Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
und großer Anstrengung. Am beschwerlichsten war der Marsch über einen Paß bei großem Durst. Viele Indianer kamen dabei vor Mangel um. Die zweite Nacht rasteten wir sechs Meilen weiter in etlichen Gehöften.
Als der Tag anbrach, kam uns zu Gesicht die schöne Stadt Xochimilko, die ungefähr vier Meilen von Temixtitan entfernt am Süßwassersee erbaut ist. Dieweil die Bürger daselbst unsere Ankunft lange vorher wußten, hatten sie auf dem Steindamm, der die Stadt mit dem Lande verbindet, einen Wall errichtetund alle Brücken ringsum abgetragen. Die Stadt selbst aber war voll tapferer Männer, die bei sich beschlossen hatten, entweder ihre Heimat zu erhalten oder zugrunde zu gehen.
Als wir davor angekommen waren, stellte ich mein Kriegsvolk in Ordnung auf, saß ab und rückte zu Fuß mit etlichen Fußknechten vor, bis an den Graben vor dem Wall, hinter dem ein großer Haufen Feinde zur Wehr lag. Als wir sie angriffen und die Armbruster und Büchsenschützen sie arg heimsuchten, verließen sie ihre Stellung. Die Hispanier sprangen ins Wasser und erstürmten drüben den Wall. Nach einer halben Stunde war der beste Teil der Stadt erobert. Die Feinde wichen zurück, setzten sich in ihre Zillen und kämpften von da aus noch lange mit uns, bis die Nacht anbrach. Etliche baten um Frieden, aber die anderen hörten trotzdem nicht auf zu fechten. Als sich die Bitte um Frieden öfters wiederholte, ohne daß die Schlacht allgemein ruhte, erkannte ich, daß der Feind dadurch nur Zeit gewinnen wollte, um sein Hab und Gut zu retten und um Hilfe von Temixtitan zu bekommen. Es fielen an diesem Tage zwei Hispanier, die sich vom großen Haufen gesondert hatten, um auf Raub auszugehen, dabei aber abgeschnitten wurden und in ihrer Not nicht zu retten waren.
Gegen Abend machten die Feinde einen Versuch, uns in den Rücken zu fallen. Plötzlich erschien nämlich ein großer Haufen an der Stelle, wo wir in die Stadt eingedrungen waren. Als ich diese Kühnheit wahrnahm, wandte ich mich mit sechs Reitern gegen sie. Aus Angst vor den Pferden machten sie kehrt. Wir eilten tapfer hinter ihnen her und stachen viele nieder, wiewohl wir selber in großer Gefahr waren. Sie fochten so mutig, daß etliche von ihnen es sogar wagten, sich mit Schwert und Schild den Reitern entgegenzustellen. Mitten unter ihnen stürzte mein Pferd vor Müdigkeit mit mir zu Boden. Als ich nun zu Fuß war, gingen mehrere von den Feinden auf mich los. Ich wehrte mich mit meiner Lanze. Ein Tlaskalaner sah meine Not und kam mir eilends zu Hilfe. Also brachten wir meinPferd wieder auf die Beine. Unterdessen sprangen Hispanier herbei, und die Feinde mußten weichen.
Müde zog ich darnach mit den Reitern in die Stadt zurück, zuvor aber, obgleich es schon stark dunkel geworden, ließ ich alle Stellen des Dammes, wo Brücken gestanden, mit Steinen zuschütten, damit die Reiter bequem in die Stadt und wieder heraus zu reiten vermöchten. Es war dabei viel Arbeit und Gefahr. Ich selbst bin nicht davongegangen, ehe der Weg nicht wiederhergestellt war. Die ganze Nacht hindurch hielten wir gute Wacht.
Als man in Temixtitan am anderen Morgen erfuhr, daß ich in Xochimilko war, da beschlossen sie, uns zu Wasser und zu Land anzugreifen, um uns umzubringen. Sie vermeinten, wir könnten ihnen nicht entrinnen. Ich war auf den Turm eines der Götzentempel gestiegen und beobachtete von da, wie die Mexikaner anrückten und von welcher Seite her ihr Angriff erfolgte, um darnach meine Befehle zu geben. Von der Seeseite her kamen an die 2000 Zillen, darauf ungefähr 12000 Krieger. Auf dem Land aber zogen solche Scharen von Indianern herbei, daß das ganze Feld bedeckt war. Ihre Hauptleute liefen vor ihnen her, hispanische Degen in den Händen, die sie uns ehedem in Temixtitan abgejagt hatten. Allerwegs erscholl ihr wildes Kriegsgeheul.
Jedem meiner Hauptleute gab ich Weisung, wo er sich mit seinen Leuten aufstellen sollte. Dieweil aber zu Land am meisten Feinde anrückten, wandte ich mich dorthin mit 20 Reitern und 500 Tlaskalanern. Wir teilten uns in drei Haufen, wobei ich den Befehl gab, in die Feinde einzubrechen und sich darnach an einer Höhe, die ich ihnen zeigte und die eine halbe Meile weg lag, alle wieder zu versammeln. Von dort gedachte ich einen neuen Angriff zu beginnen. Nachdem wir uns also getrennt hatten, griff ein jeder Schwarm auf eigene Faust den Feind an, stach nieder, soviel er konnte, um am Ende bei besagter Höhe sich wieder mit mir zu vereinen. Dort befahlich
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