Die Erfinder Des Todes
reichte, um ihr wieder Kraft zu geben. Bis zum nächsten Mal, dachte sie grimmig.
Im Zug war es ruhiger, als sie erwartet hatte. Fiona hatte einen Doppelsitz für sich, und der Mann, der ihr gegenübersaß, schlief bereits zehn Minuten hinter Sheffield ein, so dass sie Platz hatte, ihre ganzen Sachen auf dem Tisch auszubreiten. Das war ihr sehr recht, denn sie hatte mehr als genug Arbeit dabei, um sich die Fahrt über zu beschäftigen. Sie hatte eine Vereinbarung mit dem Wirt eines Pubs in der Nähe des Bahnhofs. Er kümmerte sich um ihr Handy und ihren Laptop, wenn sie wandern ging, und dafür bekam er signierte Exemplare der Erstausgaben von Kits Büchern. Es war sicherer als ein Schließfach am Bahnhof und auf jeden Fall billiger.
Fiona klappte ihren Laptop auf und schloss ihn ans Handy an, damit sie ihre E-Mails empfangen konnte. Auf dem Bildschirm wurden fünf neue Nachrichten angekündigt. Sie lud sie herunter und zog den Laptopstecker wieder heraus. Zwei Nachrichten von Studenten und eine von einem Kollegen in Princeton, der sie bat, ihm Daten zur Verfügung zu stellen, die sie zu gelösten Vergewaltigungsfällen gesammelt hatte. Nichts, das nicht bis morgen früh warten konnte. Sie öffnete die vierte Nachricht, sie war von Kit.
Von: Kit Martin An: Fiona Cameron Betrifft: Abendessen heute
Hoffe, du hast einen schönen Tag in den Bergen gehabt. Hab einiges geschafft, 2500 Wörter bis zum Tee heute Nachmittag.
Im Bailey ist alles genau so gelaufen, wie du es vermutet hast.
Auf die weibliche Intuition kann man sich eben verlassen!
(Nicht ernst gemeint, ich weiß, dass deine fundierte Auffassung sich auf das gesamte wissenschaftliche Beweismaterial stützt ...) Jedenfalls dachte ich, Steve werde ein bisschen Aufheiterung vertragen können, hab mich mit ihm zum Abendessen verabredet. Wir gehen ins St. John's in Clerkenwell und haben vor, jede Menge totes Tier zu essen, wahrscheinlich wirst du nicht dazukommen wollen. Wenn du trotzdem Lust hast, wär's prima. Sonst hab ich zum Mittagessen Risotto mit Lachs und Spargel gemacht, im Kühlschrank ist noch genug davon.
Hab dich lieb.
Fiona lächelte. Das war so typisch für Kit. Solange alle etwas Gutes zu essen hatten, war die Welt in Ordnung. Dass Steve Aufmunterung brauchte, überraschte sie nicht. Niemand bei der Kriminalpolizei findet es lustig, wenn in seinem Fall alles schief läuft, besonders nicht bei einem, der so viel öffentliche Aufmerksamkeit erregt hatte wie der Mord von Hampstead Heath. Aber für Detective Superintendent Steve Preston war das Scheitern gerade bei diesem Fall wohl noch bitterer als bei den meisten anderen. Fiona wusste nur allzu gut, wie viel bei dieser Anklage auf dem Spiel gestanden hatte, und obwohl sie für Steve persönlich Mitgefühl empfand, fand sie, der Metropolitan Police geschehe es verdammt noch mal ganz recht.
Sie klickte die nächste Nachricht an, die sie als die interessanteste bis zum Schluss aufgehoben hatte.
Von: Salvador Berrocal An: Dr. Fiona Cameron Betrifft: Bitte um Beratung
Sehr geehrte Frau Dr. Cameron,
ich bin Chef der Abteilung Kriminalpolizei des Cuerpo Nacional de Policia in Madrid. Ich leite häufig Untersuchungen von Mordfällen. Ihren Namen habe ich von einem Kollegen beim New Scotland Yard, einem Experten für Deliktverknüpfung und das Erstellen geografischer Täterprofile. Bitte verzeihen Sie, dass ich so formlos und direkt an Sie herantrete. Ich wende mich mit der Bitte an Sie, uns in einer sehr dringenden Angelegenheit zu beraten. In Spanien haben wir sehr wenig Erfahrung mit Serienmördern, und deshalb fehlen uns fachspezifisch gebildete Psychologen, die mit der Polizei zusammenarbeiten können.
In Toledo hat es innerhalb von drei Wochen zwei Morde gegeben, und wir glauben, dass sie beide von demselben Täter begangen wurden. Aber es ist unklar, ob es eine Verbindung zwischen den Fällen gibt, und wir brauchen zur Untersuchung dieser Verbrechen jemanden mit entsprechender Fachkenntnis.
Ich habe gehört, dass Sie auf dem Gebiet der Verbrechensanalyse und der Untersuchung von Querverbindungen Erfahrung haben, was meiner Ansicht nach von großem Nutzen für uns sein könnte.
Bitte lassen Sie mich wissen, ob Sie grundsätzlich bereit wären, uns bei der Lösung dieser Mordfälle zu unterstützen. Sie dürfen sicher sein, dass wir Ihnen eine angemessene Entschädigung für Ihre Mitarbeit
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