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Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Titel: Die Erlösung der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Forster
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jedes einzelne Detail Ausdruck des verzweifelten Versuchs, sich die Jugend zu bewahren. Ein schwachsinniges empathisches Gefühl erfasste Donald, als Gabriele ihm ein zurückhaltendes Lächeln zuwarf. Er verspürte das dringende, innere Bedürfnis, sie von ihrem Leid zu erlösen.
    Zwei Wochen später fand er sich an der Poolbar eines luxuriösen Schlosshotels wieder, trank eine Piña Colada aus einer Kokosnuss und starrte mit einem debilen Gesichtsausdruck auf das Karibische Meer. Gabriele lag am Strand und bräunte ihre ohnehin schon von unzähligen Solariumsbesuchen völlig überstrapazierte Haut. Donald wusste sehr wohl, welches Klischee er hier erfüllte und dass es nicht lange dauern würde, bis erste Probleme daraus entstanden. Die anderen Touristen warfen ihnen skeptische Blicke zu, wenn sie sich küssten und Donald konnte ihnen die Floskeln von den Lippen ablesen:
    Der könnte glatt ihr Sohn sein.
    Bestimmt ein Heiratsschwindler.
    Der liebt sie nur des Geldes wegen.
    Und weil die meisten Menschen immer glauben, was die anderen sagen, würde auch Gabriele irgendwann glauben, dass er sie nur ausnutzte. Die Tatsache, dass der ganze Strand voll war von jungen Mädels in knappen Designerbikinis, war ein weiterer schwerwiegender Grund für Gabriele, an ihrer eigenen erotischen Ausstrahlung zu zweifeln und die ersten Eifersuchtsszenarien bahnten sich an. Aber gleichwohl Donald nichts gegen einen netten, kleinen Karibikaufenthalt hatte, waren solche Zugeständnisse bei weitem nicht der Grund gewesen, weshalb er sich auf Gabriele eingelassen hatte. Vielmehr faszinierte ihn, was ihn an allen Frauen, gleich welchen Alters, faszinierte: Ihre Sehnsucht danach, begehrt zu werden. Welch trauriger, welch sinnloser Drang! War es nicht allzu offensichtlich, dass jedes Begehren über kurz oder lang sein Ende finden musste? Dass jeder Körper, jedes schöne Gesicht, der Klang der Stimme und selbst die so genannten "inneren Werte" an Reiz verloren, sobald man sich daran gewöhnt hatte? Dass der Glanz der Jugend verblasste und man irgendwann alt und runzlig war? War nicht jeder Mensch, der diese Tatsachen ignorierte und sein ganzes Leben danach ausrichtete, begehrt zu werden, einem gewaltigen Betrug zum Opfer gefallen? Für Donald spielte es keine Rolle, ob die Frauen hübsch oder hässlich waren, klug oder dumm, alt oder jung, dünn oder dick, arm oder erfolgreich. Er konnte sich für jede von ihnen begeistern. Die Tragödie der immer unerfüllt bleibenden weiblichen Sehnsucht war das unterhaltsamste und kurzweiligste Schauspiel seines Lebens.
    Aber auch der schwarze Hotelmitarbeiter hinter der Bar grinste ihm zu, so als wären sie beide Eingeweihte einer großen Verschwörung, die den reichen Frauen das Geld aus der Tasche zog. Gemäß der Lebensphilosophie dieses Mannes hatte Donald alles richtig gemacht.

    // Zwei Jahre später bekam er einen Anruf von Gabriele. Er hatte sie bereits seit mehreren Monaten nicht mehr gesehen und auch nicht damit gerechnet, noch mal etwas von ihr zu hören. Nachdem ihre gemeinsame Affäre aus den oben genannten Gründen gescheitert war, hatte er sie zwar von Zeit zu Zeit noch bei ihr zuhause besucht, um sie sexuell zu beglücken, aber ihre Sehnsucht nach ihm wurde dadurch nur stärker und schließlich zur Qual. Immer häufiger hatte sie jene Worte in den Mund genommen, die bei Donald sofortige Beklemmung auslösten: Liebe, Geborgenheit, eine feste Beziehung. Nun stellte sich heraus, dass es einen viel plausibleren Grund gab, weshalb ihre Anrufe ausgeblieben waren: Sie war an Eierstockkrebs erkrankt und nun, nach der operativen Entfernung aller zur Fortpflanzung nötigen Organe, in einer Privatklinik im Kurort Bad Wiessee stationiert. Den Ärzten zufolge gab es nur wenig Hoffnung, dass sie den nächsten Winter noch erlebte. Zum ersten Mal in seinem Leben sah sich Donald mit dem Tod konfrontiert. Doch was ihn am meisten beunruhigte war nicht die banale Tatsache des Sterbens. Im Gegenteil, den Gedanken daran, dass dieses schwammige, kompromissbehaftete Dasein auf Erden eines Tages vorbei sein würde, fand er überaus beruhigend. Was ihn vielmehr beschäftigte war, dass Gabrieles bevorstehender Tod ihn kein bisschen berührte. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er eigentlich niemals für einen anderen Menschen echte Gefühle hatte entwickeln können. Genau genommen nahm er am Leben gar nicht teil sondern betrachtete die Geschehnisse um ihn herum aus der subjektiven Distanz des Reisenden, so als ob

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