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Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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ist das für eine Schrift?«, wollte der Kurfürst wissen, als er wieder aufsah, anscheinend nicht derart beeindruckt wie bei den Werken, die sich in den Kisten befanden, womöglich sogar ein wenig enttäuscht.
    »Eine Schrift, von der ich erstmals vor etlichen Jahren gehört habe. Als ich am bayerischen Hof weilte, also Ihr Gast sein durfte. Ich erfuhr von einem jungen Paar, das vor einiger Zeit fluchtartig den Palast verlassen hatte. Auch von den Gerüchten, dass es Aufzeichnungen über die Hintergründe jener Flucht gab. Der Vertriebene selbst schrieb alles über die Beweggründe seines Verschwindens auf.«
    Die Enttäuschung in den Zügen des Kurfürsten verwandelte sich in blanke Verblüffung. Seine Lippen öffneten sich, er äußerte jedoch keinen Ton.
    »Und auch in den folgenden Jahren hat der Mann kontinuierlich über sein Leben und das seiner Angetrauten Bericht geführt. Entstanden ist eine Chronik über seine Familie, doch weit mehr als das. Eine bedeutende Chronik seiner – und unserer – Epoche.«
    Maximilians Lider gerieten ins Flattern. »Ich weiß, von wem die Rede ist.«
    »Das ist mir bewusst, Herr Kurfürst. Und wenn Sie mir die Bemerkung gestatten: Gewiss haben Sie ein Interesse daran, zu erfahren, was aus dem Paar wurde. Aus dem Mann und seiner Frau.« Das letzte Wort betonte Mentiri besonders. »Es hat mich einige Mühe gekostet, diese Schrift aufzutreiben und in meinen Besitz zu bringen. Zahllosen Fingerzeigen und Hinweisen musste ich nachgehen, um die richtige Spur zu finden. Für diese Schrift bin ich sogar zu einem schäbigen Dieb geworden.«
    »Robert und Adelheid von Falkenberg. So hießen sie.« Leise erklang Maximilians Stimme. »Sprechen wir doch die Namen laut aus.«
    »Ja, so hießen sie«, bekräftigte Mentiri.
    Mit einem plötzlich sehr vorsichtigen Blick bedachte Maximilian die nach wie vor schweigende Bernina. »Sagen Sie mir, Herr Mentiri, was aus den beiden wurde. In der Tat, in all den Jahren, die an mir vorbeigaloppierten, habe ich mich das oft gefragt. Sehr, sehr oft.«
    »Sie fanden im Schwarzwald eine neue Heimat, auf abgelegenem Boden, nicht in einer großen Stadt. Sie wohnten auf einem Hof, ein Leben im Verborgenen, ein Leben in einer kleinen, überschaubaren Welt. Und sie bekamen ein Kind.« Mehrere Sekunden verstrichen lautlos, ehe Mentiri fortfuhr: »Robert wurde krank. Adelheid gab sich mehr und mehr einer ganz eigenen Welt hin, in die sie schon in Bayern Abstecher unternommen hatte. Eine Welt der Geister und Dämonen, der Weissagungen und Krankenheilungen. Robert hat das alles dokumentiert, Wort für Wort. Ehrlich und offen. Bis zu seinem Tod. Anschließend war Adelheid schutzlos und stärker denn je dem Gerede und den Bösartigkeiten der Leute ausgesetzt. Sie war eine Frau, eine äußerst eigenwillige Frau, und ganz allein. Sie entfernte sich mehr und mehr von der Gesellschaft, lebte nur noch an deren Rande, das jedoch war es, was ihr zusagte und ihrem Wesen entsprach. Sie wurde als Hexe bezeichnet. Damals erhielt sie den Namen ›Krähenfrau‹. Die Frau, die mit den Krähen spricht, diesen düsteren Boten künftigen Unheils.«
    Maximilians Blick verschwamm. Wieder ein Beben seiner Lippen, über die kein Laut drang.
    »Die Leute setzten der Krähenfrau zusehends stärker zu. Unter dramatischen Umständen musste sie ihr einziges Kind aufgeben, eine Tochter, und in die Wälder flüchten. Die Tochter blieb auf dem Hof, wuchs als einfache Magd auf und gelangte erst viel Jahre später – abermals unter dramatischen Umständen – in den Besitz dieses Hofes, der ihr zustand. Die Krähenfrau und die Tochter kamen sich näher, die Tochter erfuhr so manches über die Vergangenheit, wenn auch nicht alles. Doch eines Tages schlug das Schicksal unbarmherzig zu. Es war die Zeit der brennenden Scheiterhaufen. Die Krähenfrau starb in den Flammen, ihre Tochter entkam mit knapper Not dem Tode. Heute lebt sie wieder auf dem Petersthal-Hof. In dieser Stunde allerdings … «
    »… ist sie zu Gast im Kloster St. Peter«, unterbrach der Kurfürst den Bericht Mentiris. »Ich sah die Ähnlichkeit sofort – ohne sie wirklich zu sehen . Oder zu ahnen, woher sie kam. Die Ähnlichkeit zwischen Ihnen, Bernina, und der Frau, die ich einst liebte. Und aufgrund dieser Liebe habe ich mich selbst vergessen und mich schändlich benommen.« Nun blickte er zu Boden, ausgerechnet er, dieser mächtige Mann, zutiefst beschämt. Was er offen zugab: »Es ist mir peinlich, überaus peinlich, was

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