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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Elfentuch lieber in meiner Manteltasche tragen«, meinte Charlie, nachdem sie Glers Satteltaschen festgezogen hatte. »Gler hätte auch meilenweit fort sein können.« Tora pflichtete Charlie bei. Das Gute an dem Elfengeschenk war, dass es tatsächlich nicht schwerer war als ein normales Tuch. Charlie konnte es also problemlos in ihrer Manteltasche verwahren.
    Charlie behielt das Fylgjen-Erlebnis für sich. Sie wusste nicht, wie Kunar darauf reagieren würde. Sie war froh, dass er überhaupt wieder mit ihr sprach.
     
    Kunar wurde von Tag zu Tag ausgeglichener und, wie Charlie fand, auch zugänglicher. Tora hatte betont gute Laune. Etwas Verschmitztes blitzte gelegentlich in ihren grünen Mandelaugen auf, als würde sie etwas aushecken. Doch außer dass Tora ihren Bruder heimlich beobachtete, konnte Charlie nichts Ungewöhnliches feststellen. Sie machte sich eben Sorgen um ihn, dachte Charlie schließlich.
     
    Die Tage vergingen. Sie waren nun bereits gute zwei Wochen unterwegs. Ein frischer Wind wehte und führte unverkennbar salzige Meeres-luft mit sich. Das Hvergelmer musste sich in unmittelbarer Nähe befinden. Vom Meer wehte eine frische Brise über das zunehmend flacher werdende Gelände.
    Über die drei Wanderer zogen Schwärme von Vögeln hinweg, die grelle Schreie ausstießen. Für Möwen, wie Charlie anfangs mutmaßte, waren sie eindeutig zu groß.
    Sie folgten dem sandigen Weg, der sich kurz vor dem Meer teilte. Linker Hand führte er weiter gen Norden und rechter Hand die Küste Richtung Südosten hinab.
    Dort lag ihr Ziel, die Meerenge Elivâg, wo sie nach Godheim überzusetzen hofften. An der Weggabelung ließ Charlie Gler am Straßenrand grasen. Eine kleine Pause hatten sie sich verdient. Doch Kunar zog es zielstrebig mitten durch das Gestrüpp ans Meer.
    Wie versteinert starrte er über das Wasser zu einer steinigen Insel hinüber, die zum größten Teil von einer mächtigen Burg besetzt wurde. Nebelschwaden lagen rund um die massiven Mauern mit vielen kleinen Türmchen. und ließen vier hohe Türme aus einem milchigen Zwielicht emporwachsen.
    Asgârd!
    Charlie schnappte nach Luft. Die Szene war überwältigend und beängstigend zugleich. Die Burg erschien ihr düster und schwarz.
    Hatte Biarn nicht von einem weißen Asgârd erzählt? Sollte die weiße Burg – das echte Asgârd – nicht das ebenbürtige Abbild dieser Festung auf der Felseninsel sein?
    Charlie bekam eine Gänsehaut. Ganz automatisch suchten ihre Finger nach dem Hexenstein, den sie nun um den Hals trug. Sie umfasste ihn, nahm unbewusst seine wohlige Wärme wahr und ließ ihn unter ihr Hemd gleiten. Sie atmete erleichtert durch.
    Charlies Blick schweifte von der schwarzen Burg über das Meer zur Küstenlinie. Die Felseninsel war nicht sehr weit entfernt, so schien es. Der Eindruck konnte täuschen.
    Wie groß war die Burg?
    Es war schwer, das über das Wasser hinweg richtig einzuschätzen. Dass die Ebbe längst eingesetzt hatte, konnte Charlie allerdings unschwer erkennen. Weite Teile der Küste lagen frei, bedeckt mit Algen und Tang.
    Ein Ruderboot lag auf dem Trockenen. Sein Tau aus Seidenspinnergarn hing achtlos über Bord. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, es festzumachen. Kleinere und größere Steine ragten aus dem flachen Wasser. Die nach Tang riechende Luft wurde von den Schreien der seltsamen Vögel zerrissen, die nun überall zu erblicken waren.
    Eine Landzunge, die weit ins Meer hinausragte, war vollständig von den Tieren bedeckt. Charlie fühlte sich an Pelikan-Kolonien erinnert. Einige Tiere flogen niedrig über ihre Köpfe hinweg. Charlie konnte eine Reihe spitzer, feiner Zähne ausmachen, die aus einem langen Schnabel ragte. Diese schimmerte genauso weiß wie das Gefieder, das den pelikangroßen Leib der Tiere bedeckte; die Flügel erinnerten Charlie hingegen an die Lederlappen einer Fledermaus.
    Die Bezeichnung Flugsaurier kam ihr in den Sinn.
    Ja, das traf es genau!
    Knapp die Hälfte von ihnen hatte einen blutroten Kamm. Charlie nahm an, dass es sich dabei um die Männchen handeln musste.
    Die Vögel schienen Menschen nicht als Bedrohung wahrzunehmen, und ganz offensichtlich war die Mehrzahl von ihnen nicht an ihnen interessiert. Die wenigen neugierigen Exemplare ließen sich gerade vom Wind zurück aufs Meer tragen.
    »Ich glaube, sie sind ungefährlich«, sagte Charlie. »Was fühlst du?«, fragte sie dann Tora.
    »Fühlen?« hob Tora verwundert die Augenbrauen.
    »Ja, du bist doch hier die Expertin der

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