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Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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– wunderbar, hinreißend. Großartige Technik. ›Der Schwan von Tuolela‹ – das müssen Sie gesehen haben! Mein décor! Und das andere von Debussy, oder ist es von Mannine ›La biche au bois‹? Das tanzte sie mit Michael Novgin. Er ist großartig, nicht wahr?«
    »Und sie war die Freundin von Sir George Sanderfield?«
    »Ja, sie verbrachte die Wochenenden mit ihm in seinem Haus an der Themse. Angeblich gibt er wundervolle Partys.«
    »Wäre es Ihnen möglich, mon cher, mich Mademoiselle Samoushenka vorzustellen?«
    »Aber, mein Lieber, sie ist nicht mehr hier. Sie ist ganz plötzlich nach Paris oder irgendwohin gefahren. Wissen Sie, man munkelte, dass sie eine kommunistische Spionin war oder so irgendetwas – nicht dass ich es je geglaubt hätte. Sie wissen doch, wie die Leute solche Dinge verbreiten. Katrina hat immer behauptet, eine Zaristin zu sein – ihr Vater war ein Fürst oder Großfürst – die übliche Geschichte! Es macht sich besser.« Vandel schaltete eine Pause ein und kam dann wieder auf sein Lieblingsthema, seine eigene Person, zurück. »Wie gesagt, wenn Sie den Geist von Bathseba erfassen wollen, müssen Sie sich in die semitische Tradition versenken. Ich drücke es aus, indem – «
    Munter plätscherte sein Monolog weiter.
     
    Hercule Poirot war es geglückt, eine Zusammenkunft mit Sir George Sanderfield herbeizuführen, doch sie begann unter ungünstigen Auspizien.
    »Der dunkle Ehrenmann«, wie Ambrose Vandel ihn genannt hatte, war etwas befangen. Sir George war klein und vierschrötig, mit schwarzen Haaren und einem Fettwulst im Nacken.
    Er sagte:
    »Nun, Monsieur Poirot, womit kann ich Ihnen dienen? Hm – wir sind uns, glaube ich, noch nie begegnet.«
    »Nein, wir sind einander noch nie begegnet.«
    »Nun, was gibt es? Ich gestehe, dass ich neugierig bin.«
    »Nichts Besonderes – es handelt sich nur um eine Information.«
    Der andere lachte etwas gezwungen.
    »Ich soll Ihnen wohl einen Börsentipp geben, wie? Ich wusste nicht, dass Sie sich für die Börse interessieren.«
    »Es handelt sich nicht um les affaires. Es handelt sich um eine Frau.«
    »Oh, um eine Frau.« Sir George lehnte sich in seinem Fauteuil zurück, er schien aufzuatmen. Seine Stimme klang ungezwungener.
    Poirot fuhr unbeirrt fort:
    »Sie waren, glaube ich, mit Mademoiselle Katrina Samoushenka befreundet?«
    Sanderfield lachte.
    »Ja. Ein bezauberndes Geschöpf. Schade, dass sie von London fort ist.«
    »Warum ist sie von London fort?«
    »Mein Lieber, ich weiß es nicht. Vermutlich ein Krach mit der Direktion. Sie ist sehr temperamentvoll – sehr russisch in ihren Launen. Ich bedaure, dass ich Ihnen nicht behilflich sein kann, aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo sie jetzt sein kann. Ich habe sie ganz aus den Augen verloren.«
    In seinem Tonfall lag etwas Endgültiges. Er erhob sich, zum Zeichen, dass die Unterredung beendet war.
    »Aber ich fahnde ja gar nicht nach Mademoiselle Samoushenka«, wandte Poirot ein.
    »Nicht?«
    »Nein, es handelt sich um ihre Zofe.«
    »Ihre Zofe?« Sanderfield starrte ihn an.
    Poirot sagte: »Erinnern Sie sich vielleicht an ihre Zofe?«
    Sanderfield war wieder sichtlich befangen. Er meinte mürrisch:
    »Du lieber Himmel, nein, wie sollte ich? Ich erinnere mich, dass sie eine hatte… Übrigens ein schlechtes Frauenzimmer, die spionierte und herumschnüffelte und in alles ihre Nase steckte. Ich würde ihr an Ihrer Stelle kein Wort glauben. Die geborene Lügnerin.«
    Poirot murmelte:
    »Sie scheinen sich doch ganz gut an sie zu erinnern.«
    Sanderfield sagte hastig:
    »Nur mein persönlicher Eindruck, sonst nichts… Ich erinnere mich nicht einmal an ihren Namen. Warten Sie, Marie sowieso – nein, ich bedaure, ich kann Ihnen nicht helfen, sie ausfindig zu machen.«
    Poirot erklärte gelassen:
    »Ich habe den Namen Marie Hellin schon im Theater bekommen, auch ihre Adresse, aber Sir George, ich spreche von dem Mädchen, das vor Marie Hellin bei Mademoiselle Samoushenka war. Ich spreche von Nita Valetta.«
    Sir George machte große Augen. »An die kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Ich kann mich nur an Marie erinnern. Ein schwarzes kleines Frauenzimmer mit einem unangenehmen Blick.«
    »Das Mädchen, das ich meine, war im Juni vorigen Jahres auf Ihrem Besitz Grasslawn«, führte Poirot aus.
    Sanderfield sagte verdrossen:
    »Ich kann nur sagen, dass ich mich nicht an sie erinnere. Ich glaube nicht, dass sie eine Zofe bei sich hatte. Ich glaube, Sie irren

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