Die Erben
auf und kroch in der Höhlung um die Reste einer Feuerstelle herum. Es kauerte sich dicht neben der Asche nieder und legte sich auf die Seite. Es zog die Beine an, daß die Knie an die Brust stießen. Es schob noch die Hände unter den Kopf, und dann lag es ganz still, das Gesicht der wunderlich geformten, abgegriffenen Wurzel zugekehrt, die es dort niedergelegt hatte. Es gab keinen Laut von sich, es schien in die Erde hineinzuwachsen, sein zartes Fleisch verband sich so innig mit ihr, daß Pulsschlag und Atem ihren eigenen Rhythmus aufgaben.
Augen gleich grünen Feuern waren über der Höhlennische und graue Hunde, die umherschlichen und durch die Mondschatten schlüpften. Sie kamen zur Terrasse herab und näherten sich der Felsnische. Sie schnüffelten neugierig und vorsichtig an der Erde vor der Höhlung, wagten sich aber nicht hinein. Langsam versanken die Sterne auf ihrer Bahn hinter dem Berg, und die Nacht klang aus. Graues Licht war auf der Terrasse, und ein sanfter Dämmerwind strich durch den Spalt, der die Berge zerteilte. Die Asche erzitterte, flog auf, wirbelte und zerstaubte über dem reglosen Körper. Die Hyänen hockten mit heraushängender Zunge vor der Höhle und hechelten. Über dem Meer ward der Himmel hellrot und dann golden. Licht und Farbe strömten herbei; sie hoben die beiden roten Gestalten aus dem Dunkel, die eine, die vom Felsen herüberstierte, die andere, die sandfarben und kastanienbraun und rot in die Erde eingebettet lag. Der Strom des Eiswassers schwoll an und glitzerte in weitem Bogen in die Schlucht hinab. Die Hyänen erhoben sich langsam, trennten sich und schritten einzeln auf den Eingang der Höhlennische zu. Die Eisgipfel der Berge standen in Glanz. Sie begrüßten die Sonne. Da brach ein gewaltiges Getöse auf, daß die Hyänen zitternd zur Klippe hinunterjagten. Ein Getöse, das den Donner des Wassers verschlang, an den Bergen dahinrollte, von Klippe zu Klippe dröhnte und in endlos verschlungenen Schwingungen über die sonnigen Wälder flutete und hinaus, dem Meer entgegen.
XII
Tuami saß im Heck des Einbaums, das Steuerruder unter dem linken Arm. Es war jetzt viel Licht, und die Salzflecke auf dem Balgsegel sahen nicht mehr wie Löcher aus. Er dachte voller Schmerz an das große Rahsegel, das sie in den letzten Augenblicken des Schreckens zusammengelegt in den Bergen zurückgelassen hatten; mit diesem Segel und bei der Brise, die durch die Schlucht fuhr, hätte er sich die vergangenen Stunden nicht abzumühen brauchen, hätte er nicht die ganze Nacht fürchten müssen, daß die Strömung am Ende doch des Windes spottete und sie zum Wasserfall zurücktrug, während die anderen – soviele ihrer noch waren – ihren erschöpften Schlaf schliefen. Doch sie waren vorangekommen; und dann waren die Felsmauern zurückgewichen, bis der See so breit wurde, daß er keine Richtmale mehr festzulegen vermochte, an denen er hätte sehen können, ob sie sich überhaupt noch bewegten; so hatte er nun dagesessen und gerätselt, die Berge hatten über das flache Wasser hinausgeragt, und seine Augen waren rot geworden vor Tränen der Anstrengung. Jetzt räkelte er sich ein wenig hin und her, denn die abgerundete Bilge war hart, und das Lederkissen, das viele Steuerleute zu einem bequemen Sitz zurechtgedrückt hatten, war auf dem Hang, der vom Wald hinaufführte, verlorengegangen. Er spürte den leichten Druck, den der Ruderschaft seinem Vorderarm weiterleitete, und er wußte, daß das Wasser, ließ er den Arm heraushängen, an der Handfläche hochquirlen und darüber hinwegspülen würde. Die zwei dunklen Furchen zu beiden Seiten des Bugs eilten nicht in spitzem Winkel nach hinten, sondern liefen fast senkrecht zur Länge des Bootes nach links und rechts aus. Wechselte die Brise ihre Richtung oder flaute sie ab, würden diese Furchen nach vorn kriechen oder verschwinden, und dann wurde auch der Druck des Ruders schwächer, und sie mußten unweigerlich langsam achteraus wieder den Bergen entgegentreiben.
Er schloß die Augen und strich sich ermattet mit der Hand über die Stirn. Die Brise konnte aber auch ganz aussetzen, und dann mußten sie rudern mit aller Kraft, die ihnen die Fahrt noch gelassen hatte, damit sie ein Ufer erreichten, ehe die Strömung sie mit sich zurückriß. Er reckte den Kopf und blickte zum Segel auf. Es war voll, schlug aber nur sanft; die Doppelschoten, die hier nach achtern führten zu den Belegpflöcken, klatschten zusammen, flatterten auseinander, hüpften auf
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