Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
war, so daß es manchem scheinen mochte, ihn erstürmen zu wollen sei Torheit. Die Höhe aber regelrecht zu belagern, um den Feind auszuhungern, dazu hatte ich nicht die Zeit. Daher beschloß ich, gemäß meiner Erkundung, die Höhe von drei Seiten zugleich anzugreifen, und befahl dem Fähnrich Christoph Corral, den ich allweg bei mir hatte, er solle mit sechzig Fußknechten auf der steilsten Seite hinaufklimmen. Etliche Armbruster und Büchsenschützen sollten ihm unerschrocken nachfolgen. Des weiteren gab ich den Hauptleuten Hans Roderich von Villaforti und Franz Verdugo den Befehl, mit ihren Kompagnien und etlichen Armbrustern von der anderen Seite hinaufzusteigen. Von einer dritten Seite sollten die Hauptleute Peter von Ircio und Andreas von Monjaraz mit nur wenigen Armbrustern und Büchsenschützen angreifen. Auf den ersten Büchsenschuß aber, ordnete ich an, hatten alle einmütiglich anzulaufen, mit dem festen Willen, zu siegen oder zu fallen.
Auf das besagte Zeichen hin begann auf allen drei Seiten das Stürmen, aber höher denn zwei Drittel des Berges vermochten wir nicht hinaufzukommen, dieweil der Gipfel allzu steil war. Auch warf man wider uns große Felsblöcke, die im Fallen zwar zerbrachen, aber dennoch viel Schaden anrichteten. Zwei Hispanier kamen dabei um und mehr denn zwanzig wurden verwundet.
Wie ich nun sah, daß es unmöglich war, die Höhe zu gewinnen, und da mir auch gemeldet ward, daß neue Feinde in der Ebene im Anzuge seien, so gab ich den Befehl zum Rückzug. Als wir wieder unten waren, machte ich einen Angriff auf die Feinde in der Ebene, schlug sie in die Flucht und tötete ihrer viele. Die übrigen ließ ich durch die Reiter verfolgen, was anderthalb Stunde währte. Bei diesem Nachsetzen bemerkten etliche derverstreuten Reiter, daß eine Meile weiter ein anderer, nicht so hoher Berg in gleicher Weise mit Volk besetzt war und daß um ihn herum mehrere Dörfer lagen. Zwei Dinge hatten wir also dort zu erwarten, die uns hier abgingen, erstlich Wasser, fürs andere einen leichteren Angriff, dieweil jener Berg weniger hoch war.
So zogen wir ab mit großer Trauer, daß wir nichts hatten schaffen können, und blieben angesichts des anderen Berges im Felde über Nacht, ohne Wasser für uns und die Pferde. Die ganze Nacht hindurch hörten wir das Kriegsgeheul der Feinde und das Getös der Pauken, Posaunen und Hörner.
Als es Tag ward, erkundete ich mit etlichen Hauptleuten die andere Höhe. Sie dünkte mir nicht viel niedriger zu sein denn die erste. Auch hatte sie ziemlich steile Hänge und Schroffen. Immerhin war der Berg an zwei seitlichen Stellen ersteigbar, an denen starke Besatzungen lagen. Während unsere Pferde eine Meile Wegs abseits an eine Tränke geschickt waren, machte ich mit etlichen anderen Rittern und den Hauptleuten eine zweite Erkundung zu Fuß, um Gelegenheiten auszuspüren, wie wir die Höhe könnten erstürmen. Wiewohl ich dazu gar keinen Befehl gegeben hatte, folgte uns das Fußvolk. Als wir nahe vor den steilen Hängen standen, vermeinten die Feinde über uns, daß wir einen Angriff auf ihre Mitte machen wollten. Deshalb verließen die Trupps auf den beiden Seiten ihre Stellung und gesellten sich zu denen in der Mitte. Als ich diese Veränderung beim Feinde wahrnahm, kam mir der Gedanke, daß ich ein gewonnen Spiel hätte, wenn ich die eine der beiden Seitenhöhen möcht erobern. Ich gab einem der Hauptleute den Befehl, er solle mit seiner Kompagnie in aller Stille die eine unbesetzte Seite des Berges einnehmen. Ich selbst griff mit dem übrigen Volk die Höhe von vorn an, und es gefiel dem Allmächtigen, daß wir hier bis dicht an den Feind herankamen und schier in gleicher Höhe mit ihm Fuß faßten. Vordem hatte ich geglaubt, dies wäre unmöglich. Inzwischen hatte der eine Hauptmanndie unbesetzte Stelle an der Seite eingenommen und begann von dort mit den Armbrüsten und Büchsen in die Feinde zu schießen. Als diese die Gefahr erkannten, zweifelten sie an ihrem Glück und warfen ihre Waffen nieder als Zeichen, daß sie sich wollten ergeben. Getreu meinem Grundsatz, mich den Indianern gütig und mild zu zeigen, auch wenn sie genugsam strafbar waren, ging ich darauf ein und empfing freundlich ihre Gesandten.
Als sie sahen, daß wir ihnen nichts zuleide taten, schickten sie Boten nach jenem anderen Berge, den wir nicht hatten erobert. Und wiewohl die dortigen Feinde gegen uns sieghaft geblieben waren, so ergaben auch sie sich Eurer Kaiserlichen Majestät und baten
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