Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
klopfte an der Tür, und das Stubenmädchen erschien abermals.
»Bitte, der Mann aus der Garage ist hier und möchte Sie sprechen, Sir.«
Poirot antwortete liebenswürdig:
»Lassen Sie ihn heraufkommen.«
Das Mädchen kicherte und verschwand. Poirot überlegte gutmütig, dass ihre Beschreibung seiner Person an manchen langen Winterabenden Unterhaltungsstoff für ihre Freundinnen bieten würde.
Es pochte wieder an der Tür – aber es war ein anderes Pochen, und Poirot rief:
»Herein.«
Er sah beifällig zu dem jungen Mann auf, der eintrat und verlegen, seine Mütze in den Händen drehend, dastand.
Hier, dachte er, war eines der schönsten menschlichen Exemplare, die er je gesehen hatte. Ein einfacher junger Mann mit der Gestalt eines griechischen Gottes.
Der junge Mann sagte mit einer leisen, rauen Stimme:
»Es ist wegen des Wagens, Sir. Wir haben schon herausgefunden, woran es liegt. Es ist eine Arbeit von ungefähr einer Stunde.«
Poirot fragte:
»Was ist mit dem Wagen los?«
Der junge Mann stürzte sich in eine Flut technischer Details. Poirot nickte leicht mit dem Kopf, aber er hörte nicht zu. Ein edler, vollendeter Körperbau war etwas, das er sehr bewunderte. Es liefen seiner Meinung nach zu viele bebrillte, nichtssagende Geschöpfe herum. Ja, ein griechischer Gott – ein junger Hirte aus Arkadien, dachte Poirot bei sich.
Der junge Mann hielt plötzlich inne. Hercule Poirot runzelte einen Moment lang die Stirne. Seine erste Reaktion war ästhetisch gewesen, die zweite war geistig. Er kniff die Augen neugierig zusammen und blickte auf.
Er murmelte:
»Ich verstehe. Ja, ich verstehe. Mein Chauffeur hat mir bereits das Gleiche gesagt.«
Er sah, wie dem anderen das Rot in die Wangen stieg, wie seine Finger nervös die Mütze umkrampften.
Der junge Mann stotterte:
»Ja – Sir – ja, ich weiß.«
Hercule Poirot sagte freundlich:
»Aber Sie hielten es für richtig, es mir selbst zu sagen.«
»Ja – Sir – ja, ich wollte es lieber selbst melden.«
»Das war sehr gewissenhaft von Ihnen«, meinte Hercule Poirot anerkennend.
In den letzten Worten lag eine leise, aber nicht misszuverstehende Verabschiedung; er erwartete jedoch nicht, dass der andere fortgehen würde, und so war es auch. Der junge Mann rührte sich nicht von der Stelle.
Seine Finger kneteten krampfhaft die Mütze, und er sagte noch leiser und verlegener:
»Ent-entschuldigen Sie bitte, Sir – aber es stimmt doch, nicht wahr, dass Sie der berühmte Detektiv sind? Sie sind doch Mr Pwarrit?« Er sprach den Namen vorsichtig aus.
»Ja, das stimmt«, gab Poirot zu.
Der junge Mann stammelte errötend:
»Ich habe einen Artikel über Sie in der Zeitung gelesen.«
»Ja?«
Der Junge war jetzt blutrot. In seinen Augen waren Schmerz – Schmerz und Bitte zu lesen.
Hercule Poirot kam ihm zu Hilfe. Er sagte sanft:
»Ja? Was wollen Sie mich fragen?«
Jetzt überstürzten sich die Worte:
»Ich fürchte, Sie werden es für eine große Unverschämtheit von mir halten, Sir. Aber dass der Zufall Sie hierher geführt hat, ist eine solche Chance, dass ich sie nicht verpassen darf. Nachdem ich über Sie gelesen habe und über die klugen Dinge, die Sie vollbracht haben, habe ich mir gedacht, dass ich Sie immerhin fragen könnte. Es ist doch erlaubt zu fragen, nicht wahr?«
Hercule Poirot nickte und forschte weiter:
»Brauchen Sie in irgendeiner Weise meine Hilfe?«
Der andere nickte. Er antwortete, heiser vor Befangenheit:
»Es ist – es ist wegen eines jungen Mädchens. Wenn – wenn Sie sie mir wieder finden könnten.«
»Wieder finden? Ist sie denn verschwunden?«
»Ja, Sir.«
Hercule Poirot richtete sich in seinem Stuhl auf. Er sagte schnell:
»Ich könnte Ihnen vielleicht helfen, ja. Aber die richtige Stelle, an die Sie sich wenden müssen, ist die Polizei. Das ist ein Fall für sie, und es stehen ihr weit mehr Hilfsmittel zur Verfügung als mir.«
Der Junge scharrte verlegen mit den Füßen. Er widersprach unbeholfen:
»Das kann ich nicht, Sir. Es ist nicht so eine Sache. Es ist alles sozusagen ein wenig merkwürdig.«
Hercule Poirot starrte ihn an, dann wies er auf einen Stuhl.
»Eh bien, dann setzen Sie sich – wie heißen Sie?«
»Williamson, Sir, Ted Williamson.«
»Setzen Sie sich, Ted, und erzählen Sie mir die ganze Geschichte.«
»Danke, Sir.« Er zog einen Stuhl heran und setzte sich behutsam auf den Rand. Seine Augen hatten noch den Blick eines bittenden Hundes.
Poirot sagte sanft:
»Sprechen Sie.«
Ted
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