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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Getreidekuchen gebacken«, strahlte Tora und warf ihrem Bruder einen weiteren aufmunternden Blick zu. Offensichtlich war sie fest entschlossen, ihn mit Charme und guter Laune aus der Reserve zu locken. Doch er schwieg.
    »Auch Kunars Bündel ist voll davon. Verhungern werden wir also nicht so schnell«, fuhr Tora unbeirrt fort.
    Selbstverständlich würden sie nicht verhungern! Die Jagdsaison auf Großwild war schon seit mehr als einem Monat eröffnet. Irgendetwas würden sie schon zwischen die Zähne bekommen.
    Tora schielte zu ihrem Bruder hinüber und flüsterte:
    »Er kommt nur wegen Hanna mit! Er ist ganz besessen von dem Gedanken, er wäre der einzige, der sie retten kann. Er hat sich auf das Große Rennen versteift!«, sagte sie in besorgtem Ton. »Es findet in Godheim am Fuße von Jättehem statt. Nur deshalb hat er beschlossen, mit dir zu gehen!«
    So war das also.
    Charlie hatte noch keine brauchbare Idee, wie sie Kunar von seinem törichten Vorhaben abbringen sollte. Ihr musste dringend etwas einfallen.
    Tora sah es offenbar ähnlich.
    »Er darf nicht am Großen Rennen teilnehmen. Und wenn ich ihn vorher fesseln und knebeln muss!«, knurrte sie.
    Ja, dachte Charlie etwas hilflos, das wäre durchaus eine Option.
     
    Die erste Nacht verbrachten sie an der Schutzstätte, die Charlie und Biarn bereits die Nacht zuvor aufgesucht hatten. Wieder konnten sie beobachten, wie ein Nidhögg-Klan nach dem anderen gen Norden zog. Biarns Verdacht, sie würden dem Ruf Odens folgen, verstärkte sich, und seine Unruhe wuchs.
    Am nächsten Tag trennten sich ihre Wege. Biarn kehrte zum Schloss Bilskirne zurück. Er musste herausbekommen, was vor sich ging. Vorher beschrieb er Charlie den Weg und die zugehörigen Schutzstätten. Charlie notierte sie mit einem Stück Holzkohle in eines ihrer Bücher.
    In den nächsten Tagen folgten Charlie, Tora und Kunar dieser Beschreibung gen Norden, zur Küste Vanaheims. Von dort aus wollten sie, auf Biarns Anraten hin, dem Küstenweg bis zur Meerenge Elivâg folgen. Nur von dort aus war es für sie möglich, nach Godheim zu gelangen.
    In Eliborg, der Hafenstadt bei Elivâg, sollten sie nach einem Raidho namens Brage suchen, der ihnen helfen würde, die Meerenge zu überqueren, hatte Biarn ihnen aufgetragen.
    Kunar sprach nur das Nötigste, was allerdings bereits bedeutend mehr war als im Schwarzelfenlager. Tora ließ sich von ihrer betont guten Laune nicht abbringen, und nach und nach färbte auch etwas davon auf Charlie und Kunar ab. Ihr Zusammensein wurde dadurch erheblich leichter, doch Kunars reservierte Haltung blieb.
    Sie marschierten, jagten und suchten rechtzeitig die von Biarn ausgewählten Schutzstätten auf. Es waren viele Reisende unterwegs. Biarn hatte den dreien Gler überlassen. Der Besitz eines Einhorns ließ das Volk glauben, dass sie zu einem Hof gehörten. Sie fielen also nicht weiter auf.
     
    Ihre Reise verlief eine Woche lang äußerst ruhig. Es war ungewöhnlich mild und Charlie, Tora und Kunar folgten einem breiten Fluss, der sich dann teilte. Von einer kleinen Anhöhe aus konnten sie gut erkennen, dass sich der Strom wie ein Fächer über das vor ihnen liegende Tal ausbreitete. Charlie zählte mindestens acht größere Flussarme. Viele kleine, waldbewachsene Inseln lagen dazwischen.
    Einige Arme vereinigten sich dann wieder, andere bildeten seichte Gewässer, die Mooren glichen. Kleine Sandbänke tauchten aus dem Wasser auf, bewachsen mit Wollgras. Überflutete Wiesen, auf denen Tiere weideten, erstreckten sich weit ins Land. Am Ende des Tals vereinigte sich das Wasser wieder und floss in zwei größeren Strömen und einem kleineren Lauf weiter gen Norden.
    Der Weg führte rechter Hand an einem der breiten Ströme vorbei. Hohe Bäume mit kräftigem Stamm und weit unten ansetzendem Astwerk wuchsen an den Hängen des Tals. Es war überwältigend schön.
    Als sie hinab stiegen, konnte Charlie die grasenden Tiere besser erkennen. Sie hatte solche Kreaturen noch nie gesehen. Sie ähnelten Pferden, waren aber nur so groß wie Lamas und hatten Schuppen anstelle eines Fells. An den Seiten trugen sie verstümmelte Flügel. Ihr Kopf war im Verhältnis zum Körper sehr groß. Die Schuppenhaut glänzte wie Perlmutt in der Sonne. Die Grundfarbe schien allerdings ein schimmerndes Grünblau zu sein.
    Charlie bemerkte nicht, wie Gler unruhig zu tänzeln begann.
    Die drei passierten wenig später eine überflutete Fläche, auf der sich fünf dieser seltsamen Tiere tummelten. Und

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