Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
um Verzeihung ob ihres Widerstandes.
In einem Dorfe nahe dem Berge verblieben wir zwei Tage, worauf ich die Verwundeten nach Tezkuko sandte. Am dritten Tage rückten wir weiter und kamen um zehn Uhr in die erwähnte Stadt Huastepek, wo wir in einem Hause im Lustgarten des Landesherrn Quartier nahmen. Dieser Schloßgarten ist der größte und schönste von allen, die ich bisher hierzulande gesehen habe. Er hat einen Umfang von zwei Meilen. Ein schöner klarer Fluß fließt hindurch, und in Abständen von zwei Armbrustschußweiten stehen darin Schmuckhäuser mit gesonderten kleinen Lustgärten, gar zierlich anzusehen, voll von fruchtbaren Bäumen, herrlichen Blumen und wohlriechenden Sträuchern. Der ganze Park ist eine prächtige Augenweide.
Allda verweilten wir den Rest des Tages, und die Bewohner des Ortes taten uns alle Dienste. Am andern Tage zogen wir weiter und gelangten um acht Uhr vor die kleine Stadt Jahutepek, wo uns eine Menge feindliches Kriegsvolk erwartete. Als wir näher kamen, schien es uns, als wolle man in Frieden mit uns verhandeln, aber plötzlich flohen sie alle von dannen, sei es aus Furcht, sei es aus Hinterlist. Ich hielt mich an diesem Orte nicht lange auf, sondern verfolgte die Feinde mit 30 Reitern auf zwei Meilen Wegs, bis daß wir sie in einemDorf namens Xilutepek umzingelten, wobei ihrer viele unter unseren Lanzen verwundet worden und viele umgekommen sind. Die Einwohner des Dorfes leisteten keinen Widerstand. Etliche stachen wir nieder, andere flohen, und viele Weiber und Kinder fielen in unsere Hände.
Hier blieben wir zwei Tage, in der Erwartung, daß der Herr des Dorfes käme, um sich Eurer Kaiserlichen Majestät zu ergeben. Da er aber nicht erschien, ließ ich das Dorf anzünden.
Als wir eben abziehen wollten, kamen zu mir Gesandte aus Jahutepek im Namen ihres Herrn, der mir vermelden ließ, ich möchte ihm gnädiglich verzeihen. Er sei willens, Eurer Kaiserlichen Majestät getreuer Lehensherr zu sein. Ich empfing die Leute freundlich, dieweil sie genugsam gestraft waren.
Das zehnte Kapitel
Noch am selbigen Tage gelangte ich vor den Ort Kuernavaka. Er ist wohlbefestigt und liegt auf einem Vorsprung, an drei Seiten von einer schroffen Schlucht umgeben, die an etlichen Stellen bis zu zehn Mannshöhen tief ist. Mit der Reiterei kann man nur an zwei Stellen herankommen, die wir aber dazumal nicht kannten. Um zu diesen zu gelangen, muß man einen Umweg von anderthalb Meile machen. Zwar gab es sonst Brücken über die Schlucht, aber sie waren weggenommen. Also standen die Feinde so hoch und sicher, daß wir ihnen nichts anhaben konnten, auch wenn wir zehnmal so stark gewesen wären.
Als wir näher rückten, schossen sie gegen uns mit Wurfspießen, Pfeilen und Steinen. Während wir so im Gefecht waren, gelang es einem Tlaskalaner, auf einer gefährlichen und unzugänglichen Stelle unbemerkt hinüberzuklettern. Als die Feinde ihn plötzlich vor sich gewahrten, glaubten sie, die Hispanier wären schon alle herüber. Deshalb flohen sie vor Schreck undFurcht. Der besagte Indianer aber und vier meiner Reiter folgten ihnen eilends nach. Als zwei meiner Hauptleute sahen, daß ein Indianer hinübergelangt war, nahmen sie mit ihren Kompagnien denselben Weg und kamen ebenso hindurch. Währenddem umging ich den Ort mit den Reitern, um einen Zugang zu finden. Die Feinde schossen derweilen immer weiter. Zwischen ihnen und uns war, wie gesagt, nur die tiefe Schlucht. Im Eifer, uns zu beschießen, hatten sie auf nichts weiter geachtet, und so kamen ihnen fünf meiner Reiter in den Rücken, ritten mit den Lanzen auf sie ein und verwundeten viele. Der unerwartete Angriff von rückwärts verwirrte sie und nahm ihnen allen Mut, so daß sie die Flucht ergriffen. Die Unsrigen erstürmten nun die Stadt und zündeten sie an. Auf der Flucht in die Berge kamen noch viele Feinde um, besonders durch die Reiter.
Darnach nahmen wir Quartier in einem Hause im Lustgarten, dieweil im Dorf alles in Flammen stand. Ziemlich spät am Abend kam der Herr des Ortes samt etlichen Edelleuten, nachdem sie erkannt hatten, daß sie verloren waren. Sie baten, ich solle sie in Eurer Kaiserlichen Majestät Dienste nehmen, worauf ich sie in Gnaden erhörte. Sie aber versprachen mir, fürderhin Allerhöchstdero treue Untertanen und unsere guten Freunde zu sein. Die Nacht schliefen wir allda, und am folgenden Tage zogen wir unseren Weg weiter, durch ödes Land ohne Wasser und an verlassenen Dörfern vorüber, unter vieler Mühsal
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