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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Frauen ihrem Beispiel, das Brot nahm ab, ständig war eine von ihnen am Abschneiden und am Kauen. Man hatte keine weitere Kerze angezündet, man unterließ es sogar, bei der, die schon brannte, den Docht zu beschneiden; und heiter war diese düstere und kahle Küche eines armen Bauern gerade nicht mit dem Todesröcheln dieses am Tisch zusammengesackten Körpers.
    Ein halbe Stunde nachdem Jean abgefahren war, kippte Fliege mit einemmal um und streckte sich auf dem Erdboden aus. Er atmete nicht mehr, er war tot.
    »Was habe ich gesagt? Aber man hat ja den Arzt holen wollen!« bemerkte die Bécu mit kreischender Stimme.
    Françoise und Lise brachen von neuem in Tränen aus. In einer instinktiven Anwandlung waren sie sich um den Hals gefallen als Schwestern, die einander abgöttisch liebten. Und sie sagten immer wieder in abgehackten Worten: »Mein Gott! Jetzt sind nur noch wir zwei ... Es ist aus, es gibt nur noch uns zwei ... Was soll aus uns werden, mein Gott?«
    Aber man konnte den Toten nicht auf der Erde liegen lassen. Im Handumdrehen erledigten die Frimat und die Bécu das Unerläßliche. Da sie nicht wagten, die Leiche wegzuschaffen, zogen sie die Matratze aus einem Bett, brachten sie herbei und streckten Fliege darauf aus, den sie mit einem Laken bis zum Kinn zudeckten. Währenddessen stellte Fanny zwei andere Leuchter, deren Kerzen sie angezündet hatte, anstelle von Kirchenkerzen rechts und links des Kopfes auf den Fußboden. Vorderhand ging das, bis auf das linke Auge, das dreimal mit einem Daumenstrich zugedrückt worden war, sich aber in diesem entstellten und blau angelaufenen Gesicht, das vom Weiß des Lakens abstach, hartnäckig wieder öffnete und die Leute zu betrachten schien.
    Lise hatte endlich Jules zu Bett gebracht, die Totenwacht begann. Zweimal sagten Fanny und die Bécu, sie brächen nun auf, da sich die Frimat erbot, die Nacht mit den Töchtern zu verbringen; aber sie brachen keineswegs auf, sie redeten weiter mit leiser Stimme und warfen dabei scheele Blicke auf den Toten, während sich Nénesse der Flasche mit Kölnischwasser bemächtigte und sie aufbrauchte, indem er sich die Hände und die Haare damit überschwemmte.
    Es schlug Mitternacht, die Bécu erhob die Stimme:
    »Und Herr Finet, na, da seht ihr's! Eh der kommt, ist man längst gestorben ... Es dauert schon mehr als zwei Stunden, um ihn aus Cloyes herzubringen!«
    Die Tür zum Hof war offengeblieben, ein starker Lufthauch wehte herein, löschte die Lichter rechts und links vom Toten. Das jagte allen Schrecken ein, und als sie die Kerzen von neuem anzündeten, kam der Sturmesatem noch schrecklicher wieder, während aus den schwarzen Tiefen der Flur ein anhaltendes Heulen aufstieg und anschwoll. Beim Krachen der Zweige, beim Stöhnen der Felder, denen der Bauch aufgeschlitzt wurde, hätte man meinen können, eine verwüstende Heerschar galoppiere heran. Sie waren zur Schwelle gerannt, sie sahen eine Kupferwolke fliegen und sich am blaufahlen Himmel winden. Und plötzlich gab es ein Musketenfeuergeprassel, ein Kugelregen ging peitschend und aufprallend zu ihren Füßen nieder.
    Da entfuhr ihnen ein Schrei, ein Schrei des Verderbens und des Elends:
    »'s hagelt! 's hagelt!«
    Entsetzt, empört und bleich unter der Geißel, schauten sie hin. Das dauerte kaum zehn Minuten. Es dröhnten keine Donnerschläge, aber große bläuliche Blitze schienen unaufhörlich in breiten Phosphorstrahlen dicht über den Boden hinzulaufen; und die Nacht war nicht mehr so düster, die Hagelkörner erhellten sie mit unzähligen blassen Streifen, als seien Glasgüsse niedergegangen. Der Lärm wurde ohrenbetäubend, ein Kartätschenfeuer, ein mit Volldampf über eine metallene Brücke fahrender Zug donnerte ohne Ende. Der Wind fauchte wütend, die schräg herabsausenden Kugeln säbelten alles nieder, häuften sich, bedeckten den Boden mit einer weißen Schicht.
    »'s hagelt, mein Gott! – Ach, was für ein Unglück! – Seht doch, richtige Hühnereier!«
    Sie wagten sich nicht in den Hof hinaus, um welche aufzulesen. Die Heftigkeit des Sturmes nahm noch zu, alle Scheiben des Fensters wurden eingeschlagen; und er hatte eine solche Gewalt erlangt, daß ein Hagelkorn einen Krug zertrümmerte, während andere bis an die Matratze des Toten rollten.
    »Keine fünf davon gehen auf ein Pfund«, sagte die Bécu, die sie in der Hand abwog.
    Fanny und die Frimat machten eine verzweifelte Gebärde.
    »Alles ist futsch, ein richtiges Gemetzel!«
    Es war vorbei. Man hörte,

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