Die Erben von Hammerfell - 5
Träume. Ich habe sie geliebt, noch ehe ich sie gesehen -hatte, und jetzt, da ich sie gefunden habe, ist sie mit meinem Bruder schon so gut wie verheiratet. Von allen Frauen dieser Welt ist sie die einzige, die mir verboten ist.
Er war nicht fähig, sie anzusehen, und als er den Blick wieder hob, bemerkte er, daß die Bewahrerin ihn musterte. Die emmasca, sowohl durch ihr hohes Amt als auch durch ihre Geschlechtslosigkeit isoliert und frei von diesem schmerzhaftesten aller menschlichen Probleme, betrachtete ihn mit traurigen Augen.
XII
Die Arbeit am Brandort veranlaßte Alastair, seine Vorstellung von der Hölle zu revidieren. Im Augenblick war der Gedanke, sich in einer von Zandrus gefrorenen oberen Höllen zu befinden, richtig verlockend. Schweiß tränkte sein Haar und seine Kleider, die Haut auf seinem Gesicht fühlte sich an, als werde sie langsam geröstet, und sein Mund und seine Kehle waren trocken und brannten. Obwohl er kein solcher Dandy war, wie manche Leute denken mochten, war er sein ganzes Leben lang dazu angehalten worden, auf seine äußere Erscheinung als ein Symbol seiner Stellung und seines Titels zu achten. Jetzt war seine Kleidung völlig verdorben. Selbst wenn der Schaden, den fliegende Funken angerichtet hatten, durch sorgfältiges Stopfen repariert werden sollte, würde er immer noch so schäbig aussehen wie der alte Mann, der zu seiner Rechten arbeitete.
Die Bauern hier sind aber zäh! Er ist sicher alt genug, um mein Großvater zu sein, doch er ist immer noch frisch, während ich mich am liebsten zusammenrollen und sterben würde. Aber natürlich sind Bauern nicht so empfindlich wie ich.
Juwel lag am Ende der Reihe schuftender Männer. Alastair spürte, welches Übermaß an Treue es erforderte, daß sie blieb. Sie dachte ungeachtet ihrer Angst nicht daran, die Augen von ihm abzuwenden oder außer Hörweite zu gehen. Er hätte die alte Hündin von der Brandstelle weg an einen Ort bringen sollen, wo ihr diese Qual erspart geblieben wäre.
Eine schlanke Gestalt in einem alten karierten Kleid und einem breitrandigen fliederfarbenen Sonnenhut trat zu dem alten Mann und reichte ihm einen Wassereimer. Er gab ihr seine Schaufel zum Halten, spülte sich den Mund aus und trank schnell. Dann tauschte sie die Schaufel wieder gegen den Eimer ein und ging weiter zu Alastair. Sie machte große Augen, als sie ihn erkannte. Offenbar hatte eine Frau ihrer Eskorte ihr erzählt, wer er war.
Sie hielt die Stimme gedämpft. »Ich bin erstaunt, Euch hier zu finden, mein Lord Hammerfell.«
Das konnte sie wohl sagen, dachte Alastair. Irgendwie staunte er selbst darüber, daß er hier war.
»Damisela…« er machte eine höfliche Verbeugung. »Was tut Ihr hier bloß? Von allen Orten in den Domänen ist dies der ungeeignetste für eine Dame.«
»Ihr glaubt wohl, eine Dame wird nicht verbrennen, wenn das Feuer außer Kontrolle gerät? Man merkt sofort, daß Ihr ein dummer Tiefländer seid!« fuhr sie zornig auf. »Jeder hier rückt zur Brandbekämpfung aus - Männer und Frauen, Bürger und Adlige!«
»Ich habe nicht bemerkt, daß der alte Lord Storn seinen kostbaren Hals riskiert«, brummte Alastair.
»Das liegt daran, daß Ihr Euch nicht die Mühe gemacht habt, in die richtige Richtung zu sehen – er steht weniger als ein Dutzend Fuß von Euch entfernt!« Lenisa wies mit ausgestrecktem Arm auf einen alten Mann. Alastair riß vor Staunen den Mund auf. Dieser alte Mann sollte Lord Storn sein? Dieser gebeugte Greis, war er wirklich der Schwarze Mann aus Alastairs Kinderzeit?
Er sah ja aus, als könne ein heftiger Windstoß ihn wegblasen! Er war nicht im geringsten furchterregend! Lenisas Geste hatte Storns Aufmerksamkeit erregt. Er
warf seine Schaufel hin und kam mit grimmigem Gesicht
zu ihnen herüber. »Belästigt dieser idiotisch gekleidete junge Geck dich,
Mädchen?«
Lenisa schüttelte hastig den Kopf. »Nein, Großvater.« »Dann gib ihm Wasser, und mach mit deiner Arbeit
weiter. Halte uns nicht auf! Du weißt, wie wichtig es ist, daß jeder regelmäßig Wasser bekommt. Willst du, daß die Männer weiter unten in der Reihe zusammenbrechen?«
»Nein, Sir, natürlich nicht«, sagte sie demütig, blickte Alastair kurz an und ging mit ihrem Eimer weiter. Alastair sah ihr nach, bis sein Nachbar ihn anstieß. Da nahm er seine Arbeit wieder auf und verbreiterte mit der Hacke die Schneise in dem von Blättern bedeckten Waldboden.
Storns Enkelin. Diese Frau und er waren für immer getrennt, und gerade deswegen hatte
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