Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
und getreue Lehensleute Eurer Kaiserlichen Majestät werden möchten. Mein Begehr wäre durchaus nicht, sie zu verderben, sondern vielmehr, sie zu guten Freunden zu gewinnen. Wiewohl keiner Lust verspürte, den Auftrag anzunehmen, diewell sie Furcht hatten, bei solcher Botschaft umgebracht zu werden, so entschlossen sich doch zwei von ihnen, die Sache zu machen. Sie baten aber um einen Brief von mir. Obgleich sie hispanischeSchrift nicht zu lesen verstanden, so meinten sie doch, ein Schreiben von mir beglaubige ihre Botschaft. Ich setzte den Brief auf und ließ ihnen den Inhalt durch einen Dolmetsch darlegen. Darinnen stand das nämliche, was ich ihnen mündlich gesagt hatte. Also gingen sie ab, von fünf Rettern geleitet, bis sie in sicheres Gebiet kamen.
Am Ostersonnabend traf eine Meldung aus Chalko ein, die mir besagte, daß die Mexikaner abermals wider genannte Stadt anrückten. Auf einem weißen Stück Stoff, das man mir mitbrachte, waren in der Bilderschrift der Mexikaner alle Ortschaften aufgezeichnet, die wider Chalko im Anzüge waren, desgleichen die Wege, auf denen dies geschah. Man bat mich untertänigst um Beistand, worauf ich ihnen sagen ließ, meine Hilfe käme in den nächsten sechs Tagen. Wenn es aber eher sein müßte, so sollten sie mir dies bei guter Zeit vermelden, damit ich ihnen die nötige Hilfe eiliger senden könne.
Am dritten Ostertage kamen abermals Eilboten mit der Nachricht, die Feinde wären schon ganz nahe. Ich versprach, in eigener Person hinzueilen, und alsogleich gab ich den Befehl, daß sich 25 Reiter und 300 Fußknechte für den nächsten Freitag rüsten sollten.
Am Donnerstag erschienen in Tezkuko Gesandte aus den Landschaften Tizapan, Mexikalzingo und Naukalpan, sowie aus etlichen Nachbarorten davon, mir im Namen ihrer Herren kundzutun, daß selbige Eurer Kaiserlichen Majestät Lehensleute und unsere guten Freunde werden möchten. Sie hätten nie einen Hispanier umgebracht und sich nie wider Allerhöchstdero Macht aufgelehnt. Zugleich schickten sie mir als Geschenk baumwollene Stoffe. Ich dankte ihnen und verhieß ihnen Allerhöchstdero Gnade, solange sie ehrliche und treue Untertanen Eurer Kaiserlichen Majestät blieben. Mit Freuden zogen sie von hinnen.
Am Freitag, den 5. April, brach ich von Tezkuko auf mit 30 Reitern und 300 wohlgewappneten Fußknechten, wobei ichzurückließ 20 Reiter und 300 Mann zu Fuß unter dem Oberbefehl des Hauptmanns Gonzalo von Sandoval. Mit mir zogen 20000 Indianer aus Tlaskala und Tezkuko.
In der ersten Nacht nahmen wir Quartier in Tlalmanalko, einer Stadt der Grafschaft Chalko, wo wir freundlich empfangen und gut beherbergt wurden. Seitdem die von Chalko mit uns im Bunde waren, stand hier eine hispanische Besatzung, denn der Ort ist wohlbefestigt und an der Grenze des Landes Mexiko gelegen.
Anderen Tags um neun Uhr sind wir in Chalko angekommen, haben uns aber allda nicht lange aufgehalten, sondern ich hab nur mit den Herren geredet und ihnen meinen Plan dargelegt, daß ich einen Zug um den See machen wolle, und daß ich verhoffte, die Rennschiffe fertig vorzufinden, wenn ich zurückkäme, um sie darnach auf das Wasser zu setzen.
Nach der Unterredung brachen wir um die Vesperzeit wieder auf und kamen an ein Dorf, das zum Lande Chalko gehört, wo 40000 Mann Kriegsvolk meiner harrte. Die Nacht verbrachten wir daselbst. Dieweil mir nun vermeldet ward, daß die Mexikaner im ebenen Felde stünden, befahl ich, daß am nächsten Morgen, vor Sonnenaufgang, die gesamte Kriegsmacht gewappnet und in voller Rüstung bereit wäre.
Am Morgen, nach der Messe, brachen wir auf. Ich ritt in der Vorhut samt 20 Reitern; in der Nachhut ließ ich 10. Der Marsch ging in das wilde Gebirge. Gegen zwei Uhr nachmittags zogen wir an einer Höhe vorbei, auf deren Kamm eine große Menge Weiber und Kinder versammelt waren, während das streitbare Volk an den Hängen lauerte. Als man uns wahrnahm, begann ein laut Kriegsgeschrei, und viel Rauch wirbelte auf. Alsbald schossen die Feinde auf uns mit Steinen, Wurfspießen und Pfeilen, wodurch wir manchen Verlust hatten. Obgleich ich erkannte, daß sie einen Angriff auf uns niemals wagen würden, so dünkte es mich doch, daß ich nicht an ihnen vorüberziehen und meinen Weg weiter verfolgen dürfe, dieweil man dasfalsch gedeutet hätte. Damit die Feinde nicht vermeinten, wir unterließen einen Angriff aus Feigheit, so erkundete ich den Berg, der etwa eine Meile Umkreis hatte und von Natur durch seine Steilheit wohl verwahrt
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