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Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sie den Reiz des Verbotenen. Er tadelte sich, denn er war ein zur Ehe versprochener Mann… zur Ehe mit Floria, die in Thendara auf ihn wartete. Er durfte nicht nach anderen Frauen sehen - vor allem nicht nach einer Frau, mit deren Familie seine Familie seit vier Generationen in Blutrache lebte! Er versuchte Lenisa energisch aus seinen Gedanken zu verbannen, nur an Floria in Thendara zu denken; er malte sich aus, wie es ihr und seiner Mutter in seiner Abwesenheit erging, er überlegte sogar, wie es sein mochte, Telepath zu sein und mit abwesenden Lieben ohne weiteres im Geist kommunizieren zu können.
Der Gedanke war ihm nicht angenehm. Er war sich gar nicht sicher, ob ihm so etwas gefallen würde. Wenn er im Augenblick mit Floria in Verbindung stände, könnte sie dann sehen, wie er mit dem Storn-Mädchen flirtete, und würde sie ihn für treulos halten? Würde sie seine Gedanken lesen, und würden die Bilder von Lenisa ihr Kummer bereiten? Alastair ertappte sich dabei, daß er versuchte, es Floria zu erklären, und brach erschrocken ab, denn Conn, sein Zwillingsbruder, stand in mentaler Verbindung mit ihm. Er würde es nie fertigbringen, Conn zu belügen oder ihm einzureden, er habe die besten Absichten dabei gehabt…
Wie war das wohl, wenn man so lebte, wenn die geheimsten Gedanken und Wünsche vor einer beliebigen Zahl von Personen offen dalagen?
Es ängstigte ihn. Er war Conns Geist geöffnet gewesen; sein Bruder kannte ihn vielleicht besser als er sich selbst, und das war furchterregend. Aber noch entsetzlicher war die Erkenntnis, daß seinem Bruder auch das Schlechteste, zu dem er fähig war, nicht verborgen blieb.
Alastair versuchte Fionas Bild vor seinem geistigen Auge heraufzubeschwören, doch es gelang ihm nicht. Er sah nur Lenisas kokettes Lächeln.
Mit aller Kraft riß er seine Gedanken davon los und wandte seine ganze Aufmerksamkeit seiner Arbeit an der Feuerschneise zu. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, daß Lord Storn, dieser Greis, mit den jüngeren Männern Schritt hielt und mehr als seinen Anteil an der harten Arbeit tat. Als Lenisa auf ihrer Runde mit dem Eimer wieder bei ihnen war – diesmal, so stellte Alastair dankbar fest, dampfte der Inhalt und würde wohl ein Kräutertee sein -, blieb sie neben ihrem Großvater stehen. Alastair konnte gerade noch mitbekommen, was sie sagte.
»Das ist töricht, Großvater. Du hast in deinem Alter nicht mehr die Kraft für diese Arbeit.«
»Lächerlich, Mädchen! Ich habe diese Arbeit mein ganzes Leben lang getan, und ich werde nicht ausgerechnet jetzt damit aufhören! Kümmere du dich um deine eigenen Pflichten, und bilde dir ja nicht ein, du könntest mir Befehle geben.«
Vor seinem finsteren Blick wären die meisten Mädchen in der Erde versunken, aber Lenisa redete weiter auf ihn ein. »Was soll es denn nützen, wenn du in der Hitze zusammenbrichst und weggetragen werden mußt? Glaubst du, das wäre ein gutes Beispiel für deine Leute?«
»Und was soll ich deiner Meinung nach tun?« schimpfte er. »Ich habe in jedem Sommer meinen Platz in der Reihe eingenommen, als Junge und als Mann, siebzig Jahre lang.«
»Findest du nicht, daß du dann schon genug für ein ganzes Leben getan hast, Großvater? Kein Mensch würde geringer von dir denken, wenn du ins Lager zurückgehen und dort leichtere Aufgaben übernehmen würdest.«
»Ich werde von keinem etwas verlangen, das ich nicht selbst tun kann, Enkelin. Mach du deine Arbeit, und laß mich meine tun.«
Gegen seinen Willen empfand Alastair Bewunderung für den hartnäckigen alten Mann. Als Lenisa kam und ihm den Eimer hinhielt, hob er ihn an die Lippen und trank durstig. Wie er vermutet hatte, war es diesmal ein warmer Kräutertee mit starkem Fruchtgeschmack, der den Durst hervorragend löschte und seiner ausgedörrten Kehle guttat.
Er gab ihr den Eimer zurück und dankte ihr.
»Arbeitet Euer Großvater bei einer Brandbekämpfung immer mit seinen Männern zusammen?«
»Das tut er, solange ich mich erinnern kann, und wie unsere Leute erzählen, hat er es davor auch getan«, antwortete sie. »Aber jetzt ist er wirklich zu alt dafür. Wenn ich ihn nur überreden könnte, ins Lager zurückzukehren! Sein Herz ist nicht ganz in Ordnung.«
»Das mag schon stimmen, aber ich bewundere seine Einstellung, die es ihm nicht erlaubt, die Arbeit niederzulegen«, erklärte Alastair aufrichtig, und Lenisa lächelte.
»Dann haltet Ihr meinen armen alten Großvater nicht für einen Menschenfresser, Lord Hammerfell?« sagte sie

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