Die Erbin
noch einmal auf Einzelheiten herum. »3,1 Millionen Dollar ein fach so zum Fenster hinausgeworfen«, sagte er und schnippte mit den Fingern. Er beschrieb einen Steuertrick, der als Generationen überspringender Treuhandfonds bekannt war, und als Geschworene Nummer zehn, Debbie Lackner, schon beinahe eingeschlafen war, sagte er noch einmal: »3,1 Millionen Dollar einfach so zum Fenster hinausgeworfen«, und schnippte noch lauter mit den Fingern.
Es war eine Todsünde, Geschworene zu langweilen, die nicht wegkonnten und notgedrungen zuhören mussten, aber Wade Lanier fand einfach kein Ende. Klugerweise verzichtete er jedoch auf jeden Angriff auf Lettie Lang. Seine Zuhörer hatten soeben die Wahrheit über ihre Familie erfahren, da wäre es unklug gewesen, sie herabzusetzen oder zu verurteilen.
Als Lanier eine quälende Pause einlegte, um seine Notizen zu konsultieren, schaltete sich Richter Atlee ein. »Kommen Sie zum Schluss, Mr. Lanier. Sie haben bereits überzogen.«
»Tut mir leid, Euer Ehren.« Aus dem Konzept gebracht, be dankte er sich salbungsvoll bei den Geschworenen für ihre »wunderbare Arbeit« und schloss mit der Bitte um verantwortungsbewusste Beratungen ohne Emotionen und Schuldgefühle.
»Gegenbeweise, Mr. Brigance?«, fragte Richter Atlee.
Jake standen zehn Minuten zur Verfügung, um auf alles zu erwidern, was Lanier gesagt hatte. Als Anwalt der antragstellenden Partei hatte er das letzte Wort, aber er verzichtete wohlweislich darauf. »Nein, Euer Ehren. Ich denke, die Geschworenen haben genug gehört.«
»Sehr schön. So, meine Damen und Herren, ich werde Ihnen nun ein paar Minuten lang erklären, wie die gesetzlichen Bestim mungen lauten und wie sie in dieser Sache anzuwenden sind, hören Sie mir also bitte aufmerksam zu. Wenn ich fertig bin, ziehen Sie sich ins Geschworenenzimmer zurück und beginnen mit Ihren Beratungen. Noch Fragen?«
Die Warterei war immer das Schlimmste. Trotzdem fiel eine große Last von allen ab, nachdem sich die Jury zurückgezogen hatte. Die Arbeit war getan, alle Zeugen hatten ausgesagt, die Sorge um Eröffnungs- und Schlussplädoyers war vorbei. Jetzt begann das Warten. Es ließ sich unmöglich vorhersagen, wie lange es dauern würde.
Jake lud Wade Lanier und Lester Chilcott auf einen Drink zu sich in die Kanzlei ein. Es war schließlich Freitagnachmittag, und die Woche war vorbei. Sie öffneten auf dem Balkon oben ein paar Bier und beobachteten das Gerichtsgebäude. Jake deutete auf ein großes Fenster in der Ferne.
»Das ist das Geschworenenzimmer«, sagte er. »Da sitzen sie jetzt gerade.«
Lucien tauchte auf, wie immer auf der Suche nach einem Drink. Jake würde sich später mit ihm aussprechen, aber im Augenblick verlangte die Stimmung nach Alkohol.
»Kommen Sie, Wilbanks«, sagte Lanier lachend, »Sie müssen uns erzählen, was in Juneau passiert ist.«
Lucien kippte ein halbes Bier hinunter und fing an zu reden.
Nachdem jeder Geschworene einen Schluck Kaffee, Limo oder Wasser getrunken hatte, rief Nevin Dark die kleine Versammlung zur Ordnung.
»Ich schlage vor, wir fangen mit diesem Arbeitsblatt für den Urteilsspruch an, das uns der Richter gegeben hat«, sagte er. »Irgendwelche Einwände?«
Es gab keine. Für die Beratungen der Geschworenen gab es keine Richtlinien. Richter Atlee hatte gesagt, sie könnten ihre Vorgehensweise selbst bestimmen.
»Gut«, begann Nevin, »hier ist die erste Frage: Ist das von Seth Hubbard unterzeichnete Dokument ein rechtsgültiges eigenhändiges Testament, in dem Sinne, dass es erstens vollständig von Seth Hubbard geschrieben, zweitens von Seth Hubbard unterzeichnet und drittens von Seth Hubbard datiert wurde? Gibt es Gesprächsbedarf?«
»Daran gibt es keinen Zweifel«, stellte Michele Still fest.
Die anderen stimmten ihr zu. Die anfechtenden Parteien hatten das nicht bestritten.
Nevin fuhr fort: »Die nächste und zentrale Frage ist, ob Seth Hubbard testierfähig und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war. Die Frage ist, ob er sich über Wesen und Wirkung dieses eigenhändigen Testaments im Klaren war. Da das der Knack punkt der Sache ist, schlage ich vor, dass nacheinander jeder sagt, was er denkt. Wer will zuerst?«
»Sie selbst, Mr. Dark«, sagte Fay Pollan. »Sie sind Geschworener Nummer eins.«
»Okay, ich sehe die Sache so. Ich halte es für falsch, die Familie zu enterben und das gesamte Geld einer anderen Person zu vermachen, vor allem jemandem, den man erst seit drei Jahren kennt. Aber wie Mr.
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