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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Körper über ihr thronte.
    War das ein Drache?
    Charlie kniff die Augen zusammen und versuchte verzweifelt, ein klares Bild zu bekommen.
    »Lebt sie?«, hörte sie von weit her eine Stimme fragen.
    »Noch ja«, antwortete eine weitere, tiefe Stimme.
    »Leg sie zu mir! Wir müssen uns beeilen!«
    Eine riesige Klaue kam auf Charlie zu und hob sie erstaunlich sanft in die Höhe. Es half nichts, Charlie schrie vor Schmerzen laut auf. Ein spitzer Gegenstand bohrte sich mit jeder Bewegung weiter in ihren Oberkörper.
    »Wir können den Zweig jetzt nicht entfernen«, sagte die erste Stimme nun direkt neben Charlies Ohr. »Du würdest zu viel Blut verlieren!«
    Alles drehte sich. Doch dann sah sie es: Neben ihr saß eine junge Schwarzelfe und sah sie besorgt an.
    »Ich bin Nyva.«
    Die junge Elfe sprach sehr schnell.
    »Wir müssen zu Biarn und zwar sofort! Wir müssen bei ihm sein, bevor Hugin Oden Bericht erstatten kann. Es ist schief gelaufen, was nur schieflaufen konnte«, sagte sie besorgt. »Dvalin hätte dich niemals retten können!«, stieß sie ärgerlich hervor. Und dann fügte sie etwas sanfter hinzu: »Favne wird so vorsichtig fliegen, wie es ihm möglich ist.«
    Charlie stöhnte.
    Biarn? Dvalin?
    Und schon wurde Charlies Körper auf den Rücken des Drachens gedrückt, als dieser sich kraftvoll vom Untergrund abstieß. Dieses Mal blieb Charlie die Luft ganz weg, und es wurde schwarz um sie herum.
    Über ihnen kreiste Hugin und suchte verstört die Umgebung ab.
    Er hatte sie doch fallen sehen. Wohin war sie nun verschwunden?
    Hugin segelte über dem zerstörten Wald dahin.
    Sie musste hier irgendwo sein … und um den Pegasus würde er sich später kümmern. Ein schwarzer Pegasus war mit seinem Reiter verbunden. Er würde diesen Jungen niemals verlassen. Nicht ohne sich zu vergewissern, ob er am Leben war.
     
     
    Lodur und Höner standen an der Brüstung des Balkons und warteten auf die Befehle ihres Herrn. Weil er etwas vorausahnte, hatte Oden die Triade bereits vor dem Rennen zusammengerufen.
    Seine Augen wurden von der breiten Krempe seines schwarzen Hutes verdeckt. Seine blassen, schmalen Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln, als er sprach.
    »Lodur, mein Freund … Tritt näher.«
    Lodurs Sinne waren geschärft. Jeder einzelne Muskel in seinem Körper warnte ihn, Odens Aufforderung nachzukommen, doch er hatte keine Wahl.
    Widerwillig machte er einen Schritt auf Oden zu, der blitzschnell seine Hand ergriff.
    Odens Finger umschlossen Lodurs Handgelenk wie ein Schraubstock, und in einer einzigen fließenden Bewegung stülpte Oden einen Ring auf Lodurs Mittelfinger. Dann ließ Oden sein Handgelenk los, und ein leises, grausames Lachen entfuhr seiner Kehle. Odens fauliger Atem strömte in Lodurs Nase.
    »So, das wäre geschafft«, verkündete Oden zufrieden und sah Lodur erwartungsvoll an.
    Der stand wie erstarrt da. Er blickte entsetzt auf den Ring auf seinem Finger.
    Höner trat hastig einige Schritte zurück, obwohl er sich keiner Schuld bewusst war.
    Lodur erkannte den goldenen Ring mit dem leicht grünen Schimmer sofort. Es war Andvaranaut.
    Schwarzelfen hatten ihn geschmiedet, und er brachte den Tod – einen schmerzhaften, plötzlichen Tod …
    Er versuchte nicht einmal, den Ring zu entfernen. Er wusste, dass es vergebliche Mühe war. Andvaranaut verließ seinen Träger erst dann, wenn dieser qualvoll seinen letzten Atemzug getan hatte.
    »Weshalb …?«, war das einzige Wort, das Lodurs Lippen verließ.
    »Oh, mein Freund, das wirst du in wenigen Minuten zu sehen bekommen.«
    Er zeigte über die Brüstung zum silbernen Band, wo Munin gerade die Körper zweier Männer von einem Einhorn stieß und eine Gruppe von Bärsärkern zwei Frauen brutal in Richtung Burg schleifte. Genau dort erwartete Oden in Kürze Hugin, der ihm den Jungen bringen sollte.
    Und das Amulett …
    Lodur verstand nicht, doch dann sah er Tor, der sich hastig den Weg zu den Gefangenen bahnte.
    Sein Herz sackte in die Magengegend, er wurde leichenblass.
    Das konnte nur eines bedeuten …
    Er trat an die Brüstung und blickte auf seinen Sohn und die Gefangenen hinab.
    Nein , schrie eine Stimme in seinem Inneren. Halte dich von ihnen fern!
    Lodur wusste, dass sein Sohn Tor nun in großer Gefahr schwebte. Falls Oden Verdacht geschöpft hatte, waren sie alle verloren.
    Er würde nicht eher ruhen, bis er jeden einzelnen Verräter in den eigenen Reihen entlarvt und ermordet hatte!
    Lodurs Blick glitt zur Tribüne hinüber und fand

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