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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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und ab. Er sah über die jetzt meilenweit sichtbare Fläche grauen Wassers, und da glitt ein Ungetüm vorüber, nur wenige Bootslängen auf Steuerbord; die Wurzeln hoben sich über die Oberfläche hinaus wie der Stoßzahn eines Mammuts. Es trieb dem Fall entgegen und den Waldteufeln. Jetzt verharrte der Einbaum auf der Stelle und schien darauf zu warten, daß der Wind endgültig erstarb. Tuami versuchte in seinem Kopf eine schmerzende Berechnung anzustellen, versuchte die Strömung, den Wind, den Einbaum aneinander zu messen, doch er kam zu keinem Ergebnis. Er schüttelte sich unwillig, und parallele Linien kräuselten von den Seitenwänden des Bootes fort. Ein guter Wind, Steuerkraft und viel Wasser ringsum – was wollte ein Mann mehr? Jene langsam festere Gestalt annehmenden Wolken zu beiden Seiten waren Berge mit Bäumen darauf. Voraus, unter dem Segel, mochte flaches Land sein, eine Ebene vielleicht, wo Männer in offenem Gelände jagen konnten und sich nicht durch Waldesdämmer zu tasten brauchten oder über harte, von Unwesen heimgesuchte Felsen. Was wollte ein Mann mehr? Aber solche Gedanken waren Selbsttäuschung. Er drückte die Augen müde auf den Rücken seiner linken Hand und versuchte nachzudenken. Er hatte das Licht herbeigesehnt, weil er hoffte, mit ihm würden ihr klares Urteilsvermögen und ihr Mannestum zurückkehren, die sie verlassen zu haben schienen; doch jetzt graute der Morgen, hellte sich der Tag schon auf, und nichts hatte sich geändert seit ihrer kopflosen Flucht aus den Bergen: sie waren entweder behext, besessen, verfolgt von seltsam übersinnlicher Bedrängnis wie er, oder sie lagen zusammengesunken, zusammengebrochen in ohnmächtigem Schlaf. Es schien, als hätte das Umsetzen der Boote – oder vielmehr des Bootes, denn das eine hatten sie ja verloren — vom Wald über den Hang bis oberhalb des Wasserfalls sie nicht nur einen Höhenunterschied überwinden lassen, sondern sie auch auf eine neue Stufe der Erfahrung und Empfindung hinaufgehoben. Die Welt rings um das langsam dahingleitende Boot war finster inmitten des Lichts, war chaotisch, hoffnungslos, befleckt. Er fuhr mit dem Ruder im Wasser hin und her, und die Schoten bewegten sich unruhig. Das Segel sprach träge an und füllte sich wieder folgsam. Vielleicht – wenn sie umräumten, die Ladung besser verstauten –? Um zu überlegen, was alles neu gestapelt werden müsse, aber auch um seinen wirren Gedanken zu entrinnen, musterte Tuami den vor ihm sich erstreckenden hohlen Rumpf. Die Bündel lagen noch so, wie die Frauen sie hineingeworfen hatten. Jene beiden in der Mitte auf Backbord enthielten ein Zelt für Vivani; es war mitgenommen worden, obwohl sie gewöhnlich in ihrer Widerspenstigkeit ein Schutzdach aus Laub und Ästen vorzog. Darunter lag ein Bündel Speere, die verdarben, weil Bata bäuchlings darauf schlief. Wenn er aufstand, waren die Schäfte sicher verbogen oder geknickt und die guten Feuersteinspitzen abgebrochen. An Steuerbord türmte sich ein Haufen Häute, die eigentlich niemandem zu etwas nütze waren, doch die Frauen hatten sie eingeladen, anstatt zuerst an das Segel zu denken. Eines der leeren Gefäße war zerbrochen, und das andere lag auf der Seite, und der Lehmspund steckte noch darin. Es würde wenig mehr als Wasser zu trinken geben. Vivani lag zusammengerollt auf den nutzlosen Häuten und Fellen – hatte sie sich die Felle zur Bequemlichkeit unterlegen lassen und sich um das kostbare Segel nicht geschert? Das würde ihr ähnlich sehen. Sie war in ein prächtiges Fell gehüllt, den Höhlenbärpelz, der zwei Menschenleben gekostet hatte und der Preis war, den ihr erster Mann einst für sie bezahlte. Was bedeutete ein Segel, dachte Tuami voller Bitterkeit, wenn es um Vivanis Bequemlichkeit ging! Welch ein Narr war Marlan gewesen, in seinem Alter noch mit ihr davonzulaufen um ihres sorglosen Wesens und ihrer schlagfertigen Zunge willen, ihres Lachens und ihres atemberaubenden, weißen Körpers! Und welche Narren waren wir selbst, dachte er weiter, daß wir ihn begleiteten, bezwungen von seiner Magie oder jedenfalls doch irgendeinem Antrieb folgend, für den es keinen Namen gab! Er sah Marlan an, haßte ihn und dachte an den Elfenbeindolch, den er so behutsam zugespitzt hatte. Marlan saß, der Fahrtrichtung den Rücken zukehrend, mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden des Bootes, und sein Kopf war gegen den Mast gefallen. Sein Mund stand offen, und sein Haar und Bart waren wie graues Gestrüpp. Tuami sah

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