Die Erben des Terrors (German Edition)
ein Scherz war oder nicht.
„Dann auf jeden Fall den Abspann von Rambo III“, fuhr Creyghton fort, „z usammen mit den Internetzitaten.“ Er machte eine kurze Pause.
„Wir haben also durch und durch böse Nazis . Und betende Moslems. Betende Moslems, die Amerika mit Schmutz bewerfen. Ein paar liberale Medienzitate mit Schauprozess und Siegerjustiz als Schlagwörter. Zwischenfazit: Die Bösen heute sind einfach nicht mehr so böse wie früher.“
„Dann eine Reflexion über Ibn Ladin – achtet da drauf, den Ladin für die Militärs verständlich Osama bin Laden zu schreiben, auch wenn’s falsch ist – und seine Vergangenheit und was die öffentliche Meinung dazu ist.“
„Können wir da einen Change You Can Believe In darstellen?“, scherzte Chandima, und erklärte sofort: „… also dass es eben kein Change You Can Believe In ist, dass Amerika erst den tapferen Mudjaheddin einen Film widmet und sie dann tot bombt? Sollte doch gehen mit neueren Internetzitaten, gibt ja genügend Spinner, die da was schreiben.“
„Tolle Idee, Chandima“, erwiderte Creyghton. „Also, nach dem Zwischenfazit kommt die Reflexion über Ibn Ladins Vergangenheit mit den USA und die Internetmeinungen über diesen Wandel. So, dass ganz klar wird, wie der Mann Obama und das US-Militär vorführen könnte. Dann ein schönes Schreckensszenario mit fiktiven Zeitungsmeldungen aus Interviews mit Ibn Ladin oder Erkenntnisse aus seinen Aussagen in einem eventuellen Gerichtsprozess. Aussagen, die sicher keiner der Anwesenden lesen will. Und dann wieder die Feststellung, die Bösen heute sind einfach nicht mehr so böse wie früher.“
Lowell, der mittlerweile über zwanzig Jahre als juristischer Schrägstich strateg ischer Berater Politikern half, war wieder einmal erstaunt, wie gut das alte „Sag, was du sagen willst, sag es, und sag, was du gerade gesagt hast“ – Konzept funktioniert. Dreimal „Die Bösen heute sind einfach nicht mehr so böse wie früher“, und schon glaubt es jeder. Und in dem Fall stimmte es sogar.
„ Die Bösen heute sind einfach nicht mehr so böse wie früher“, das ist also der Aufhänger für die Strategieempfehlung, die MLCI morgen den höchsten Militärs und Politikern der Vereinigten Staaten von Amerika geben würde: Usama Ibn Ladin muss sterben. Lowell lächelte zufrieden. „Perfekt“, sagte er. „Osama bin Laden muss sterben, weil die Bösen heute einfach nicht mehr so böse wie früher sind. Jemand Hunger?“
Friendly
02. Mai 2011
34° 09’ 08.49” Nord, 73° 15’ 10.15” Ost
Östlicher Stadtrand von Abbotábád, Pakistan
Lieutenant Commander Brian Winters, Kommandeur eines Teams der United States Naval Special Warfare Development Group, überprüfte seine Ausrüstung ein letztes Mal. Fünfzehn Minuten, hatte der Pilot des Helikopters soeben durchgesagt, fünfzehn Minuten, bis die Mission beginnen würde.
Winters und seine Kollegen waren die Elite der United States Navy, allgemein bekannt als Seal Team Six. Sie hießen aber offiziell nicht mehr Seal Team Six, da irgendwelche Bürokraten beschlossen hatten, dass sich bürokratische Fehlentscheidungen am besten dadurch lösen lassen, die Bürokratie unangetastet zu lassen und ihr einen neuen Namen zu geben. Deswegen waren Winters und die sechs Soldaten unter seinem Kommando offiziell Elitesoldaten der DevGru.
Nachdem DevGru so unglaublich angenehm von der Zunge ging, verwendete es eigentlich niemand, es sei denn, man sprach mit Bürokraten. Winters sprach ungern mit Bürokraten, da er nicht Seal geworden war, um Formulare auszufüllen. Und diese Mission war eine der wenigen, für die der Papierkrieg sich in Grenzen gehalten hatte. Die Mission war auch wichtig. Sehr wichtig sogar, würde sie doch eine Zäsur im Kampf gegen den Terror bedeuten.
„Männer!“, sagte Winters so leise, dass man ihn, säße man direkt neben ihm, nicht verstehen hätte können. Der Lärm der Rotorblätter war zu laut. Den aber ignorierte das Mikrofon, was hinter seinem Ohr gegen seinen Schädelknochen drückte. Die früheren Kehlkopfmikrofone hätten das zwar auch, aber die waren abgeschafft worden. Von den Bürokraten. Nachdem die Männer im Einsatz nur geschlagene dreißig Jahre darum gebeten hatten.
„Letzter Check: Alle Ausrüstungsteile fixiert für das Abseilen? Vierzehn Min uten und dreißig Sekunden bis zum Drop-Off.“
„Gold One klar“, sagte der Soldat, der auf der Winters gegenüberliegenden Seite der Tür saß. „Gold Two klar“,
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