Die Erben des Terrors (German Edition)
bisschen nach hinten, damit sie das Beamerbild selbst besser sehen konnte. Sie drückte ein paar Tasten, bis die Projektion des Bil dschirms eine Folie mit einer Zeitleiste zeigte. Sie fing mit ruhiger, aber überzeugter Stimme an zu sprechen: „Nun, die JCS, die Joint Chiefs of Staff, sind ja fast alle Militärs. Denen müssen wir mit etwas Militärischem kommen. Die anderen Anwesenden, also die Politiker und die Geheimdienstleute, verstehen die PR-Impacts sowieso.“
„Ganz so vereinfacht würde ich das jetzt nicht sagen“, unterbrach Andrew Apton, offiziell ihr direkter Vorgesetzter. „Unsere Linie ist uns klar, dafür haben wir hier ja zwei Monate recherchiert, überlegt, Umfragen gemacht und so weiter. Aber das müssen wir schon alles rüberbringen“.
„Ja, sehe ich genauso“, setzte Chandima ihre Rede unbeirrt fort, „deswegen müssen wir die Verbindung von der Vergangenheit, der militärischen Verga ngenheit, zur modernen PR plastisch machen“.
„Wie plastisch? Die Grafik versteht doch kein Schwein!“, sagte Creyghton.
„Das kann doch dann der Presentation Service machen“, widersprach Lowell, ohne groß darüber nachzudenken, dass die alle bereits Wochenende hatten.
„Nein“, korrigierte Chandima, „das geht zeitlich nicht. Aber wir brauchen auch nicht so viele Slides, und das hier ist nur meine persönliche Übersicht. Darf ich mal meinen Plan vorstellen, dann können wir anschließend über die Pros und Contras, daran anschließend über die Struktur und dann am Schluss über die Gestaltung reden?!“. Sie betonte die beiden anschließend und sagte Gestaltung mit einer gehörigen Portion Verachtung.
Lowell war genau wie Chandima klar, dass eine schlecht designte Präsentation bei jedem Zuhörer die Assoziation mit schlechten Inhalten weckt, aber das war jetzt wirklich nicht wichtig. Noch nicht. Aber der Satz, so wie sie ihn gesagt hatte, wü rde nur zu einer Diskussion führen, insofern sprang er ihr zur Seite: „Find ich super, das Konzept. Also, Inhalte, los geht’s“.
„ Vor fünf Jahren hat die irakische Regierung Saddam Husain gehängt“, war Chandima sofort wieder beim Thema. „Den Medienrummel um den Prozess und die Hinrichtung haben sicher noch alle im Kopf, und das war ja, nun, nicht so toll“.
Die drei Männer schmunzelten.
„Husain war ein widerwärtiger Diktator, aber wir – also die Regierung, genauer die Militärs, die bei dem JCS – Meeting sitzen werden, hatten sein Land überfallen. Und wir haben die Massenvernichtungswaffen, weswegen wir – also die –einmarschiert waren, nicht gefunden. Entsprechend hatte der Diktator in seinem Prozess, der sogar von den liberalen Medien in den USA als Schauprozess bezeichnet wurde, nur das imperialistische Verhalten der Amerikaner angeprangert.“
„Und dann steht er nach dem Prozess am Galgen, und während die liberalen Medien Siegerjustiz schreien, steht der Mann da und betet, bis jemand die Falltür öffnet. Die Bösen heute sind einfach nicht mehr so böse wie früher, und das ist der Knackpunkt. Oder zumindest sind sie subtiler.“
„Das gefällt mir“, warf Creyghton ein, „ Die Bösen heute sind einfach nicht mehr so böse wie früher “.
„Mir auch“, sekundierte Apton, „und da kann man sicher was draus machen. Aber früher? Von Vietnam will doch keiner was hören“.
„Vietnam sicher nicht“, fuhr Chandima fort, „keiner in Amerika redet gerne über Kriege, die Amerika nicht gewonnen hat“.
„Aber haben wir denn in Afghanistan wirklich gewonnen?“, warf Apton ein.
Lowell widersprach: „Das ist nicht unser Problem.“
„Genau“, pflichtete Creyghton bei. „Es ist offizielle Policy der Obama-Regierung, dass wir da gewonnen haben, deswegen gehen wir ja wieder. Change und so. Rückzug aus dem Irak, Rückzug aus Afghanistan, Schließung von Guantanamo. Endlich eine schöne, friedliche Welt.“
Die drei anderen lachten kurz, rissen sich aber schnell wieder zusammen, als Chandima genau an diesem Punkt ansetzte: „Es ist genau der Change You Can Believe In , den wir kolportieren müssen. Präsident Obama wurde international bejubelt für seine Versprechen vom Wandel, von der Abkehr vom Krieg, von der Schließung des Gefangenenlagers in Guantanamo. Und jetzt wird er immer unbeliebter. Er kann sich nicht so einen Patzer leisten wie Bush, der von Gott und der Welt, ja sogar von jeder Nichtregierungsorganisation, von Amnesty International bis zur Waffenlobby, für den Umgang mit Saddam Husain
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