal, in dem die Fürsten des Kaiserreiches dicht an dicht beieinanderstanden.
    Dietrich überlegte, wie viele der Anwesenden wohl wussten, was nun geschehen würde. Auch wenn der Kaiser ihn erst gestern zu sich gerufen hatte – Ereignisse mit solcher Tragweite wurden von langer Hand vorbereitet.
    Gelassen trat er drei Schritte vor. Sofort richteten sich alle Blicke auf ihn.
    »Ich klage den Herzog von Sachsen und Bayern des Hochverrats an.«
    Augenblicklich brach Tumult im Saal aus.
    Der ganze Vormittag war über den Vorwürfen und Anschuldigungen der Fürsten vergangen. Genau genommen, lief das schon seit Monaten so – seit der Kaiser den Vetter fallenließ und die alten Widersacher des Löwen wieder in die Offensive gegangen waren. Heinrich hatte bereits im vergangenen Jahr auf dem Hoftag in Speyer den Erzbischof von Köln beschuldigt, mit mehreren Tausend Bewaffneten in Sachsen eingefallen zu sein und das Land verheert zu haben. Erzbischof Philipp hielt mit eigener Anklage dagegen, so dass der Kaiser im Januar in Worms die Streitigkeiten verhandeln wollte. Doch zu diesem Hoftag war Heinrich nicht gekommen, ebenso wenig wie jetzt nach Magdeburg. Beide Male hatten die Gegner des Löwen erbitterte Klage gegen den Herzog geführt wegen blutiger Angriffe, Belagerungen und Überfälle.
    Aber Hochverrat – das war die schlimmste Anschuldigung überhaupt. Auf Hochverrat stand der Tod!
    Dietrich ließ seine Blicke wandern und sah, dass sich Philipp von Köln mit hämischem Gesichtsausdruck zum Bischof von Halberstadt hinüberbeugte und auf ihn einsprach. Der greise Ulrich schüttelte den Kopf, während er seine schmalen Lippen zu einem Grinsen verzog und zum wohlbeleibten Magdeburger Erzbischof sah, welcher wiederum amüsiert auf die Fürsten blickte, die anscheinend jegliches höfisches Verhalten abgelegt hatten.
    Hedwigs ältester Bruder Otto, der Markgraf von Brandenburg, stieß die Faust in die Luft, als wolle er einen unsichtbaren Gegner niederschlagen. Dicht neben ihm standen Hedwigs Brüder Bernhard von Aschersleben und Dietrich von Werben. Sie gestikulierten wild, während sie in das Geschrei im Saal einstimmten.
    Graf Bernhard hatte besonderen Grund für seinen Hass auf den Löwen: Vor vier Jahren war dieser mit einem starken Heer in sein Gebiet eingefallen, hatte von Gröningen an alles Land mit Feuer und Schwert verwüstet, Aschersleben niedergebrannt und selbst noch die Grundmauern der Burg auseinanderreißen lassen. Der Angriff hatte den Thüringer Landgrafen ermutigt, zeitgleich von Süden her in askanisches Land einzudringen, bis schließlich der Kaiser eingreifen musste, um der erbitterten Fehde mit einem Machtwort ein Ende zu bereiten.
    Scheinbar ungehalten, beugte sich der Kaiser leicht vor und hob die Hand, um Ruhe im Saal zu erzwingen. Beinahe schlagartig verebbte der Tumult.
    »Wie begründet Ihr einen derart schwerwiegenden Vorwurf, Fürst Dietrich?« Die Stimme des Kaisers klang gelassen, mit einer Spur von Neugier.
    »Immer wieder hat Heinrich die slawischen Stämme an den Grenzen meiner Mark aufgestachelt, in mein Gebiet einzufallen. Voriges Jahr haben sie das gesamte Land bis Lübben verwüstet und etliche meiner Männer getötet. Diese Angriffe von außen auf ein Lehen des Kaisers stellen einen Angriff auf das Kaiserreich und den Kaiser selbst dar.«
    Der Landsberger legte eine Pause ein, die seine nächsten Worte noch wirkungsvoller klingen ließ.
    »Um jeden Zweifel an der Rechtmäßigkeit meiner Anklage zu tilgen, fordere ich den Herzog von Sachsen und Bayern zu einem Gottesurteil heraus, zu einem Zweikampf auf Leben und Tod.«
    Mit einem sorgfältig verborgenen Anflug von grimmiger Belustigung verfolgte Dietrich das erneut ausbrechende Getöse im Saal.
    Wer von denen, die sich nun lautstark auf meine Seite stellen, wird wohl erst gestern vom Kaiser dazu aufgefordert worden sein?, dachte er. Und wer von denen, die mir jetzt zujubeln, ist einfach nur froh darüber, dass er selbst nicht die Eisen aus dem Feuer holen muss?
    Er sah, dass die sehr zufrieden wirkende Kaiserin anscheinend etwas Ähnliches dachte wie er, denn ein spöttisches Lächeln spielte um Beatrix’ Mundwinkel, während ihr anerkennender Blick ihn flüchtig streifte, bevor sie wieder in den Saal schaute.
    »Mäßigt Euch!«, ermahnte der Kaiser die tobenden Fürsten mit erhobener Hand. Diesmal dauerte es länger, bis endlich wieder Stille eintrat.
    »Wir haben die Anklage des Markgrafen der Ostmark vernommen«,

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