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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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wegwerfen wollte oder nicht. Ich hab ihn auf dem Boden neben dem Papierkorb in seinem Zimmer gefunden.«
    Lucy warf einen Blick darauf. Es handelte sich um das Briefpapier eines Motels in Marshall, Texas. Darauf gekritzelt war eine Telefonnummer mit der Vorwahl von Dallas. Lucy kombinierte sofort. Matt hatte erzählt, er habe Rachel in einem Motel in Marshall aufgespürt und sich dort mit ihr unterhalten. Nun wohne sie bei einer Freundin in Dallas, der Tochter ihres Anwalts. Bestimmt war das die Nummer, unter der Matt sie erreichen konnte. Ein Plan begann sich in Lucys Kopf herauszuformen.
    »Bring mir das Telefon, Betty«, sagte sie.
    »O-oh. Den Blick kenne ich. Was führen Sie jetzt wieder im Schilde?«
    »Das verrate ich dir später.«
    Lucy ließ sich von der Auskunft Namen und Adresse geben, die zu der Telefonnummer auf dem Zettel gehörten. Carrie Sutherland. Anschließend kontaktierte sie einen wohlhabenden Freund.
    »Natürlich kannst du mein Flugzeug und meinen Piloten haben«, sagte er, als er ihre Bitte hörte. »Am Zielort lasse ich dich von einem Wagen mit Chauffeur abholen. Ich wünsche dir einen guten Flug.«
    Lucy klingelte nach Betty. »Ich verreise«, verkündete sie. »In sehr wichtiger Mission. Ruf mir ein Taxi, das mich zum Flughafen bringt.«
    »Wie lange werden Sie weg sein?«
    »Solange es nötig ist. Wahrscheinlich bin ich heute Abend schon wieder da, aber pack mal für alle Fälle meine Tasche. Mach schnell, Mädchen. Ich darf keine Zeit verlieren.«
    Lucy nahm die Kassette vom Tischchen. Ein glücklicher Zufall hatte die Tür ihres goldenen Käfigs geöffnet; endlich konnte sie fliehen.

VIERUNDSIEBZIG
    A ls Rachel den Blick von der letzten Seite der Familiengeschichte hob, fiel er auf die üppig rosafarbene Blütenpracht, die sich den schmiedeeisernen Zaun hinaufrankte. Fruchtbarkeit allüberall, dachte sie, nur nicht bei den Somerset-Tolivers. Die Eigentümer der Plantage hatten nie viele Kinder bekommen, und von jeder Generation hatte immer nur eines überlebt. Thomas und Vernon waren die einzigen Erben ihrer Generation gewesen, und in der von Rachel hatte Tante Marys einziges Kind das Zeitliche gesegnet, so dass Rachel nach dem Tod ihres Vaters die letzte verbliebene Toliver war. Rachel betrachtete den alten Band in ihren Händen. Fand sich darin die Erklärung des Toliver-Fluchs?
    Nein, es gab keine Flüche. … Doch ihr Urgroßvater hatte genauso daran geglaubt wie Tante Mary. Gütiger Himmel, hatte Tante Mary etwa gefürchtet, sie verdamme sie zur Kinderlosigkeit, wenn sie ihr Somerset vermachte? Rachel erinnerte sich an das Bild von Matthew DuMont auf Tante Marys Frisiertischchen. Rachels Vater hatte ihn als prima Kerl beschrieben, als freundlich und geduldig, der ihm Englisch beibrachte und ihn bei den Spielen mit Wyatt mitmachen ließ, obwohl er deutlich jünger war. Bei seinem Tod seien Tante Mary und Onkel Ollie am Boden zerstört gewesen, sie hätten ihre Lebenslust verloren, hatte er gesagt. Weitere Kinder hatte es nicht gegeben …
    Da riss das Klingeln des Telefons Rachel aus ihren Gedanken. Sie legte das Buch auf den Tisch der Terrasse und
ging hinein in die steril weiße Küche, wo sie den Hörer in die Hand nahm. »Hallo?«
    »Guten Tag, Rachel. Percy Warwick.«
    Sie lauschte mit ausdrucksloser Miene, als er ihr seine Entscheidung mitteilte, ihr alles Gute wünschte und das Gespräch beendete. Dann kehrte sie auf die Terrasse zurück und blieb eine Stunde lang sitzen, um beim Summen der Bienen nachzudenken. Sobald sie zu einem Entschluss gelangt war, wählte sie die Nummer von Taylor Sutherland.
    Eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür. Rachel vermutete, dass Carrie wieder einmal den Schlüssel vergessen hatte oder Taylor sie trösten wollte. Aber ein Blick durch den Spion sagte ihr, dass sie sich getäuscht hatte, denn draußen sah sie flauschig weißes Haar und blaue Augen, die ihr seltsam bekannt vorkamen. Rachel öffnete die Tür. Die Frau war mit einer schwarzen Limousine da; der uniformierte Chauffeur stand an die Kühlerhaube gelehnt und zündete sich gerade mit einem Feuerzeug eine Zigarette an. Die klein gewachsene, rundliche Besucherin, die Mitte achtzig war und ein Kostüm in der Farbe ihrer Augen trug, erinnerte Rachel an ein Gebäckstück.
    »Was kann ich für sie tun?«, fragte Rachel.
    Die Frau blinzelte. »Hannah hatte also recht«, sagte sie. »Du bist das genaue Ebenbild von Mary, nur ein bisschen weniger …« Sie musterte Rachel. »…

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