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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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Prolog

    Die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis.

    Zu dunkel. Kenji Nakamura spähte in die Tiefe. Ungeschickt umfasste er mit seinen kurzen Fingern das Gestell, bis er den Schalter ertastet hatte und Licht durch das Okular fiel. Schon viel besser. Langsam drehte er die Blende, wobei sich im Mittelpunkt seines Blickfelds ein rundes Lichtfenster zusammenzog, das durch einen milchigen Rand von der dunklen Umgebung getrennt war.

    Gott machte also das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. So geschah es.

    Nakamura drehte das 4x-Objektiv in die richtige Position und stellte es scharf, bis der Wassertropfen auf dem Objektträger von der mikroskopischen Welt in seine eigene überging. Er drehte am Objektiv, ließ es an dem Tropfen auf und ab wandern und trennte das Wasser oberhalb des Brennpunkts vom Wasser unterhalb des Brennpunkts, bis er seine Position für gut befand.

    Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. So geschah es.

    Immer wieder ließ er das Objektiv hin und her über die Wasserlandschaft gleiten, suchte und spähte. Ein Schweißtropfen lief ihm über die Stirn, worauf er innehielt und sich das Gesicht mit einem Labortuch abwischte. Da. Er fuhr mit dem Objektiv zurück, dann wieder vor und hielt es schließlich in der Mitte an. Eine makellos runde Insel erhob sich aus der Wasserwüste. Als Nakamura das Objektiv auf seine höchste Auflösung stellte, sah er, dass die Oberfläche der Zelle mit welligen Gräsern bewachsen war. So weit, so gut.

    Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne.

    Nachdem er die Koordinaten überprüft hatte, drehte Nakamura die Rädchen am Mikromanipulator auf die Mitte des Objekttischs zu. Die feuerpolierte Elektrode kam allmählich oberhalb und seitlich der isolierten Zelle zum Vorschein. Ein Glitzern spiegelte sich am stumpfen Ende der Elektrode wie ein Licht am Firmament und senkte sich der Kugel entgegen, bis es direkt vor der Zelle schwebte. Nakamura hob die angeschlossene Röhre an die Lippen und sog sanft daran. Die Zelle schwamm auf die Elektrode zu und heftete sich an ihr fest. Als Nächstes ließ er eine zweite, kleinere Elektrode von der anderen Seite auf die Zelle hinab, diesmal eine mit einer sichelförmig gebogenen Spitze. Während sich die blitzende Glaselektrode auf die Kugel herabsenkte, drehte er die Rädchen des Mikromanipulators immer nur um Mikrometer weiter, bis die sichelförmige Spitze direkt vor dem Ei schwebte.

    Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen, und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen.

    Mit einer raschen Drehung des Rädchens durchdrang Nakamura die Zelle mit der spitzen Elektrode und sog die meiotische Spindel mit der DNA in die Pipette. Vorsichtig entfernte er die Elektrode vom Manipulator, ersetzte sie durch die Elektrode, die er soeben vorbereitet hatte, und senkte die neue Pipette in die gleiche Position wie die erste. Dann sah er zu, wie die Chromosomen zu der Bewegung in der Pipette tanzten wie Vögel im Flug. Als er den Kolben in der Röhre drückte, versank die neue Spindel in der Zellflüssigkeit wie ein gigantischer Wal im Meer.

    Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch.

    Nakamura zog die spitze Elektrode zurück und musterte die Spindel, um sich zu vergewissern, dass sie sich intakt innerhalb des Zellkerns befand. Majestätisch im Mittelpunkt der Kugel inthronisiert, beherrschte die Spindel die Zelle und behauptete ihre Vorherrschaft über die Welt, in der sie sich eingenistet hatte und die sie kontrollieren würde. Erneut hob Nakamura die Röhre an die Lippen.
    Diesmal blies er einen zarten Lufthauch in die Kammer, worauf sich die Zelle von der ersten Elektrode löste und völlig frei in die glitschige, kahle Umgebung trieb. Schon bald, sehr bald, würde er die Zelle dazu anregen, sich erst in zwei, dann in vier Zellen zu teilen und sich ungehindert zu einem Embryo weiterzuentwickeln. Doch fürs

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