Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
neugierig:
    »Waren Sie auch so blind, Mademoiselle?«
    Jane Moncrieffe sagte langsam:
    »Ich war furchtbar besorgt. Sehen Sie, die Arsenikmenge im Giftschränkchen stimmte nicht…«
    Dr. Oldfield rief entsetzt aus:
    »Jane. Du hast doch nicht gedacht -?«
    »Nein, nein – nicht du. Ich dachte, dass Mrs Oldfield es irgendwie in die Hand bekommen hatte – und es nahm, um sich kränker zu machen und Mitleid zu erregen, und dass sie aus Versehen zu viel genommen hat. Aber ich hatte Angst, dass wenn man eine Autopsie machen und das Arsenik finden sollte, niemand diese Möglichkeit in Betracht ziehen, sondern einfach daraus schließen würde, dass du es getan hast. Darum habe ich nie über das fehlende Arsenik gesprochen. Ich habe sogar das Giftbuch verbrannt. Aber Schwester Harrison ist die letzte Person, die ich je verdächtigt hätte.«
    Oldfield sagte:
    »Sie war ein so sanftes, mütterliches Geschöpf. Wie eine Madonna.«
    Poirot fügte traurig hinzu:
    »Ja, sie wäre wahrscheinlich eine gute Frau und Mutter geworden… Sie war ihren Gefühlen nicht gewachsen.«
    Er seufzte und murmelte leise:
    »Es ist ein Jammer!«
    Dann lächelte er den glückstrahlenden Mann und das lebensprühende junge Mädchen an und dachte im Stillen:
    Die beiden sind aus dem Schatten in den Sonnenschein hinausgetreten… Und ich, ich habe die zweite Arbeit des Herkules vollbracht.

Die Arkadische Hirschkuh
     
    H ercule Poirot stampfte mit den Füßen und blies in die Hände, um sich zu wärmen. Geschmolzene Schneeflocken tropften von seinen Schnurrbartspitzen herab.
    Es klopfte an der Tür, und ein Stubenmädchen erschien. Sie war ein untersetztes, kurzatmiges Mädchen vom Lande und starrte Hercule Poirot mit unverhohlener Neugier an.
    Sie fragte:
    »Haben Sie geklingelt?«
    »Ja. Wollen Sie so gut sein, das Feuer im Kamin anzuzünden?«
    Sie ging hinaus und kam gleich darauf mit Papier und Holzscheiten zurück. Sie kniete vor dem großen viktorianischen Kamin nieder und begann das Feuer anzufachen.
    Poirot fuhr fort, mit den Füßen zu stampfen, die Arme zu schwingen und in die Hände zu blasen.
    Er war ärgerlich. Sein Wagen – ein teurer Messarro Gratz – hatte nicht mit jener mathematischen Präzision funktioniert, die er von einem Auto erwartete. Seinem Chauffeur, einem jungen Mann, der ein ansehnliches Gehalt bezog, war es nicht gelungen, die Sache in Ordnung zu bringen. Auf einer Nebenstraße, anderthalb Meilen von der nächsten Ortschaft entfernt und bei beginnendem Schneefall, hatte der Motor endgültig den Dienst verweigert. Hercule Poirot, der wie immer elegante Lackschuhe trug, war gezwungen gewesen, die anderthalb Meilen zu Fuß zurückzulegen, um Hartly Dene, ein Dorf an der Themse, das im Sommer äußerst lebendig, im Winter jedoch vollkommen ausgestorben war, zu erreichen. Der »Schwarze Schwan« war über die Ankunft eines Gastes keineswegs entzückt. Der Wirt wurde geradezu beredt, als er eindringlich darauf hinwies, dass die Ortsgarage einen Wagen zur Verfügung stellen würde, mit dem der Herr seine Reise fortsetzen könnte.
    Hercule Poirot wies den Vorschlag zurück. Es verletzte seinen französischen Sparsinn. Einen Wagen mieten? Er hatte bereits einen Wagen – einen großen, kostspieligen Wagen. In diesem und keinem andern beabsichtigte er in die Stadt zurückzukehren. Und auf keinen Fall, sogar wenn die Panne rasch behoben werden könnte, würde er in diesem Schneegestöber vor dem nächsten Morgen weiterfahren. Er verlangte ein Zimmer, einen warmen Ofen und eine Mahlzeit. Seufzend führte der Wirt ihn in ein Zimmer, schickte das Zimmermädchen Feuer machen und zog sich zurück, um mit seiner Frau das Problem des Abendessens zu besprechen.
    Eine Stunde später, die Füße behaglich gegen das wohltuende Feuer ausgestreckt, gedachte Poirot mit Nachsicht des soeben verzehrten Abendessens. Gewiss, das Steak war sowohl zäh als knorpelig gewesen, die Kohlsprossen ausgewachsen, blass und wässerig, und die Kartoffeln hatten Herzen aus Stein gehabt. Noch konnte man die Nachspeise loben, die aus Apfelkompott mit Sauce bestanden hatte. Der Käse war hart und der Zwieback weich gewesen. Nichtsdestoweniger dachte Poirot, während er zufrieden in die züngelnden Flammen blickte und an einer Tasse flüssigen Straßenschmutzes, euphemistisch Kaffee genannt, nippte, war es besser, satt zu sein als hungrig und paradiesisch vor einem Kaminfeuer zu sitzen, nachdem man in Lackschuhen über verschneite Felder gestapft war.
    Es

Weitere Kostenlose Bücher