Die Erfinder Des Todes
Sprechers statt des Senderlogos der Platz vor dem Central Criminal Court. »Im Old Bailey kam heute auf Anordnung der Richterin der Mann frei, der der brutalen Vergewaltigung und des Mordes an Susan Blanchard angeklagt war. Richterin Mary Delaney sagte, es könne keinen Zweifel geben, dass die Metropolitan Police Francis Blake durch eine Aktion, die
>schon fast einer Hexenjagd< gleichkäme, in eine Falle gelockt habe. Obwohl es keine stichhaltigen Beweise gegen Mr. Blake gab, habe man sich auf ihn als den Mörder festgelegt. Ich gebe nun ab an unsere Korrespondentin Danielle Rutherford, die heute im Gericht war.«
Eine Frau Mitte dreißig mit dünnem, braunem, vom Wind zer-zaustem Haar blickte ernst in die Kamera. »Es gab heute im Gericht ärgerliche Reaktionen, als Richterin Delaney die Freilassung von Francis Blake anordnete. Die Angehörigen von Susan Blanchard, die in Hampstead Heath vergewaltigt und ermordet wurde, als sie mit ihren kleinen Zwillingen spazieren ging, waren empört über die Entscheidung der Richterin und über Blake, der auf der Anklagebank offensichtlich seine Genugtuung genoss.
Aber die Richterin ließ sich durch ihre Vorwürfe nicht beeindrucken und brachte ihre Geringschätzung für die Methoden der Metropolitan Police zum Ausdruck, die sie als eine Beleidigung für eine zivilisierte Demokratie empfinde. Auf den Rat eines Psychologen und Profilers hatte die Polizei mit Hilfe einer attraktiven Mitarbeiterin eine Täuschungsaktion durchgeführt.
Sie sollte Mr. Blakes Zuneigung gewinnen und ihn zum Geständnis des Mordes bringen. Allerdings führte die Aktion, die hunderttausende von Pfund kostete, nicht zu einem klaren Geständnis. Trotzdem war man bei der Polizei der Ansicht, es läge genug Beweismaterial vor, um Mr. Blake vor Gericht zu bringen.
Die Verteidigung legte jedoch dar, Mr. Blake habe, was immer er gesagt hatte, nur auf Grund der Beeinflussung durch die Polizeibeamtin und auch nur deshalb geäußert, weil er die Person, die sie ihm vorgespielt hatte, beeindrucken wollte. Und diese Sichtweise wurde von der Richterin bestätigt. Mr. Blake, der acht Monate in Haft gesessen hat, kündigte nach seiner Freilassung an, er werde Entschädigung verlangen.«
Nun erschien ein untersetzter Mann im Bild, der auf die dreißig zuging und kurz geschnittenes schwarzes Haar und tief liegende dunkle Augen hatte. Ein ganzer Dschungel von Mikrofonen und kleinen Tonbandgeräten drängte sich vor seinem weißen Hemd und seinem anthrazitgrauen Anzug. Seine Aussprache war überraschend gepflegt, und er schaute öfter auf ein Blatt Papier in seiner Hand hinunter. »Ich habe immer gesagt, dass ich an dem Mord von Susan Blanchard unschuldig bin, und heute hat ein Gericht meine Haltung bestätigt. Aber ich habe einen schrecklichen Preis gezahlt. Ich habe meine Arbeit, mein Zuhause, meine Freundin und meinen guten Ruf verloren. Ich bin unschuldig und habe trotzdem acht Monate hinter Gittern verbracht. Ich werde die Metropolitan Police wegen Freiheitsberaubung auf Entschädigung verklagen. Und ich hoffe aufrichtig, dass man es sich dort beim nächsten Mal besser überlegt, wenn es darum geht, einem unschuldigen Mann etwas anzuhängen.« Dann schaute er auf, und seine Augen blitzten vor Zorn und Hass. Fiona fröstelte unwillkürlich.
Wieder änderte sich das Bild. Ein hochgewachsener Mann in einem zerknitterten grauen Anzug ging mit gesenktem Kopf und fest zusammengepresstem Mund auf die Kamera zu. Rechts und links von ihm waren zwei Männer in Regenmänteln mit starren Gesichtern. Die Stimme des Reporters sagte: »Der Polizeibeamte, der die Untersuchung geleitet hat, Detective Superintendent Steve Preston, wollte keinen Kommentar zu Blakes Freilassung abgeben. In einer späteren Verlautbarung teilte New Scotland Yard mit, man suche nicht gezielt nach einem anderen Täter in der Mordsache Susan Blanchard. Dies war Danielle Rutherford aus dem Old Bailey.«
Der Nachrichtensprecher im Studio wies nun auf einen Hinter-grundbeitrag zu dem Fall hin, der nach der Pause gesendet würde. Fiona schaltete den Fernseher ab. Die verkürzte Fassung der Ereignisse interessierte sie nicht. Es gab triftige Gründe, weshalb sie die Vergewaltigung und den Mord an Susan Blanchard bestimmt nie vergessen würde. Sie hatten weder mit den drastischen Polizeifotos von der Leiche noch mit dem gerichtsmedizinischen Bericht oder auch mit der Tatsache zu tun, dass sie in der Nähe des Tatorts wohnte, der nur zwanzig Minuten zu Fuß
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