Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)
erkannte den riesigen, bärtigen Mann, der sich nach ihr zum Rennen angemeldet hatte und ebenfalls einen Pegasus ritt.
Charlies blauschimmernder Drache prallte in der Luft mit einem blauen Greif zusammen, während der riesige Mann erneut einen Feuerball schleuderte.
»Thurisaz!«, schrie Charlie und schleuderte den glühenden Ball mit dem Dreifingerschutz zu ihrem Angreifer zurück. Der Angreifer wich mit seinem Pegasus elegant aus und ließ ein höhnisches Lachen vernehmen.
Hravn hatte seine Farbe wieder ins Schneeweiße geändert und schoss mit kräftigen Flügelschlägen geschickt zwischen den hohen Bäumen des Mörkveden hindurch.
Charlies Drache verfolgte die Fylgja des Angreifers, der ihnen dicht auf den Fersen war.
Sie sah, wie hinter und neben ihr Feuerbälle gegen Baumstämme prallten oder haarscharf vorbei zischten.
Hravn tauchte tiefer in den Mörkveden hinein und galoppierte ein Stück auf dem bemoosten Waldboden entlang, bevor er sich erneut in die Lüfte erhob.
Bald schüttelten sie den lästigen Verfolger ab.
Der Karren mit den Dinopferden war nicht weit von ihnen entfernt. Die Tiere waren erstaunlich schnell, und ihr Kutscher befand sich gerade in einem Duell mit einem Einhornreiter.
Feuerbälle und Äste flogen durch die Gegend, und plötzlich tauchte aus dem Nichts ein Dolch aus Eis auf! Hravn wechselte wieder die Farbe und ließ die tödliche Waffe wie an einer unsichtbaren Wand abprallen.
»Ein schwarzer Pegasus! Sieh doch, dort!«, schrie jemand durch den Mörkveden und lenkte die Aufmerksamkeit der in der Nähe befindlichen Rennteilnehmer auf Charlie und Hravn.
Nun war die Katze endgültig aus dem Sack.
Auch wenn Hravn nun wieder weiß war, würde diese Neuigkeit gewiss nicht geheim bleiben. Ein schwarzer Pegasus war aufgetaucht und nahm an dem Großen Rennen teil!
Als Hravn aus den Baumkronen des Mörkveden in den Himmel schoss, warteten bereits zwei Pegasusreiter auf sie, die sich offenbar verbündet hatten.
Charlies Fylgia sah sich plötzlich einem gewaltigen Bären und einem Eber gegenüber, die wie Pfeile durch die Luft auf sie zuschossen.
Charlies Drachendame öffnete ihr furchteinflößendes Maul und spie bläuliches Feuer, das die Angreifer zu Eis gefrieren ließ.
Charlie fuchtelte mit einer freien Hand in der Luft herum und schrie: »Thurisaz!«, während sie die letzte Rune gen Erde schickte.
Die darauf folgende Explosion war ohrenbetäubend! Hravn floh mit kräftigen Flügelschlägen an das Dach des magischen Korridors, während unter ihnen die Hölle losbrach.
Die riesigen Stämme des Mörkveden wurden von der Kraft der Explosion wie gigantische Pfeile empor geschleudert.
Charlies Angreifer versuchten vergeblich, dem Inferno zu entkommen. Sie verschwanden samt ihren schneeweißen Pegasuspferden in einer riesigen Staubwolke.
Doch dann stürzte sich plötzlich eine schwarze Gestalt auf sie herab!
Ein Rabe!
Er verwandelte sich im Anflug in Hugin, verfehlte jedoch sein Ziel, da sich Hravn mit aller Kraft zur Seite warf.
Hugin schleuderte einen mächtigen Zauber auf Hravn und verwandelte sich danach wieder in einen Raben zurück.
Der Pegasus nahm in Sekundenbruchteilen seine pechschwarze Farbe an und ließ den Fluch abprallen. Doch die Energie des Angriffs war so enorm, dass er aus der Bahn geworfen wurde.
Charlie verlor den Halt und wurde von Hravns Rücken geschleudert, bevor dieser das magische blauschimmernde Licht des Korridors durchbrach.
Und Charlie fiel …
Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie der Rabe über ihr dahinglitt.
Hravn versuchte, von außen die Mauer des Korridors zu durchbrechen, um Charlies freien Fall aufzuhalten, doch er prallte daran ab wie ein Gummiball.
Und plötzlich verschwand er! Als hätte er sich in Luft aufgelöst!
Währenddessen wurde Charlies Absturz von den ausladenden Zweigen der Mörkveden-Bäume unsanft gebremst.
Zweige peitschten ihr ins Gesicht; ein Ast bohrte sich in ihre Seite, sodass ihr die Luft wegblieb. Doch sie fiel weiter. Kurz vor dem Aufprall wurde sie von großen Klauen gepackt und abgefangen!
War Hravn zurückgekehrt?
Halb blind vor Schmerzen versuchte sie, einen klaren Gedanken zu fassen, doch es gelang ihr nicht. Sie hing schlaff in den gewaltigen Klauen, die ihren ganzen Oberkörper fest im Griff hatten. Sie konnte nicht einmal den Kopf drehen, um zu sehen, wer oder was sie durch die Luft transportierte.
Wenig später wurde Charlie sanft zu Boden gelegt. Sie sah verschwommen, wie ein mächtiger
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