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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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zurückzugeben.«
    »Spricht das denn nicht für uns?«, fragte sie. »Ich habe nichts zu verlieren. Ist das nicht eine starke Position?«
    »Nur, wenn du dir sicher bist, dass du nichts zu verlieren hast.«
    Rachel sah ihn verärgert an. Wenn sie nicht in der Lage war, ihren Anwalt davon zu überzeugen, dass sie es ernst meinte, wie sollte er dann Percys Juristen überzeugen? »Ich
möchte bloß wissen, ob ich vor Gericht die Chance auf einen Sieg habe.«
    Taylor lächelte. »In aller Bescheidenheit: Ja. Vorausgesetzt, du erachtest das als Sieg. Möglicherweise wird dir am Ende eine riesige Schadenersatzsumme oder der Besitz deines Vaters zugesprochen, inklusive der meisten Dinge, die sich darauf befinden.«
    Rachel seufzte erleichtert. »Das müsste eigentlich als Drohung genügen. Ich weiß, auf dem Papier kommt Mister Percy Warwick ziemlich gut rüber, Taylor, aber es bleibt immer noch die Tatsache, dass er und meine Großtante meinen Vater betrogen haben.«
    »Und?«, fragte Taylor.
    »Und?« , wiederholte sie entsetzt. »Dass Tante Marys und Percys Betrug mich um meine Mutter gebracht hat, ringt dir nur ein ›und?‹ ab?«
    »Aha«, meinte Taylor, »endlich kommen wir voran.« Er nahm Block und Stift. »Erzähl mir davon, Rachel. Sag mir, was das Gericht über dich erfahren sollte.«

DREIUNDSIEBZIG
    D ie Woche verging ohne einen Anruf von Percy. Rachel, die begann, das kalte Stadthaus zu hassen, verbrachte den größten Teil der Zeit auf der sonnigen Terrasse, wo sie auf ein Klingeln des Telefons wartete. Am Tag nach ihrer Rückkehr aus Marshall hatte Taylor Amos angerufen, um sich vorzustellen und ihm seine Privatnummer zu geben, worauf Amos gesagt hatte, Percy würde Rachel seine Entscheidung persönlich mitteilen.
    Ihre Sorge und Einsamkeit wurden von Tag zu Tag schlimmer. Es war ihr sinnvoll erschienen, bei einer Freundin unterzuschlüpfen, die ihr emotionalen Beistand und Trost bieten konnte. Doch schon nach weniger als einer Woche bereute Rachel es, Carries Einladung angenommen zu haben. Das Weiß überall erinnerte sie an ein medizinisches Labor, und Carrie hielt sich zu selten zu Hause auf, um ihr wirklich Gesellschaft leisten zu können. Sie war die ganze Zeit unterwegs  – tagsüber im Rahmen ihres anstrengenden Jobs bei einer Werbefirma und abends, weil sie Überstunden machte oder mit Kunden zum Essen ging. »Tut mir echt leid«, hatte Carrie sich am Donnerstagabend beim Nachhausekommen entschuldigt, als sie sah, wie Rachel die Pfanne spülte, in der sie sich wieder einmal ein Omelett gebraten hatte. »Als ich dir angeboten habe, bei mir zu bleiben, wusste ich nicht, wie beschäftigt ich sein würde. Aber weißt du was? Morgen Abend gibt’s ’ne Party, und am Samstag machen wir eine Shopping-Tour und treffen uns hinterher mit ein paar Freunden von
mir zum Essen. Percy kann seine Nachricht auch auf den Anrufbeantworter sprechen. Keine Widerrede!«
    Irgendwie hatte sie die Party im Penthouse von irgendjemandem, Carries Shopping-Tour am Samstag und das Essen mit ihren Freunden im Old Warsaw überstanden, obwohl sich an beiden Abenden bei ihrer Heimkehr nur Nachrichten für Carrie auf dem Anrufbeantworter befanden.
    Sonntag. Sie war mit einem kribbeligen Gefühl aufgewacht. Als sie vor Kälte zitternd in die Küche ging, um Kaffee zu kochen, fand sie einen Zettel von Carrie: Brunch im Turtle Creek Inn sei abgeblasen, sie habe zum Arbeiten ins Büro fahren müssen, um einen Termin am Montag zu schaffen. Gott sei Dank , dachte Rachel. In ihrem Zustand wäre sie ohnehin schlechte Gesellschaft gewesen.
    Die Stunden krochen dahin. Rachel, der es nicht gelang, still zu sitzen, wechselte immer wieder zwischen Terrasse und Wohnung hin und her. Dabei trank sie unzählige Tassen heißen Tee, um ihre Nerven zu beruhigen und sich aufzuwärmen. Das weiße Telefon an der weißen Küchenwand wurde zu ihrem schlimmsten Feind und liebsten Freund. Warum ließ Percy sich so lange Zeit? Was gab es da zu grübeln? Er hatte nur eine Wahl, und das wusste er. Sie weigerte sich, das Undenkbare zu akzeptieren – dass er nicht auf ihre Forderungen eingehen könnte.
    Auf der Terrasse hörte sie das Sonntagsgeläut einer Kirche. Die Glocke schlug elfmal, und Rachel bekam eine Gänsehaut. Percy würde bis zur elften Stunde warten, um ihr seine Entscheidung mitzuteilen, davon war sie überzeugt. Um sie unter Hochspannung zu halten, würde er sich erst kurz vor dem Beginn von Taylors Arbeitstag melden. Davor brauchte sie sich

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